Unentschieden: Erfurt verspielt 3:1-Vorsprung gegen Münster

Das Topspiel zwischen den beiden noch ungeschlagenen Teams SC Preußen Münster und Rot-Weiß Erfurt hatte alles, was man sich als Fußballfan nur wünschen kann: 90 packende und jederzeit spannende Minuten, sechs Tore, spektakuläre Szenen und eine rote Karte. Am Ende steht ein 3:3 zu Buche, mit dem beide Mannschaften leben und zufrieden sein können. Erfurt führte durch Tore von Brandstetter, Tunjic und Stolze bereits mit 1:0 und 3:1, verpasste es jedoch, den Deckel zuzumachen und kassiert in den letzten drei Minuten noch zwei Gegentreffer. Für die Adlerträger erzielten zweimal Amaury Bischoff und Neuzugang Gaetano Manno die Tore.

Preußen-Coach Pavel Dotchev setzte auch im vierten Pflichtspiel der Saison auf die gleiche Startformation. Dafür nahmen mit Patrick Kirsch, der zuletzt Leidtragender der neuen U23-Regel war, und der im Sommer aus Osnabrück an die Hammer Straße gewechselte Manno zwei Spieler erstmals in dieser Spielzeit auf der Bank Platz. Auch Dotchevs Gegenüber Walter Kogler vertraute der gleichen Elf, die sich an den ersten beiden Spieltagen durch Siege gegen die Stuttgarter Kickers und den Halleschen FC auf Platz zwei der Tabelle geschossen hatte.

Zwei Tore in zwei Minuten

Und das Selbstvertrauen nach dem guten Saisonstart merkte man den Rot-Weißen auch sofort an. Von der ersten Sekunde an gingen sie aggressiv in die Zweikämpfe und bescherten Schiedsrichter Norbert Giese einen arbeitsreichen Nachmittag. Aber auch spielerisch wussten die Erfurter zu überzeugen und gingen nach gerade einmal neun Minuten in Führung. Brandstetter ließ Kühne mit einem feinen Lupfer stehen und schob den Ball anschließend am machtlosen Masuch vorbei ins Netz. Für seinen provokanten Jubel vor der Münsteraner Fiffi-Gerritzen-Kurve, bei dem er sich das Trikot vom Leib riss, kassierte er die Gelbe Karte. Die Preußen wirkten vom frühen Rückstand jedoch keineswegs geschockt. Keine zwei Zeigerumdrehungen nach dem 0:1 hebelte Bischoff nach einem feinen Doppelpass mit Dennis Grote die gesamte Gästeabwehr aus und hatte beim Abschluss ebenso wenig Mühe wie zuvor Brandstetter auf der anderen Seite. In der Folge waren die Münsteraner das spielbestimmende Team und hätten durch Schmidt, Kara und dreimal Piossek für die Wende sorgen können. Echte hochkarätige Chancen erspielte sich die Dotchev-Elf jedoch nicht. Die Erfurter dagegen konzentrierten sich zumeist darauf, den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten – im Notfall auch mit unfairen Mitteln. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff kamen sie wieder gefährlich vor das gegnerische Gehäuse, Tunjic scheiterte jedoch an Masuch.

Masuch-Blackout führt zum 1:2

Zu Beginn der zweiten Hälfte änderte sich zunächst nichts. Die Preußen verwalteten das Spiel und warteten auf ihre Chance. Ein Blackout von Masuch jedoch stellte das Spiel komplett auf den Kopf. Nach einem Rückpass ließ sich Münsters Schlussmann zu viel Zeit bis zum Abspiel, Tunjic grätschte dazwischen und besorgte die überraschende 2:1-Führung. Anders als zu Spielbeginn waren die Adlerträger nun völlig verunsichert. In der Defensive leistete sich die Elf um Kapitän Stefan Kühne immer wieder katastrophale Fehlpässe und Ballverluste. Möhwald, Brandstetter und Engelhardt hätten in den Minuten nach der Führung für das 3:1 sorgen müssen, vergaben jedoch teilweise leichtfertig vor dem Tor und verhalfen so Masuch, seinen Fehler größtenteils wieder wettzumachen. Der nächste Aufreger dann in der 67. Minute: Als eine Situation bereits abgepfiffen war, ließ sich Tunjic zu einer Tätlichkeit gegen Schmidt hinreißen und kassierte völlig zu Recht die Rote Karte. Am Spielverlauf änderte dies jedoch erst einmal wenig. Dotchev brachte mit Manno für den enttäuschenden Kara sowie Krohne für Kühne zwei frische Offensivkräfte. Die Lücken in der eigenen Abwehr sorgten jedoch weiterhin für Gefahr, acht Minuten vor Schluss erzielte der für Brandstetter eingewechselte Stolze das 3:1.

Manno trifft beim Debüt

Schluss war jedoch noch lange nicht im Preußenstadion, die 7.465 Zuschauer sollten noch denkwürdige Minuten erleben. Nach einem Eckball von rechts hämmerte Manno den Ball in die Maschen. Drei Minuten später wurde Bischoff an der Strafraumkante von Fillinger gefoult. Den fälligen Straßstoß verwandelte der Gefoulte gleich selbst. Wenig später war unter dem Jubel der Preußen-Fans dann Schluss. Trotz des verpassten dritten Siegs im dritten Spiel war Kogler aber zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Wir führten 3;1, hatten sehr viele Möglichkeiten, höher in Führung zu gehen und zu gewinnen. Dann kassieren wir aber sehr unglücklich den Ausgleich. Direkt nach dem Spiel ist die Enttäuschung über zwei verlorene Punkte noch groß, aber wir können mit dem Punkt sehr gut leben. Es war ein tolles Spiel“, so Erfurts Coach auf der Pressekonferenz. Dem konnte sich sein Kollege Dotchev nur anschließen, obwohl die Preußen das Spiel unbedingt gewinnen wollten: „Wir hatten das Spiel in der ersten Halbzeit im Griff, waren aber nicht zwingend und effizient genug vor dem Tor. Wir wollten in der zweiten Halbzeit auf unsere Chance warten, waren nach dem 1:2 jedoch geschockt. Da hat meine Mannschaft völlig die Linie verloren. Ich habe aber auch nach dem 1:3 noch daran geglaubt, dass wir das Spiel drehen können. Das haben wir dann auch sensationell geschafft, deswegen kann ich sehr zufrieden sein mit dem Punkt.“

Erfurt rutscht nach dem Remis vom zweiten auf den dritten Platz und trifft nächsten Samstag (14:00 Uhr) im zweiten Heimspiel der Saison auf den noch punktlosen Tabellenletzten Wacker Burghausen. Preußen Münster gastiert zeitgleich als neuer Neunter beim Tabellenführer SV Wehen-Wiesbaden.

Statistiken zum Spiel

FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photografie

   

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