"Unfassbar": Kocak schimpft über Elfmeter und Linienrichter

Die Krise des SV Sandhausen nimmt immer größere Formen an. Beim 0:1 in Cottbus blieb der SVS zum sechsten Mal in Folge ohne dreifachen Punktgewinn und ist nach nur einem Sieg aus den letzten 15 Spielen auf den drittletzten Rang abgerutscht. Trainer Kenan Kocak schimpfte nach der Partie vor allem über den Elfmeter gegen sein Team – und über Linienrichter Dominik Jolk, dem er "unmenschlichen Umgang" vorwarf.
"War nie und nimmer ein Elfmeter"
Er war nach Spielende mächtig sauer, SVS-Coach Kenan Kocak, als er im Interview mit "MagentaSport" auf die Elfmeterszene aus der 71. Minute – Copado war im Duell mit Weik zu Fall gekommen – zu sprechen kam. "Das war nie und immer ein Elfmeter", schimpfte der 44-Jährige und konnte es beim Anschauen der Bilder kaum fassen: "Wo trifft er ihn denn? Gucken Sie mal. Was ist das?" Als "Telekom"-Moderatorin Julia Kleine daraufhin von einer "strittigen Entscheidung" sprach, redete sich der SVS-Coach erst recht in Rage: "Also wenn Sie jetzt zu der Situation strittig sagen, sind Sie nicht unparteiisch. Also Entschuldigung. Da gibt es keine zwei Meinungen."
Kocak verwies darauf, dass Weiks Kontakt am rechten Bein von Copado außerhalb des Strafraums stattfand, was auch die TV-Bilder klar zeigen. Mit dem linken Bein stand Copado zum Zeitpunkt des Kontakts allerdings auf der Linie, was Schiedsrichter Patrick Alt auf Hinweis seines Assistenten Dominik Jolk offenbar dazu bewog, den Elfmeter zu geben. "Die Herren (das Schiedsrichter-Team; d. Red.) werden jetzt wieder nach Hause fahren, alles schön und gut. Und dann geht es für die nächste Woche weiter irgendwo bei einem Spiel. Wir müssen gucken, dass wir uns hier aus dem Dreck ziehen." Energie-Coach Claus-Dieter Wollitz sprang seinem Trainerkollegen zur Seite: "Ich denke schon, dass es ein Foulspiel ist, aber ob das dann auf der Strafraumlinie war … Der Frust ist mehr als nachvollziehbar." Sauer war Kocak aber nicht nur wegen der Elfmeter-Entscheidung, sondern auch aufgrund der Art und Weise, wie Jolk mit ihm umgegangen sein soll.
"Unmenschlicher Umgang"
"Er sagt zu mir 'Halt deinen Mund'", berichtete der 44-Jährige und monierte: "Das ist doch kein Umgangston miteinander. Man erwartet immer Respekt von uns, aber gleichzeitig müssen wir auch Respekt von den Linienrichtern erwarten. Und ich lasse mir von einem Linienrichter nicht einfach 'Halt deinen Mund" sagen." Wenn ein Assistent so mit einem Trainer umgeht, "dann müssen sich die Herren beim DFB auch mal hinterfragen, ob sie ihren Schiris mal Schulungen im sozialen Bereich geben", schimpfte Kocak auf der Pressekonferenz und sprach von einem "unmenschlichen Umgang".
Der 44-Jährige konnte sich gar nicht mehr beruhigen: "Ein Unding und unfassbar, was er da abgezogen hat. Das werde ich dem DFB im Rahmen meiner Möglichkeiten auch sagen." Kocak habe weder jemanden beleidigt, noch beschimpft. "Ich sage nur, für mich war das einfach kein Elfmeter. Die Entscheidungen passieren wieder, wir haben keinen VAR." Die Kommunikation mit Schiedsrichter Patrick Alt, sei hingegen "total super" gewesen, er sei "sehr kooperativ" gewesen, berichtete Kocak über einen Austausch nach Spielende. "Auch der Vierte Offizielle war richtig gut und kommunikativ."
Niederlage als "Schlag in die Fresse"
Doch bei allem Frust über den strittigen Elfmeter gehört zur Wahrheit auch dazu, dass es die Sandhäuser in einer starken zweiten Halbzeit verpasst hatten, mindestens einen Treffer zu erzielen. Die Chancen dazu waren vorhanden, allein zweimal landete der Ball am Aluminium. Das musste auch Kocak einräumen: "Wir hätten die eine oder andere Situation besser ausspielen können." Entsprechend dürfe der Elfmeter nicht als Alibi für die Niederlage genutzt werden. "Die Jungs tun mir einfach Leid für den Aufwand, den sie betreiben. Nicht nur heute, auch in der täglichen Arbeit", so Kocak, der in der Startelf gleich sieben Wechsel vorgenommen hatte. Sein Team habe das Spiel kontrolliert, umso ärgerlicher sei es, die Partie verloren zu haben. Jetzt wieder mit leeren Händen da zu stehen, sei "ein Schlag in die Fresse".
Insgesamt war es bereits die 13. Pleite in dieser Saison, nur Hannover II und Unterhaching haben noch häufiger verloren. Nach sechs nicht gewonnenen Partien in Folge nur einem Sieg aus den letzten 15 Spielen ist der SVS in der Tabelle auf den drittletzten Platz abgerutscht. Der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt zwar "nur" zwei Punkte, könnte im Laufe des Sonntags aber noch auf drei Zähler anwachsen. Nach der Länderspielpause, in der Sandhausen im Landespokal bei Siebtligist VfR Gommersdorf gefordert ist, kommt es in zwei Wochen zum Sechs-Punkte-Spiel gegen Hannover II. Ein Sieg ist Pflicht. "Wir müssen weitermachen", gab sich Kocak kämpferisch.