"Unsere schwächste Leistung": Klartext bei RWE nach Pleite in Ulm

Erfolgsserie gerissen: Nach zuletzt fünf Spielen in Folge ohne Niederlage ging Rot-Weiss Essen am Sonntag beim 1:2 in Ulm erstmals seit dem 1. Spieltag wieder als Verlierer vom Platz. Im Nachgang sprachen die Beteiligten Klartext.
"Sehr unbefriedigend"
Vier Minuten vor dem Ende wurde es plötzlich nochmal spannend: Nachdem die Ulmer durch einen Chessa-Doppelpack auf 2:0 davon gezogen waren, kam RWE über einen Distanzschuss von Sapina zum Anschluss. Doch für den Ausgleich reichte es anschließend nicht mehr. Leistungsgerecht wäre das Remis aber ohnehin nicht gewesen, zu behäbig präsentierte RWE sich in den ersten 45 Minuten. "Wir haben es nicht verdient gehabt, etwas mitzunehmen", gab Trainer Christoph Dabrowski im "Magenta-Sport"-Interview ehrlich zu. "Man sieht, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben." Nicht zuletzt in der Offensive, stehen nach sieben Spielen doch erst sechs Tore zu Buche.
Warum tat RWE sich gegen den Aufsteiger über weite Strecken so schwer? "Es ist nicht einfach, eine Erklärung zu finden", war auch Dabrowski zunächst ratlos. "Wir haben uns natürlich etwas ganz anderes vorgenommen, wollten mehr Spielkontrolle und mehr Aggressivität. Leider haben wir das nicht geschafft." Die Gründe dafür konnte der RWE-Coach auf Anhieb benennen: "Es waren einfach zu viele Ballverluste drin, zudem sind wir oft hinterher gelaufen, hatten keinen Zugriff und Probleme damit, Torchancen zu erspielen", lautete seine lange Mängelliste. Vor allem der Auftritt vor der Pause sei "sehr unbefriedigend" gewesen, fand Dabrowski klare Worte. "Das war 3. Liga, da bekommt man nichts geschenkt – gerade gegen so einen hungrigen Aufsteiger. Es ist jede Woche ein Zermürbungskampf."
"Der bisher stärkste Gegner"
Dass RWE mit leeren Händen vom Platz ging und erstmals nach vier Spielen wieder ein Gegentor kassierte, machte Vinko Sapina aber auch an der Stärke der Gastgeber fest: "Ulm war sehr gut auf uns eingestellt. Das war der bisher stärkste Gegner, gegen den wir in dieser Saison gespielt haben." Von Essen sei es im Umkehrschluss "die schwächste Leistung" gewesen. "Wir sind einfach nicht zur Entfaltung gekommen." Vielleicht hätte RWE mindestens einen Punkt mitgenommen, wenn Torben Müsel nach 79 Minuten die Riesenchance auf den Ausgleich genutzt hätte. "Wenn er den reinmacht, dann steht es 1:1. Aber das ist 3. Liga." Am Ende hatte RWE sogar noch Glück, dass Ulm nicht auf 3:1 stellte.
Trotz der Niederlage blickte Sapina auch mit einem lachenden Auge auf die Partie zurück, schließlich war es für ihn die Rückkehr in die Heimat und die alte Wirkungsstätte. "Das war sehr besonders, meine ganze Familie und viele Freunde sind hier", sagte der gebürtige Ulmer, der in der Jugend sowie von 2011 bis 2021 für den SSV spielte. Für Freude sorgte bei Sapina auch die Tatsache, dass die mitgereisten Fans das Team nach Spielende mit Applaus vor dem Block empfingen: "Das ist Wahnsinn. Einfach unglaublich, wie brutal wir unterstützt werden." Den Fans wieder etwas zurückzahlen kann RWE am nächsten Sonntag gegen Dynamo Dresden. "Wir dürfen uns nicht ausruhen, sondern müssen weitermachen", gab Sapina die Richtung vor.