Unsere Wünsche an das Jahr 2021
2020 war aus Fußballsicht grausig, da müssen wir nicht drumherum reden. Da konnten die Spiele noch so kurzweilig sein, die Entscheidungen am Saisonende noch so dramatisch – ohne Zuschauer ist das alles nichts, und mit den Sorgen einer Pandemie im Hintergrund fällt Fußball längst nicht allen leicht. 2021 könnte – hoffentlich ab dem Frühjahr – Besserung bringen. Diese Wünsche für das neue Jahr tragen wir an die 3. Liga heran.
Die Rückkehr der Fans
Die Corona-Pandemie sorgt mancherorts seit zehn Monaten für gravierende Einnahmenausfälle und dafür, dass von eigentlich faszinierenden Events nicht mehr viel übrig ist. Geisterspiele, leere Ränge – sie sind für Sportinteressierte zu einem prägenden Symbol dieser schweren Zeit geworden, wirklich dran gewöhnt haben wir alle uns an diesen Zustand nicht, wohl aber damit abgefunden, dass es bis heute kaum eine deutlich bessere Lösung gibt. Nun haben wir bereits Januar, der Frühling deutet sich fern am Horizont an, dazu laufen die Impfprogramme zwar schleppend, aber sie laufen.
Es gibt Anzeichen dafür, dass wir nach dem Sommer dem Vor-Corona-Zustand deutlich näherkommen werden, vielleicht ja sogar zum Saisonfinale noch einige Zuschauer zulassen können? Derzeit ist das nur Spekulation, verbunden mit der Hoffnung auf ein Ende der Viruswelle. Und das brauchen wir alle für unser Gemüt. 20.000 in Kaiserslautern, 18.000 in Magdeburg, 30.000 in Dresden – die Erinnerung an die Atmosphäre, die uns die 3. Liga bescheren kann, ist ein wenig verblasst. Ohne Euch im Stadion fehlt der wichtigste Attraktivitätsfaktor unserer Spielklasse. Wir können es kaum abwarten, dass uns 2021 positiv überrascht – im Idealfall mit bedingungslos geöffneten Arenen. Für diesen frommen Wunsch würden wir auf vieles andere verzichten.
Hochspannende Auf- und Abstiegsentscheidungen
Genau das macht die 3. Liga aus: Niemand weiß im Winter, wo er im Sommer steht. Würzburg und der FC Bayern II schafften es vor einem Jahr vom 13. respektive 15. Tabellenplatz aus noch zu Aufstieg und Meisterschaft, andere stürzten dafür ab. In diesem Jahr hat sich die Liga bislang genau so gezeigt, wie wir sie schätzen: unberechenbar. Duisburg und Magdeburg am Tabellenende – wer hätte das erwarten können? Dafür mischen drei der vier Aufsteiger fröhlich vorne mit. Und auch die Punkteabstände lassen vermuten, dass wir im Mai wieder den Atem anhalten dürfen: Platz 2 und Platz 9 trennen gerade einmal vier Punkte, Nachholspiele machen die Rechenspiele noch komplizierter.
Ähnlich ist es im Keller: Platz 12 und 20 sind sechs Zähler voneinander entfernt, auch hier müssen diverse corona-bedingt abgesagte Matches noch ausgetragen werden. Das gegenwärtige Punkteniveau deutet aber bereits darauf hin, dass in diesem Jahr für den Klassenerhalt 45 Punkte notwendig sein könnten. In der Marathon-Rückrunde mit 21 bis 24 Spielen wird es ganz gewiss turbulent zugehen. Wir wünschen uns, dass wir am 38. Spieltag wieder einen Krimi bis in die letzten Minuten der Saison erleben dürfen.
Attraktive Neulinge im Sommer
Nun besteht das Jahr 2021 nicht nur aus den ersten sechs Monaten. Einiges deutet darauf hin, dass wir uns im Frühsommer von dem ein oder anderen Schwergewicht der Liga wieder verabschieden müssen. Dynamo Dresden ist auf bestem Wiederaufstiegskurs, auch 1860 München ist gut wie lange nicht positioniert. Hintenüber fallen könnten beispielhaft Magdeburg und Duisburg. Ganz gleich, ob man diese Klubs sympathisch findet oder nicht – ihr Auf- und Abstieg wäre ein Verlust für die 3. Liga.
Doch ebenso ist schon zu erahnen, wer bald nachrücken könnte. Angefangen in der 2. Liga, kämpft der FC St. Pauli nach etlichen Jahren in den Bundesligen mehr denn je gegen den Absturz – es wäre eine Premiere in der eingleisigen 3. Liga für die Mannen vom Millerntor mit ihrer deutschlandweiten Fanbasis. In der Regionalliga West ist Rot-Weiss Essen bärenstark gestartet, könnte nach der verpassten Drittliga-Qualifikation 2008 und endlos langen Jahren im Amateurfußball als lange schlafender und nun erwachter Riese auf die große Bühne zurückkehren.
Darüber hinaus gibt es von Weiche Flensburg über Steinbach-Haiger und Viktoria Aschaffenburg bis Viktoria Berlin einige noch gänzlich unbekannte Namen, die in den übrigen Staffeln gut positioniert sind, teils aber seit zwei Monaten mit dem Spielbetrieb aussetzen. Ein weiterer alter Bekannter mit ordentlichen Aufstiegschancen ist der Vierte der Südwest-Staffel: Die Kickers Offenbach waren zuletzt vor acht Jahren Teil der 3. Liga. Wir wünschen uns schon jetzt auch für die Saison 2021/22 ein spannendes und abwechslungsreiches Teilnehmerfeld.
Kein Vereinssterben
Aus ganz verschiedenen Gründen, aber oftmals der gleichen Ursache geht es fast allen Vereinen der 3. Liga derzeit nicht gut. Manche bringen finanzielle Altlasten mit, andere sind durch Sponsoren-oder Investoren-Rückzüge getroffen und wiederum anderen ist schlicht ein riesiger Anteil des Saisonetats durch fehlende Zuschauer weggebrochen. Corona hat an den ohnehin auf Kante genähten Sparbüchern der Drittligisten geknabbert, viel ist nicht mehr übrig. Bislang ist einzig der 1. FC Kaiserslautern in eine geplante Insolvenz gegangen, die für den Klub sogar die Möglichkeit eröffnet, irgendwann wieder wirtschaftlich zu gesunden. Doch auch bei anderen Vereinen rinnen hinter den Kulissen die Schweißperlen.
Wir wünschen uns, dass alle Entscheidungen in diesem Jahr auf sportlichem Wege getroffen werden. Kein Klub soll sich vorzeitig zurückziehen oder nach der Saison Konkurs anmelden müssen. Auch nicht jene, die sich in die Hände von launischen Investoren gegeben haben und als Konsequenz dessen jetzt in Not geraten. Gleichwohl müssen Entwicklungen, wie sie nun in Krefeld oder München zu beobachten sind, als Warnschuss verstanden werden: Das Wohl eines Vereins in die Hände von Einzelpersonen zu legen, ist und bleibt eine äußerst riskante Wette.