"Unter aller Kanone": Janßen mit schweren Vorwürfen an Arminia

Gegen Arminia Bielefeld hat Viktoria Köln am Sonntagabend nicht nur das Spiel (0:2), sondern auch Trainer Olaf Janßen verloren, nachdem dieser in Minute 70 mit Rot vom Platz geflogen war. Im Anschluss klärte der 58-Jährige auf – und erhob schwere Vorwürfe an die Arminia. Deren Trainer Mitch Kniat zeigte sich geständig.

"Das finde ich drüber"

So hatte man Olaf Janßen selten gesehen. Als sich Arminia-Keeper Jonas Kersken in der 70. Minute ohne erkennbaren Grund behandeln ließ, woraufhin Bielefelds Trainer Mitch Kniat seine Mannschaft zu einer taktischen Besprechung an die Seitenlinie holte, war der Viktoria-Coach außer sich, sprach von "Schweinerei", verließ die Coaching-Zone und sah aufgrund seiner wüsten Proteste die rote Karte. Nach der Partie hatte sich der 58-Jährige zwar wieder beruhigt, war über die Szene aber immer noch mächtig sauer. "Jeder weiß, wie ich zu Mitch Kniat stehe. Er ist überragender Trainer und ein überragender Mensch. Aber das passiert in jedem zweiten Spiel. Der Torwart legt sich hin, hat keine Verletzung. Die ganze Mannschaft geht zur Bank und bekommt eine taktische Anweisung", erklärte Janßen im "MagentaSport"-Interview ganz sachlich – und ärgerte sich vor allem deswegen darüber, weil seine Mannschaft dadurch aus dem Rhythmus gebracht wurde.

"Wir machen in der zweiten Halbzeit ein überragendes Spiel, und er stellt seine Mannschaft nochmal ein. Das finde ich unter aller Kanone. Eine Verletzung vorzutäuschen, um dann seine ganze Mannschaft an die Seitenlinie zu holen und eine taktische Ansprache zu machen, das finde ich drüber. Das macht man nicht, das ist unsportlich und nicht im Sinne des Erfinders." Janßen bezeichnete sich als "Gerechtigkeitsfanatiker" und habe daher ein Ventil gebraucht. Dabei sei ihm schon im Vorfeld klar gewesen, dass die Arminia zu diesem Mittel greifen werde. Sogar dem Schiedsrichter habe er dies zuvor mitgeteilt. Dass er anschließend die rote Karte gesehen hatte, konnte Janßen nachvollziehen: "Mein Fehler war, dass ich die Coachingzone verlassen habe und im Spielfeld stand."

Kniat gesteht taktischen Kniff ein

Kersken selbst gab sich unschuldig: "Es ist eine lange Saison. Ich glaube, wir haben jetzt über 40 Spiele. Das hinterlässt seine Spuren. Wenn dann eben Aktionen kommen, die kleine Verletzungen wieder aufmachen und schmerzhaft sind, lasse ich mich behandeln. Damit ist alles gesagt." Dagegen gestand Trainer Mitch Kniat ein, mit dem taktischen Kniff eine "Grauzone" im Regelwerk zu nutzen. Denn wenn ein Torhüter behandelt wird, kann das Spiel nicht fortgesetzt werden. "Ich kann das verstehen, aber das sind die Regeln. Man kann es natürlich als unsportlich titulieren, aber wenn Spieler auf dem Boden liegen bleiben, haben sie ganz selten eine Verletzung."

Bereits nach dem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken hatte der Arminia-Coach laut der "Neuen Westfälischen" gesagt: "Das mit dem Torwart ist bei uns auch immer geplant. Kersken hat nichts, sondern wir wollen taktisch ein paar Änderungen vornehmen. Es gibt ein paar Kniffe, die die Jungs lernen müssen. Wenn du als Fußballer so schlecht warst, wie ich musst du dir was einfallen lassen. Was das angeht, war ich ganz weit vorne. Das kann ich den Jungs weitergeben.“ Fakt ist: Sowohl gegen Saarbrücken als auch gegen Köln konnte Kersken die Partie zu Ende spielen. Die Schiedsrichter seien indes weitgehend machtlos, wie Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH, gegenüber der "Sportschau" betont: "Man kann dem Torhüter grundsätzlich nichts beweisen. Und die anderen Spieler verhalten sich bei einer Taktikbesprechung ebenfalls regelkonform, wenn sie das Spielfeld nicht verlassen."

Trotz Niederlage stolz

Aus sportlicher Sicht war Janßen indes trotz der Niederlage stolz auf seine Mannschaft. "Nicht umsonst kommen die Bielefelder mit lobenden Worten zu uns. Die Jungs machen es einfach überragend, wobei ich natürlich zugeben muss, wenn ich mir drei Punkte mehr auf dem Konto vorstelle, dann tut das natürlich ein bisschen weh." Denn durch die Niederlage bleiben die Höhenberger bei 50 Zählern stehen und benötigen nun wohl eine Siegesserie im Endspurt, um nochmal in den Aufstiegskampf eingreifen zu können.

Die nächste Möglichkeit, den Rückstand von derzeit sechs Punkten auf Rang 3 zu verkürzen, gibt es am kommenden Samstag bei Energie Cottbus. Dann aber ohne Janßen an der Seitenlinie. Zudem werden auch Enrique Lofolomo (Gelb-Rot) und Said El Mala (fünfte gelbe Karte) fehlen.

   

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