Verls Paetow: "Vier Niederlagen am Stück lassen keinen kalt"
In die Schublade des eher wortkargen Norddeutschen lässt sich Torge Paetow nicht stecken. Als Kapitän des derzeit strauchelnden SC Verl weicht der 28-Jährige im Interview mit liga3-online.de keiner Frage zur Negativserie der Ostwestfalen aus und spricht über das Nachbarschaftsduell gegen Arminia Bielefeld sowie das Wiedersehen mit seinem Vorgänger Mael Corboz.
"Musste ich mich in der Kabine erstmal sammeln"
liga3-online.de: Zu Flensburger Zeiten heizten Sie große Spiele und Derbys (u.a. gegen Holstein Kiel) in Ihrem eigenen Podcast "Weiches Holz" an. Warum gibt nach nunmehr eineinhalb Jahren im Verl-Trikot noch kein neues Format, Herr Paetow?
Torge Paetow: Eine gute und berechtigte Frage. Dieser Podcast war ein gemeinsames Projekt mit Hauke Wahl. Es gab auch immer mal Überlegungen, das Format unter neuem Namen fortzusetzen, aber dann haben wir das irgendwie aus den Augen verloren. Ein Name, der sowohl zum SC Verl als auch zu seinem jetzigen Club (FC St. Pauli, Anm. d. Red.) passt, wäre jetzt nicht das Problem.
Wie wäre der potenzielle Folgen-Titel für das Duell zwischen Arminia Bielefeld und Verl?
Wenn wir vor dem Spiel rercorden, dann vielleicht sowas wie: Alle nach Bielefeld (überlegt). Beim Hinspiel platzte die Sportclub Arena regelrecht aus allen Nähten. Jetzt wird die Kulisse mehr als drei- oder viermal so groß.
Mit Blick auf die Rückrundentabelle wäre auch "Höllische Nachbarn im Keller" passend. Auf wem lastet am Sonntag der größere Druck?
Vier Niederlagen am Stück lassen keinen kalt. Trotzdem genießt du im familiären Umfeld von Verl noch eher die Ruhe als bei unserem Nachbarn, der auch mit anderen Erwartungen in die Saison gestartet ist. Jetzt auf Platz 15 gehen im Bielefelder Umfeld eben die Alarmglocken an.
Über welche Pleite haben Sie sich während der seit dem 24. Spieltag anhaltenden Negativserie am meisten geärgert?
Eindeutig: 1860 München am vorherigen Spieltag. Nach der 0:1-Heimniederlage musste ich mich in der Kabine erstmal sammeln. Eine Erklärung dafür, das wir da nicht zumindest mit einem Remis rausgehen, habe ich immer noch nicht gefunden. Dieses Eier-Tor, als dem Gegner der Ball irgendwie passend vor die Füße springt, verfolgt uns wohl noch einige Zeit.
"Sind nicht in der Position für irgendwelche Sticheleien"
In diesen Phase sind Sie nunmehr besonders gefordert, nachdem Sie zur Winterpause die Kapitänsbinde übernommen hatten!
Auch ohne Binde war ich ein Typ, der gerne Verantwortung übernimmt. Ich bin mir der jetzt nochmal größeren Rolle bewusst und will die Kabine auf ähnliche Weise zusammenhalten wie es mein Vorgänger Mael Corboz geschafft hat. Dazu gehört, auch mal Fehler, die Laufleistung oder andere Dinge anzusprechen, die anderen vielleicht nicht direkt bewusst waren.
War die K-Frage ein längerer Prozess von Gesprächen mit Alexander Ende oder hat der Coach von Anfang an Sie als Nachfolger im Blick gehabt?
Der Abschied von Mael kam im Januar so plötzlich, sodass wir Spieler und auch der Coach erstmal schlucken mussten. Nach einigen Gesprächen innerhalb des Mannschaftsrates und mit dem Trainer ging es dann recht schnell. Bei einem Team-Building-Event wurde ich offiziell als Kapitän präsentiert.
Im Nachbarschaftsduell kommt es auch zum Wiedersehen mit Ihrem schon angesprochenen Vorgänger – inklusive der typischen Sticheleien unter Ex-Teamkollegen?
Bis Dienstag kamen keine Nachrichten von Mael, auch von unserer Seite ist es ruhig. Wenn wir auf die letzten Wochen und die Ergebnisse blicken, sind wir nicht in der Position für irgendwelche Sticheleien. Was dann in einzelnen, hitzigen Situationen auf dem Rasen passiert, wird sich zeigen.
Neben Corboz ging auch Oliver Batista Meier (war von Dynamo Dresden ausgeliehen, jetzt Grasshopper Club Zürich) von Bord. Täuscht der Eindruck oder fehlt Verl – gerade für Spiele wie in Bielefeld – dieser Siege erzwingende Unterschiedsspieler?
Diese Einordnung höre ich nicht zum ersten Mal. Wir müssen nicht darüber reden, dass Oliver Batista Meier nahezu jedem Drittligisten gut zu Gesicht stehen würde. Gleichzeitig behaupte ich: Zu einer 30 Punkte-Hinrunde gehört viel mehr. Bei den meisten Siegen kamen wir über die mannschaftliche Geschlossenheit und den Matchplan. Unseren fußballerischen Weg werden wir nicht verlassen und wollen gerade denen, die uns nur an Batista Meier gemessen haben, das Gegenteil beweisen.