Vermeij im Interview: "Wollen die Hinrunde nochmal toppen"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Vincent Vermeij vom MSV Duisburg über die Herbstmeisterschaft, einen positiven Kulturschock und verrät, was – neben dem Aufstieg – noch auf seinem Wunschzettel für Weihnachten steht.
"Ruhrgebiet ein positiver Kulturschock"
liga3-online.de: Herzlichen Glückwunsch zur vorzeitigen Herbstmeisterschaft, Vincent Vermeij. Was bedeutet dieser Erfolg für den MSV Duisburg?
Vincent Vermeij: Den MSV-Fans und uns als Mannschaft gibt der Herbstmeister-Titel ein gutes Gefühl und ist eine Bestätigung für die Leistung auf dem Platz. Uns ist aber auch klar: Bedeutung können wir unserer guten Saison erst nächstes Jahr im Mai geben.
Hand aufs Herz: Hatten Sie am Anfang vielleicht auch Ihre Zweifel? Zum Trainingsauftakt im Juni stand der MSV noch mit elf Spielern und ohne Torwart da!
Ich selbst bin auch erst ein paar Tage später dazugestoßen. Da dachte ich mir einerseits: Oh, da fehlen uns noch paar Jungs. Trotzdem hab ich sofort gesehen, dass die Spieler, die schon hier waren, viel Qualität mitbringen. Dann kam fast jeden Tag ein oder mehrere Neuzugänge dazu und wir sind schnell zu einem Team zusammengewachsen.
Duisburg ist Ihre erste Station außerhalb der Niederlande. War die Sprache die einzige Hürde bei einem Wechsel ins Ausland?
Nicht die einzige, aber die größte Hürde. Ich hatte in der Schule nur ein Jahr Deutsch-Unterricht und das ist auch schon wieder knapp zehn bis zwölf Jahre her. Ich wüsste nicht wie katastrophal es ohne meine Freundin jetzt immer noch wäre. Sie spricht fließend deutsch, hat außerdem den Großteil des Umzugs organisiert. So konnte ich mich ganz auf Fußball und meinen neuen Klub konzentrieren.
Stichwort: Kulturschock! Haben Sie denn auch schon Frikandel gegen Currywurst eingetauscht?
Bis jetzt habe ich das nicht so oft gegessen, aber favorisieren würde ich auf jeden Fall die holländische Variante (lächelt). Ansonsten ist das Ruhrgebiet ein recht positiver Kulturschock für meine Familie. Hier leben viele gemütliche Menschen. Das erinnert mich ein bisschen an meinen früheren Verein BV De Graafschap in der Provinz Gelderland, wo wir uns sehr wohl gefühlt hatten.
"Viele Spezialkräfte in der Mannschaft"
Kann man sportlich die niederländische Eredivisie, wo Sie mit Heracles Almelo gekickt haben, mit der deutschen 3. Liga vergleichen?
Das ist schwierig. Wenn man mal Ajax Amsterdam, Eindhoven und die anderen Top-Klubs weglässt, könnten jedenfalls fast alle Klubs aus der 2. Bundesliga problemlos dort mithalten. Vielleicht auch der eine oder andere Drittligist.
Wissen Sie über die 3. Liga, dass zehn der bisherigen elf Herbstmeister am Saisonende aufgestiegen sind?
Nein, da hätte ich ehrlich gesagt mit weniger Teams gerechnet. Das sind natürlich gute Vorzeichen für uns. Auch wenn wir spielerisch oft überzeugt haben, darf man nicht vergessen, dass viele knappe Ergebnisse dabei waren. Die Spiele gegen Bayern II, Viktoria Köln und in Rostock in den letzten Wochen haben wir zum Beispiel alle mit einem Tor Unterschied gewonnen.
Die Konkurrenz bleibt groß, da selbst der nächste MSV-Gegner Unterhaching als Fünfter nur zwei Punkte Rückstand auf Platz zwei hat. Wie viele Zähler werden nötig sein, um bis zum Schluss oben zu stehen?
Ich überlasse solche Rechenspiele gerne meinen jüngeren Mitspielern. In der Kabine ist zumindest oft von 75 Punkten die Rede. Ob das in der Vergangenheit immer gereicht hat, weiß ich nicht. Wir werden jedenfalls alles daran setzen, um die Hinrunde noch mal zu toppen.
Ist die Breite und Flexibilität des MSV-Kaders – gegen Bayern II (3:2) siegte man jeweils zwei gelernten Außenverteidigern und Stürmern in der Viererkette – der Schlüssel?
Unser Trainer Torsten Lieberknecht trichtert uns jede Woche ein, dass alle wichtig sind. Solche Spiele sind dann die Bestätigung. Viele Jungs wie Lukas Scepanik, der zu Saisonbeginn verletzt war und jetzt hinten links aushilft, machen auch auf anderen Position einen hervorragenden Job für das Team. Wir haben sozusagen viele Spezialkräfte in der Mannschaft, die auch mal Spiele von der Bank entscheiden. Außer unserem Torwart Leo Weinkauf stand niemand in allen 18 Partien in der Startelf.
Warum die 24?
Sie selbst trugen mit sieben Treffern, darunter drei per Kopf, sowie vier Vorlagen zur Herbstmeisterschaft bei. Was darf man in der Rückrunde noch von Ihnen erwarten?
Ich denke, dass eine oder andere Kopfballtor mehr ist mit meiner Größe (1,96 Meter, Anm. d. Red.) bestimmt noch drin. Beim 0:1 in Halle gab es beispielsweise eine Chance, die ich eigentlich machen muss. Wenn es für das Team insgesamt so gut läuft, trauerst du als Stürmer solchen Situationen glücklicherweise nicht ganz so lange hinterher.
"9″ oder "11" sind die beliebten Trikotnummern für Mittelstürmer bzw. Torjäger. Warum laufen Sie mit der "24" auf?
Die 9 ist eigentlich meine bevorzugte Nummer – auch weil ich am 9. August geboren bin. Diese war allerdings schon an Ahmet Engin vergeben. Auf die 24 bin ich ausgewichen, weil meine Freundin und ich diese Nummer mit dem Datum verbinden, an dem wir uns kennengelernt haben.
Welche drei Dinge stehen für Weihnachten ganz oben auf Ihrem Wunschzettel?
Gesundheit für mich und meine Familie ist und bleibt das wichtigste im Leben. Dann kommt der Aufstieg, den sich alle Duisburger wünschen, und auch über ein gutes Turnier der Elftal bei der EURO 2020 würde ich mich sehr freuen. Wir haben in den Niederlanden nach zwei verpassten Turnieren ein sehr vielversprechendes Team aufgebaut.