"Vermutlich war es das": Bitterer Realismus beim FSV Zwickau
Tabellenletzter, sieben Punkte und 19 Tore hinter dem rettenden Ufer bei nur noch vier Spielen: Dass der FSV Zwickau den Klassenerhalt noch schaffen wird, daran glauben nur noch die größten Optimisten – zumal der Abstieg schon am kommenden Samstag besiegelt sein könnte. Bei Davy Frick herrscht bereits bitterer Realismus, gleichzeitig hadert der 33-Jährige mit Schiedsrichter-Entscheidungen in dieser Saison. Den drohenden Abstieg daran festmachen will er aber nicht.
"So fühlen wir uns natürlich enorm benachteiligt"
Groß war er beim FSV Zwickau am Sonntag nach der 3:4-Niederlage in Osnabrück, der Ärger über die beiden Elfmeter für den VfL. Und das zu Recht, handelte es sich doch um Fehlentscheidungen, wie liga3-online.de-Experte Babak Rafati in seiner Analyse herausstellte. "Was ich mich die ganze Zeit frage ist: Wenn er doch in der Halbzeit bestimmt gesehen hat, wie umstritten dieser erste Elfmeter schon war. Dann kann er doch unmöglich noch einen zweiten, spielentscheidenden Elfmeter so kurz vor Schluss nochmal pfeifen. Da muss er doch mehr Fingerspitzengefühl haben", sagt Frick im Interview mit der "Freien Presse" und fügt an: "So fühlen wir uns natürlich enorm benachteiligt."
Der 33-Jährige war es, der den Ball in der fünften Minute der Nachspielzeit aus Sicht des Schiedsrichters mit dem Arm gespielt hatte. Tatsächlich war es jedoch der Rücken. Selbstkritisch räumt der Verteidiger aber ein: "Ich drehe mich weg, mein Arm steht komisch ab – es ist nachvollziehbar, dass das für den Schiedsrichter wohl so ausgesehen haben muss, als wäre ich mit der Hand dran gewesen." Nach dem Pfiff habe er sich dazu hinreißen lassen, Schiedsrichter Tom Bauer den Daumen hoch zu zeigen, "weil ich es in dieser Situation nicht verstehen konnte, wie er mit den Osnabrückern auch noch rumflachst und schäkert, das hat weh getan, ist glaube ich von mir aber menschlich". Die Folge war die gelbe Karte gegen Frick. Es war seine Fünfte, sodass er nun im Spiel gegen Waldhof Mannheim am kommenden Samstag fehlen wird.
Frick sucht Schuld nicht bei den Schiedsrichtern
Bei allem Frust über die beiden falschen Elfmeterpfiffe gesteht Frick aber auch ein: "Wir haben das Spiel nicht nur wegen dem Schiedsrichter verloren, so ehrlich müssen wir bleiben." Auch von einer systematischen Benachteiligung des FSV in dieser Saison will der Routinier nicht sprechen: "So weit würde ich nicht gehen. Das will man nicht glauben. Das darf nicht so sein! Es läuft ja nicht nur schlecht gegen uns in dieser Saison, weil immer nur der Schiedsrichter Schuld ist. Da sollten wir die Fehler erst einmal bei uns suchen." Im Liga-Vergleich sind die Schwäne in der laufenden Serie laut Rafati bislang acht Mal benachteiligt worden, was Rang 11 bedeutet. Auf der anderen Seite profitierte der FSV immerhin sechsmal, wenngleich Zwickau damit lediglich Platz 18 belegt.
In der Liga-Tabelle sind die Westsachsen mittlerweile auf den letzten Rang abgerutscht und liegen weiterhin sieben Punkte hinter dem rettenden Ufer. Schon am kommenden Samstag könnte der Abstieg rechnerisch besiegelt sein, sollte Zwickau gegen Mannheim verlieren, Halle gegen Ingolstadt gewinnen und die abgebrochene Partie gegen Essen bis dahin mit 2:0 für RWE gewertet werden. Frick gibt sich mit Blick auf die Chancen für den Liga-Verbleib keinen Illusionen hin: "Wenn wir das schaffen, dann wäre das mehr als nur ein Wunder. Wir brauchen gegen sehr starke Gegner (Mannheim, Dresden, Oldenburg, 1860, d. Red.) vier Siege – da sollten wir aufhören, um den heißen Brei herumzureden. Vermutlich war es das." Doch Aufgeben komme nicht in Frage: "Wir sind alle Sportler genug, dass wir die letzten vier Spiele unbedingt gewinnen wollen, da lege ich für jeden die Hand ins Feuer!" Ein Schaulaufen werde es nicht geben, zumal nächste Woche noch das Landespokal-Halbfinale bei Lok Leipzig ansteht. "Da wollen wir unbedingt abliefern."
"Habe richtig Bock, da voranzugehen"
Dass es im Abstiegsfall zu einem großen Umbruch kommen wird, hofft Frick nicht: "Ich hoffe, dass viele den Weg in die Regionalliga, wenn er denn kommt, mitgehen werden, denn der FSV Zwickau ist auch eine Liga tiefer eine gute Adresse." Bislang ist er aber der einzige Spieler, der einen Vertrag für die Regionalliga besitzt. "Ich habe richtig Bock, da voranzugehen und neuen Spielern zu helfen, sich einzuleben. Und daran zu arbeiten, dass Zwickau im Falle eines Abstiegs schnellstmöglich wieder hoch kommt."
Dass der Meister der Regionalliga Nordost in der kommenden Saison direkt aufsteigen wird, ist einerseits eine gute Nachricht für den FSV, andererseits aber auch eine schlechte, dürfte es doch zu einem Wettrüsten kommen. Und da werden die Schwäne, die ihren Etat schon vor der Saison um 700.000 Euro reduzieren mussten, wohl nicht mithalten können. Sollte es nach sieben Jahren in der 3. Liga also tatsächlich runtergehen, könnte es durchaus einige Zeit dauern, bis die Rückkehr gelingt.