VfB Lübeck: Das Ziel Aufstieg wird immer konkreter

Es mag vielleicht noch nicht die Vorentscheidung gewesen sein, aber ein klarer Fingerzeig: Der VfB Lübeck ist nach dem 2:1-Sieg im Spitzenspiel beim VfL Wolfsburg II an die Spitze der Regionalliga Nord gesprungen. Steigt der norddeutsche Traditionsverein erstmals in die eingleisige 3. Liga auf?

Siebter Sieg in Serie

Um den Platz an der Sonne zu erreichen, benötigte es unglaubliche 58 Punkte aus 24 Spielen – fast 2,5 Zähler pro Spiel bedeutet das umgerechnet. Das lässt erahnen, wie schwierig es für einen Traditionsverein wie Lübeck tatsächlich ist, an der vielleicht besten Talentschmiede im norddeutschen Raum vorbeizuziehen. Der Traum von der 3. Liga, er wächst an der Ostseeküste. Die Sympathien der Drittligisten und dessen Anhängerschaft dürften dem VfB dabei breit entgegenschlagen, kaum jemand ist erpicht auf eine zweite Amateurvertretung. Wie wahrscheinlich aber ist es, dass Lübeck hochgeht?

Bereits vor einem Jahr hatten wir die Mannschaft von der Lohmühle näher vorgestellt. Schon damals hatten sich die Grün-Weißen an der Spitze der Nord-Regionalliga etabliert, sammelten am Ende 74 Punkte in 34 Spielen. Wer war stärker? Richtig; der VfL Wolfsburg II, der anschließend aber in der Relegation am FC Bayern II scheiterte. Und schnell zeichnete sich ab, dass in der Saison 2019/20 der unerbittliche Zweikampf um den nun direkten Aufstiegsrang in eine neue Runde gehen würde. Seit dem zweiten Spieltag führen die Widersacher das Klassement an, meist war Lübeck in der Verfolgerposition. Sicherlich machte es nicht leichter, dass die jungen Wölfe zwischenzeitlich acht Spiele in Serie gewannen – dass Lübeck zwischen dem 16. und 23. Spieltag nicht den Anschluss verlor, war schon eine kleine Kunst. Aber: Auch der VfB konterte, und holte sich am vergangenen Samstag den siebten Sieg in Folge. In Wolfsburg.

Lübeck als schlafender Riese?

Was war das für eine Erleichterung, als Schiedsrichter Konrad Oldhafer der Begegnung ihr Ende schenkte. Die Gäste lagen 0:1 im Hintertreffen, was gegen Wolfsburg II schon grundsätzlich eine schlechte Idee ist – Michele Rizzi, einst für Großaspach und Münster mehrere Jahre in der 3. Liga aktiv, hatte wunderschön per Freistoß getroffen. Doch Lübeck konterte ebenfalls mit Drittliga-Erfahrung: Ex-Osnabrücker Ahmet Arslan glich kurz nach dem Seitenwechsel zum 1:1 aus, als Florian Riedel wenige Minuten später auf 2:1 stellte, flippte die Mehrzahl der 2.385 Zuschauer aus: Mehr als 1.000 Gästefans hatten den dreistündigen Weg in die Autostadt auf sich genommen. Nur noch erleichtert hüpften und sangen die Anhänger, als auch der letzte VfL-Angriff versandete. Die Schlacht war geschlagen, zwölf gelbe Karten und ein Feldverweis zeugten davon. Lübeck war es ziemlich egal. Spitzenreiter!

Das Potenzial in der Hansestadt ist nur zu erahnen. Aktuell besuchen etwa 3.000 Zuschauer die Heimspiele, nun aber dürfte die Aufstiegseuphorie mit jedem Sieg steigen und steigen. Lübeck, das mit dem Stadion an der Lohmühle über ein traditionsreiches Stadion verfügt, das nicht so recht in die Zeit der stereotypischen Blech-Neubauten passen mag, könnte ähnlich wie der SV Meppen wachsen. Im Norden begrenzt Erzrivale Holstein Kiel das Einzugsgebiet der Fans, im Südwesten die Hamburger Vereine, im Osten vielleicht noch Hansa Rostock. Doch Lübeck allein mit seinen mehr als 200.000 Einwohnern erscheint als schlafender Riese – immerhin fiel der langjährige Zweitligist im Jahr 2013 bis in die Fünftklassigkeit, verlor eine halbe Generation in den Niederungen der vierten Liga.

"Wir werden die Lizenz bekommen"

Die Lizenzierungsunterlagen für die 3. Liga hat Lübeck pünktlich Ende Februar eingereicht. "Wir werden die Lizenz bekommen“, hat Vorstandssprecher Thomas Schikorra gegenüber dem "Sportbuzzer" bereits optimistisch angedeutet. Perspektivisch fehlt dem fast 18.000 Zuschauer fassenden Stadion beispielsweise eine Rasenheizung, hier wird einem Aufsteiger aber eine Übergangszeit von einem Jahr gewährt, ehe tatsächlich angepackt werden muss.

Auch der Etat des VfB Lübeck müsste angepasst werden: Aktuell gibt der Klub etwa 2,2 Millionen Euro für seine erste Mannschaft aus, im Drittliga-Durchschnitt wird fast doppelt so viel investiert. Doch der VfB kann auf seiner Aufstiegsmission auch auf Wirtschaftskraft aus der eigenen Region setzen. Unter anderem betätigte sich Unternehmer Ralf Dümmel, bekannt aus der TV-Show "Die Höhle der Löwen", früher als Aufsichtsrat und weiterhin als Sponsor seines Heimatvereins. Kurzum: Lübeck scheint gut vorbereitet auf Liga 3 – allerdings wird der Klub um die zwei Punkte Vorsprung auf den VfL Wolfsburg II noch hart ackern müssen.

   

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