VfL Osnabrück: Wollitz fordert Verstärkungen
Nach oben geht nichts mehr und nach unten nach dem 4:1-Sieg über die SpVgg Unterhaching am vergangenen Samstag wohl genau so wenig. Für den VfL Osnabrück ist die Saison nach persönlichen 28 Spieltagen und damit zehn Spieltagen vor dem offiziellen Ende der laufenden Drittligasaison bereits mehr oder weniger abgeschlossen. Schon jetzt schaut VfL-Coach Claus-Dieter Wollitz auf die kommende Saison und den allseits erhofften Aufstieg in die 2. Bundesliga – und dabei stellt er fest, dass die Lila-Weißen "Charaktere brauchen, die in der Lage sind, den Fußball zu spielen, den alle hier in Osnabrück sehen wollen" um ernsthaft um den Aufstieg in der nächsten Saison mitkämpfen zu können. Das derzeitige Personal sei nicht dazu in der Lage, den Aufstieg zu schaffen.
Wollitz mit Leistung unzufrieden
In der entscheidenden vorletzten Woche, als es gegen die direkten Mitkonkurrenten um Platz 3 ging (Burghausen und Offenbach), musste das Team des VfL Osnabrück trotz Überlegenheit jeweils eine Niederlage hinnehmen und so das Thema "Aufstieg" von der Agenda streichen. Nun konnten die Lila-Weißen gegen die SpVgg Unterhaching befreit aufspielen, was sie auch taten. Trotz des 4:1-Sieges war Trainer Claus-Dieter Wollitz unzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: "Wir haben zwar zu den richtigen Zeitpunkten die Tore gemacht, ich fand aber trotzdem, dass wir extrem verunsichert gewirkt haben und nicht so einen Esprit und solch eine Spielfreude gehabt haben. Nach den letzten beiden Spielen, auch wenn wir die verloren haben, war ich weitaus zufriedener als heute. Trotzdem sollten wir uns über die drei Punkte freuen, damit wir nicht noch nach ganz unten rutschen." Für die derzeit auf Platz 10 stehenden Osnabrücker war dieser Dreier tatsächlich wichtig, um die Mittelfeldposition abzusichern. Auch am Samstag zeigten sich die VfL’er, gerade in der 1. Halbzeit, extrem dominierend. Folgerichtig erzielten Kachunga (6./22.) und Latkowski (28.) die ersten drei Tore in Abschnitt 1. Nach dem Pausentee nahmen sich die Lila-Weißen aber wieder etwas zurück, wodurch die Hachinger nochmal zum 3:1 kamen (Avdic, 78.). Für den Schlusspunkt sorgte schließlich der eingewechselte Pauli, der in der Nachspielzeit auf 4:1 erhöhte (90.+2).
"Aufstieg? Nicht mit diesem Personal!"
"Mit diesen Möglichkeiten, auch wie wir uns im Moment präsentieren, haben wir es auch gar nicht verdient, da ganz oben mitzuspielen. Da machen wir uns selbst was vor" – so lautete das Fazit von "Pele" Wollitz nach dem Spiel gegen Unterhaching. Er selbst sagte von sich, dass er überrascht sei, dass die Mannschaft es nicht hinkriege mit einer guten Struktur über 90 Minuten nachhaltig zu spielen. Das dürfe nicht der Anspruch sein, den man in Osnabrück haben sollte. "Wenn es nächstes Jahr besser werden soll und wir den Erwartungen hier auch gerecht werden wollen, müssen wir vieles verändern. Wir brauchen Charaktere, die in der Lage sind, den Fußball zu spielen, der hier, meiner Ansicht nach zurecht, gefordert wird. Das derzeitige Konzept kann so keinen Erfolg haben", fand Wollitz in der Pressekonferenz klare und drastische Worte. Auch für die nächste Saison sieht "Pele" mit dem aktuellen Kader nicht die Möglichkeit, den Aufstieg zu schaffen. "Für den Anspruch, oben mitzuspielen, musst du Typen haben, die das auch konsequent durchziehen können. Das ist nicht gegen die aktuellen Spieler gerichtet – die geben in ihren Möglichkeiten alles was sie können, auch die Einstellung stimmt immer. Das reicht aber nun mal nicht – du brauchst in Osnabrück eine andere Qualität. Und wenn diese andere Qualität nicht finanzierbar ist, dann müssen wir hier über mehrere Jahre mageren Drittligafußball sehen."
"Die Risikobereitschaft muss jetzt da sein"
Wie liga3-online.de schon berichtete, steht der VfL Osnabrück derzeit vor einem finanziellen Loch. Nach dieser Saison wird mit einem Minus von ungefähr 500.000 Euro gerechnet. Die Qualität, die Wollitz auf der Pressekonferenz am Samstag forderte, kostet Geld. Viel Geld. Und dieses Geld hat der VfL dem Augenschein nach zur Zeit nicht zur Verfügung. Doch der Trainer fordert nun eine gewisse Risikobereitschaft – "ansonsten wird es sehr, sehr schwierig. Das ist einfach die Wahrheit. Entweder es wird riskant verändert, die finanziellen Bedingungen werden dafür geschaffen, oder der VfL wird sich vom Spitzenfußball verabschieden müssen. Mit der aktuellen Art ist in jedem Fall kein Spitzenfußball mehr möglich." Für Wollitz sei es auch unerklärbar, dass man der Mannschaft verkauft hat, in der ersten Saison ein befreites Aufbaujahr sehen zu wollen und in der darauffolgenden Saison mit demselben Personal den Aufstieg schaffen zu wollen – "wie soll das gehen?", fragt er zurecht.
Klare Worte: "Wir müssen investieren!"
"Die Art, die hier gespielt werden muss, muss eine andere sein. So werden wir den Ansprüchen nicht genügen können und die jetzt schon vorhandene Unzufriedenheit wird noch größer werden. Nächstes Jahr wird der VfL Osnabrück in seiner derzeitigen Form für mich kein Aufstiegskandidat sein." Worte eines Trainers, der zu seinem Amtsantritt am 01. Januar 2012 noch selbst gesagt hatte, dass man mit dieser Mannschaft den Aufstieg schaffen könne und alles dafür geben werde. Auf Nachfrage verteidigte er diese anfängliche Haltung: "Ich glaube ich musste das machen. Im ganzen Umfeld war eine Art Lethargie, die ich verscheuchen wollte, auch damit man nicht noch nach ganz unten abrutscht. Aber klar ist, dass wir in Osnabrück den Anspruch haben, oben mitzuspielen. Und wenn man diesen Anspruch hat, muss man das Personal dafür abliefern. Ansonsten sehen wir hier noch mehrere Jahre Magerkost. In allen Teilen – in der Breite und in der Individualität – muss die Qualität verbessert werden." Nun steht die Führungsetage um Präsident Gert Lehker in der Pflicht, die finanziellen Rahmenbedingungen für das Vorhaben Aufstieg zu schaffen. Nach der Pressekonferenz ist auf jeden Fall klar: Lange wird sich Trainer Claus-Dieter Wollitz, der nach dieser Saison auch Manager sein wird, das nicht mehr anschauen. Entweder es gibt Veränderungen – oder Wollitz ist weg.
FOTO: Flohre Fotografie
Ausschnitte aus der Pressekonferenz sind auf os1.tv zu finden.