VfL-Triumph gegen den HSV: "Hatte mit dem Sieg gerechnet"
Nach dem missratenen Start in die Saison war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass der VfL Osnabrück ausgerechnet im DFB-Pokal zu alter Form finden würde. Er tat es doch, erwischte sogar einen Sahne-Tag und warf den Hamburger SV trotz 70-minütiger Unterzahl mit 3:1 aus dem Pokal. Natürlich wurde das ausgiebig gefeiert, uneinig war man sich nur in der Frage, ob es sich jetzt um eine Sensation handelte oder nicht.
Sangarès Vorahnung
Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte die Partie erst wenige Minuten zuvor abgepfiffen und Nazim Sangarè erst einmal mit Familie und Freunden und dann mit der Mannschaft gefeiert, ehe er dem vereinseigenen TV-Sender ein Interview gab, das in Erinnerung bleiben wird. "Ich bin ehrlich", sagte Sangarè, "ich habe mit dem Sieg gerechnet." Eine mutige Ansage angesichts des missratenen Saisonstarts in der 3. Liga. Aber eben eine, die der nimmermüde Rechtsverteidiger, der gegen den HSV zwei VfL-Tore vorbereitet, auch begründen konnte. Sein Team sei "keine Thekentruppe", sagte Sangarè: "Läuferisch kann man uns nichts vormachen. Wenn wir das noch im Liga-Alltag über die Bühne bringen, kann uns keiner halten."
Arslans stiller Jubel
Für das Bild des Tages aber sorgte Osnabrücks Ahmet Arslan nach seinem Treffer zum 3:0 in der 71. Spielminute. Aus kurzer Distanz hatte Arslan eine Vorlag von Sangarè über die Linie gespitzelt und anstatt anschließend in Jubel auszubrechen, hob er fast entschuldigend die Arme – für Arslan, der sich als "Hamburger Jung" bezeichnet, war es ein ganz besonderer Treffer. Er war beim HSV ausgebildet worden und hatte einst sogar ein Erstliga-Spiel für den Bundesliga-Dino absolviert, ehe er vor einem Jahr zum VfL gewechselt war. "Innerlich habe ich gejubelt wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal ein Geschenk bekommt", sagte Arslan nach Spielende. Nur zeigen wollte er es zunächst nicht, aus Respekt vor dem Ex-Verein.
Enochs' Lob für die Mannschaft
Während nach dem Schlusspfiff die Spieler im Mittelpunkt standen, genoss Trainer Joe Enochs den Erfolg in aller Ruhe. Nach dem Fehlstart in die Drittliga-Saison hatte er auch sich mit Kritik auseinandersetzen müssen, gegen den Hamburger SV aber passte dann alles. Auch in Unterzahl trat seine Mannschaft als Einheit auf, womöglich auch, weil Enochs noch am Vormittag des Spieltags per Video an den 7:5-Erfolg nach Elfmeterschießen gegen den HSV in der DFB-Pokal-Saison 2009/10 erinnert hatte. "Das war natürlich Gänsehaut pur", sagte Konstantin Engel, der als einziger VfL-Akteur schon vor acht Jahren zum Einsatz kam. Damals schlug der VfL anschließend sogar Dortmund und schied erst im Viertelfinale gegen Schalke aus. Und in dieser Saison? "Heute waren wir ganz froh, dass wir nicht in die Verlängerung mussten", sagte Engel. Das galt sicher auch für Trainer Enochs, der vor allem die Mentalität seiner Mannschaft lobte. "Wir hatten nicht viel Ballbesitz", sagte er. "Aber wir haben eine echten Pokal-Fight hingelegt." Diese Leistung dürfte dem VfL Auftrieb geben für den Liga-Alltag. Am kommenden Samstag steht die Reise nach Chemnitz an – in Osnabrück wird man mit Spannung beobachten, ob der VfL auch in der Liga vom Pokal-Schwung zehren kann.