Vier Gründe für den Fehlstart von Eintracht Braunschweig

Nach sechs Spieltagen ist Zweitliga-Absteiger und Aufstiegs-Aspirant Eintracht Braunschweig auf dem harten Boden der Realität angekommen: Anstatt wie geplant um die oberen Plätze mitzumischen, hält der BTSV die Rote Laterne fest im Griff. liga3-online.de hat die Niedersachsen unter die Lupe genommen und vier Gründe für den Fehlstart gefunden:

Grund 1: Die Findungsphase hält an

20 Abgänge, 14 Zugänge und ein neuer Trainer: Der Umbruch nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga fiel erwartungsgemäß groß aus – und abgeschlossen ist die Findungsphase noch nicht. Zwar liegt das erste Training schon fast vier Monate zurück, doch die Automatismen zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen greifen bisher nicht. Die nicht optimal gelaufene Transferphase tut ihr übriges dazu: So sollten Suleiman Abdullahi, Christoffer Nyman und Gustav Valsvik gewinnbringend verkauft werden, um den Kader mit frischem Geld weiter zu verstärken. Doch das misslang. Zwar fand der BTSV mit Union Berlin einen Abnehmer für Abdullahi, allerdings ging der Transfer nur auf Leihbasis über die Bühne. Die anderen beiden Verkaufskandidaten blieben dagegen. Zu allem Überfluss kann Nyman seiner Mannschaft derzeit verletzungsbedingt nicht helfen und Valsvik läuft seiner Form noch hinterher.

Erst kurz vor Transferschluss wurden die Niedersachsen nochmal aktiv und verpflichteten mit Leandro Putaro und Manuel Janzer zwei frische Offensivkräfte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der BTSV bereits viel Zeit verloren. Dass die Findungsphase weiter anhält, zeigt sich auch daran, dass Trainer Henrik Pedersen den Kader in der vergangenen Woche verkleinert und mehrere jüngere Spieler zur U23 geschickt hat. Mit einer kleineren Mannschaft soll nun am Feintuning gearbeitet werden.

Grund 2: Spielsystem noch nicht verinnerlicht

Die anhaltende Findungsphase zeichnet sich dort, wo es drauf ankommt, deutlich ab: Nachdem zumindest die Leistung der Mannschaft in den ersten Partien noch passte, fiel das Team von Trainer Pedersen zuletzt merklich ab. Das bestätigte auch Angreifer Onur Bulut im Interview mit liga3-online.de: "Die vergangenen beiden Partien gegen Fortuna und bei der SpVgg Unterhaching waren sehr schwach von uns. Wir haben zu passiv agiert und sind nicht als Einheit aufgetreten. Das muss schnell wieder besser werden."

Der Trainer setzt auf Ballbesitzfußball mit hohem Pressing – ein Spielstil für dominante Mannschaften. Es stellt sich allerdings die Frage, ob der Kader das in der Breite überhaupt hergibt. Leistungstiefs konnten zuletzt kaum ausgeglichen werden. "Ich zweifele nicht an unserer Ausrichtung, aber natürlich fehlt uns allen im Moment das Erfolgserlebnis. Wenn das da ist, können wir auch wieder befreiter Fußball spielen", so Pedersen gegenüber dem "Kicker". In der aktuellen Liga-Pause soll das Problem angegangen werden, unter anderem im dreitägigen Kurz-Trainingslager in Wesendorf.

Grund 3: Defensive schwach, Offensive harmlos

Die bisher geschossenen Tore der Eintracht lassen sich exakt an einer Hand abzählen, für die Zahl der Torschützen braucht man sogar nur drei Finger: Philipp Hofmann und Onur Bulut trafen je zweimal, dazu kam ein Treffer durch Verteidiger Malte Amundsen. Vor allem im Herausspielen von Chancen tun sich die Niedersachsen überaus schwer, beim 0:3 gegen Unterhaching erarbeitete sich der BTSV beispielsweise nur eine echte Möglichkeit.

Im Gegenzug kassierte die Defensive um Torhüter Marcel Engelhardt bereits zwölf Gegentreffer – nur Wiesbaden musste noch mehr Tore hinnehmen. Besonders das Zweikampfverhalten stimmt in vielen Situationen nicht, in Unterhaching ließ sich Braunschweig zudem nach einer eigenen Ecke auskontern. Es passt im wahrsten Sinne hinten wie vorne nicht. Defizite, die Trainer Pedersen schnellstens angehen muss.

Grund 4: Das Kopfproblem

Denn, und das ist das vielleicht größte Problem: So, wie ein Erfolgserlebnis neue Kräfte freisetzen kann, gerät die Mannschaft mit jedem Negativerlebnis weiter in den Keller – mental wie tabellarisch. Die Eintracht ging mit der Erwartung in die Saison, oben anzugreifen und sehen sich nun mit dem krassen Gegenteil konfrontiert. Das ist ein Schalter, den es erst einmal umzulegen gilt: "Wir haben eine komplett neu formierte Mannschaft und sind schlecht gestartet. Wer jetzt vom Aufstieg redet, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt", kommentierte Stephan Fürstner im "Kicker". Auch Onur Bulut betonte, die vorderen Plätze seien vorerst kein Thema: "Es geht für uns erst einmal darum, so schnell wie möglich den Negativlauf zu beenden und den ersten Sieg zu holen." Gleichzeitig sagt der Stürmer auch: "Den Rückstand auf die Tabellenspitze halte ich aber nicht für allzu groß. Es sind noch 32 Partien zu spielen."

Fakt ist: Die Stimmung im Stadion ist bereits am Tiefpunkt, die Anhänger machen ihrem Unmut schon jetzt lautstark Luft. Es ist, wie Trainer Pedersen betont: Eintracht Braunschweig braucht dringend ein Erfolgserlebnis, um die Lage ein wenig zu entschärfen. Nach der Pause steht das Freitagabend-Flutlicht-Spiel gegen den FC Carl Zeiss Jena an – womöglich die perfekte Gelegenheit, den Weg in die richtige Richtung einzuschlagen.

   

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