Viktoria Köln: Etat nach Wernze-Tod "um 20 bis 30 Prozent" gekürzt

Jahrelang unterstützte Franz-Josef Wernze den FC Viktoria Köln finanziell zu nicht gerade geringen Anteilen, doch nach dem Tod des 74-Jährigen im April des vergangenen Jahres müssen die Höhenberger nun auf andere Einnahmequellen setzen – und haben den Etat entsprechend gekürzt.

Noch nicht "fünf vor Zwölf"

Im "Kicker"-Interview macht Sport-Vorstand Franz Wunderlich keinen Hehl daraus, dass die Gelder Wernzes fehlen. "Es kann sich jeder vorstellen, dass der Tod von Herrn Wernze, der den Verein über Jahre in außergewöhnlichem Maße unterstützt hat, für den Verein eine Zäsur bedeutet und wir uns anders aufstellen müssen." Der 74-Jährige habe "für ein gewisses Zeitfenster Geld zur Verfügung gestellt, das uns eine Zeit lang abgesichert hat und mit dem wir gearbeitet haben". Nun müsse die Viktoria "wirtschaftliche Vernunft walten lassen".

Fünf vor zwölf sei es zwar nicht, "wir haben noch etwas Zeit", betont Wunderlich. "Wir gehen jetzt aber einen anderen Weg und kürzen zum Beispiel den Etat um circa 20 bis 30 Prozent." Aus diesem Grund sei es nicht möglich gewesen, Leistungsträger wie Luca Marseiler (wechselte zu Darmstadt 98) oder auch Jeremias Lorch (SV Sandhausen) zu halten. "In dieser Größenordnung können und wollen wir nicht mehr unterwegs sein", so Kölns Sportvorstand.

Wunderlich sieht Köln "gut aufgestellt"

Künftig wollen die Höhenberger noch stärker als bislang auf den eigenen Nachwuchs setzen. Schon in den vergangenen Jahren hätten es Wunderlich zufolge 15 Jugendspieler in den Profikader geschafft. In der vergangenen Saison waren das etwa die Brüder Said und Malek El Mala, die nun an den 1. FC Köln verkauft wurden, vom Bundesliga-Absteiger aber direkt für eine weitere Saison zurück zur Viktoria ausgeliehen wurden. Der Beginn der engeren Zusammenarbeit in den nächsten Jahren? "Unser Wunsch ist es, perspektivisch auch wieder ein engeres Verhältnis zum FC zu bekommen. Da sind wir aber auf einem guten Weg", so Wunderlich.

Parallel zeigt sich der 60-Jährige "offen für strategische Partnerschaften, bei denen es um die Entwicklung unseres Vereins geht". Klar sei aber auch: "Neue Partner müssen zu unseren Werten passen. Wir engagieren uns in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Soziales, Bildung oder Inklusion. Wir sind ein familiärer Verein, wollen nahbar bleiben und handeln dementsprechend." Das Credo laute: "Ausbilden, nach vorne bringen, verkaufen, reinvestieren – das wird unser Weg sein." Trotz des großen Umbruchs (sieben Zu- und zwölf Abgänge) und der Etat-Kürzung sieht Wunderlich die Kölner "gut aufgestellt" für die 3. Liga. "Wir sind überzeugt davon, dass wir wieder eine gute Saison spielen werden." Ziel sei zunächst der Klassenerhalt", sagt der 60-Jährige, schielt aber auch vorsichtig nach oben: "Wenn wir aufsteigen, steigen wir auf. Aber da mit wirtschaftlichem Druck ranzugehen, ergibt für uns keinen Sinn."

   

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