Virologe Kekulé: Geisterspiele erst ab September "machbar"

Noch bis Ende April ruht der Spielbetrieb in der 3. Liga, danach soll der Ball schon Anfang Mai wieder rollen – möglicherweise zunächst ohne Zuschauer. Ein Szenario, das Virologe Alexander Kekulé allerdings für unrealistisch hält.

Saison abschreiben?

Jahrelang war der 61-Jährige Berater der Bundesregierung für Fragen der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, heute ist er Leiter der Virologie und Mikrobiologie der Uniklinik Halle – und weiß somit, wovon er spricht. Dass schon in vier Wochen wieder gespielt werden kann, daran glaubt er nicht. Wie er der "Süddeutschen Zeitung" sagte, seien Geisterspiele erst ab September "wahrscheinlich wieder machbar". Ähnlich hatten sich zuletzt auch Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe des Bernhard-Nocht-Instituts, und Christian Drosten von der Berliner Charité geäußert. Dass die Saison wie erhofft bis Ende Juni zu Ende gespielt werden kann, hält Kekulé für unrealistisch: "Ich würde den Fußballern den Rat geben – nach heutigem Stand wohlgemerkt -, die Saison abzuschreiben." Ohnehin könne man aber erst "in etwa drei Wochen" absehen, ob überhaupt an Geisterspiele zu denken ist.

Hoffnung auf Schnelltests

Dabei nutzt der 61-Jährige den Begriff des "smart distancing". Dies sei eine konkrete und auf jedes einzelne Projekt bezogene Sicherung, die besonders die bei einem Durchschnittsspiel für die Live-Übertragung erforderlichen 100 bis 120 Arbeitskräfte betreffen würde. "Kameraleute müssten dann wohl mit Mund-und Augenschutz arbeiten. Es müsste Sicherheitstrainings für die gesamte Crew geben. Die Fußballer selbst, bei denen Körperkontakt unvermeidlich ist, müsste man kurz vor dem Spiel testen", führt Kekulé aus: "Die Ergebnisse wird man binnen zwei Stunden haben. Das Restrisiko für die jungen, durchtrainierten Spieler wäre dann wahrscheinlich akzeptabel." Nach "SZ"-Angaben würden damit Arbeitsbedingungen geschaffen, die weniger Gefahren erzeugen würde als der Besuch im Supermarkt. Allerdings erst ab September, wie Kekulé betont.

Pause bis September?

Denkbar sei daher, die Aussetzung des Spielbetriebs deutlich zu verlängern, sodass erst im September der Ball wieder rollen würde. In diese Richtung hatte sich auch Bayers Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gegenüber der "FAZ" geäußert: "Wenn das unter den Aspekten von Gesundheit und politischer Einschätzung nicht anders möglich wäre, müsste man sich mit diesem Szenario gegebenenfalls auseinandersetzen." Zu klären wäre aber unter anderem die Frage, was mit den am 30. Juni auslaufenden Verträgen passiert. Und ob die Drittliga-Klubs eine Aussetzung des Spielbetriebs über einen so langem Zeitraum überleben würden, ist ebenfalls ungewiss.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button