Virologe rechnet mit Profifußball "frühestens im nächsten Jahr"

Wann kann wieder gespielt werden? Eine Antwort auf diese Frage gibt es momentan nicht. Geht es nach Professor Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg, wird das "frühestens im nächsten Jahr" der Fall sein.

Auch Geisterspiele nicht möglich

Anfang Mai, so die Hoffnung der Vereine, kann der Ball in der 3. Liga nach einer dann achtwöchigen Pause wieder rollen. Eine Planung, die Schmidt-Chanasit nicht im Ansatz für realistisch erachtet: "Ich gehe fest davon aus, dass das frühestens nächstes Jahr in dem Umfang stattfinden kann", sagt der Virologe in einem Interview mit dem "NDR-Sportclub". Auch an Spiele ohne Zuschauer glaubt Schmidt-Chanasit in der nächsten Zeit nicht: "Geisterspiele würden dazu verleiten, dass sich die Leute wieder treffen und das Spiel zusammen gucken wollen."

Im April oder Mai könne man "noch lange nicht" darüber reden, macht der Virologe klar: "Wir sprechen nicht über die nächsten Wochen, sondern über die nächste Monate." Und selbst wenn die Schrauben irgendwann wieder gelockert werden, hätten anderen Dinge – etwa Kindergärten – zunächst Vorrang. "Die Spaßveranstaltungen", also auch der Fußball, "müssen ganz zum Schluss kommen. Gerade die, wo ein Potenzial besteht, dass sich die Leute wieder treffen wollen. Das darf man nicht unterschätzen."

Impfstoff erst 2021?

Entsprechend glaubt Schmidt-Chanasit auch nicht daran, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. "Man sieht ja, wie die Situation in Europa ist und was uns noch bevorsteht. Und selbst wenn es uns nicht so schlimm treffen sollte wie Italien – das heißt, dass wir es mit diesen Maßnahmen schaffen, die Fallzahlen auf einem Niveau zu halten, das Deutschland auch verträgt -, heißt das ja noch lange nicht, dass der Fußball wieder anfangen darf." Denn das würde "wieder zu einer deutlichen Verschärfung der Situation führen würde", meint der Professor und warnt: "Es werden mehrere Wellen kommen." Aktuell sind in Deutschland rund 15.000 Menschen infiziert (Stand Freitag, 9:30 Uhr).

Entscheidend dürfte auch sein, wann ein Impfstoff auf den Markt kommt. Zuletzt machte das Tübinger Pharmaunternehmen "CureVac" um Mehrheitseigentümer Dietmar Hopp zwar Hoffnung, dass bereits ab Herbst ein Impfstoff zur Verfügung stehen könnte. Doch das Paul-Ehrlich-Institut, das als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständig ist, rechnet nach "SWR"-Angaben damit, dass frühestens im Frühjahr 2021 ein Impfstoff gegen das Coronavirus auf den Markt stehen könnte – vorher seien mehrere Tests nötig. Und somit ist offen, wann der Ball wieder rollen kann.

   

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