Vollath und Co. bei Derby beleidigt: "Anscheinend tut es ihnen weh"
Beim Derby in Unterhaching verspielte 1860 München am Sonntagabend gleich zwei Führungen und musste sich mit einem Punkt zufrieden geben. Für René Vollath, Patrick Hobsch und Raphael Schifferl war es die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, doch herzlich fiel der Empfang von den Rängen nicht aus. Vor allem Vollath musste sich Beschimpfungen gefallen lassen.
Interview musste kurz unterbrochen werden
Mit Pfiffen hatte Vollath bei seiner Rückkehr gerechnet ("Sollen sie ruhig pfeifen"), dass er während der Partie aber fast durchgehend beschimpft und beleidigt wurde, dürfte den 34-Jährigen dann aber doch etwas überrascht haben. Auf einem Spruchband der Hachinger-Fans, das an alle drei Ex-Spieler gerichtet war, etwa stand: "Erst der Derby-Dreier und im Biergarten eine Party später? Sicher nicht, ihr scheiß Verräter." Ihren Höhepunkt erreichten die Anfeindungen gegen den Keeper im Anschluss an das Spiel, als er gerade beim Interview mit "MagentaSport" stand. Dieses musste kurzzeitig gar unterbrochen werden, weil ein Fan auf der Haupttribüne nicht aufhören wollte, verbal gegen den Keeper auszuteilen.
Vollath blieb aber gelassen: "Es war klar, dass wenn man zum Lokalrivalen wechselt, dass es bei den Fans ein bisschen unangenehm wird." Mit einem Grinsen fügte er an: "Grundsätzlich bedeutet das, dass man den Menschen ja nicht vollkommen egal ist. Anscheinend tut es ihnen weh, dass ich nicht mehr da bin." Ein Stück weit hatte er allerdings auch selbst zur aufgeheizten Stimmung und den Pfiffen gegen ihn beitragen, als er vor dem Elfmeter der Hachinger in der 49. Minute den Ball nochmal in die Hand nahm, als dieser bereit auf dem Punkt lag. "Um ehrlich zu sein, wollte ich wirklich nur nochmal den Ball berühren, das war jetzt ohne Witz nicht böse gemeint", erklärte der Keeper. Die gelbe Karte, die er für die Aktion erhielt, "nehme ich mit".
Hobsch von Reaktionen etwas überrascht
Neben Vollath, der laut der "Abendzeitung" durch Mitarbeiter der Löwen von einem heransprintenden Fan geschützt werden musste, sah sich auch Hobsch, der 1860 nach 33 Minuten ausgerechnet vor der Fankurve der Hachinger in Führung gebracht hatte, Beschimpfungen ausgesetzt. "Es gehört natürlich dazu, dass die Fans darüber nicht erfreut sind." Auf einen überschwänglichen Jubel hatte der Stürmer aber verzichtet. Auch deswegen zeigte er sich von einigen Reaktionen überrascht: "Du siehst ganz vorne auf dem Zaun dann Leute, die dich vor drei Wochen noch in der S-Bahn gesehen und dich ganz freundlich angelächelt haben, anstatt dir dann die Meinung unter vier Augen ins Gesicht zu sagen."
Die Anfeindungen, für sich Hachings Co-Trainer Sven Bender entschuldigte ("Dafür ist der Sport zu schön") während der Partie habe er versucht auszublenden, zumal er eine "unfassbar schöne Zeit" in Unterhaching gehabt habe. Dass es trotz einer zweifachen Führung durch Hobsch und
"… dann willst du auch gewinnen"
Auch Trainer Argirios Giannikis haderte mit dem Remis: "Wenn du zweimal führst auswärts, dann willst du auch gewinnen." Ein Grund, warum sich die Löwen mit einem Punkt zufrieden geben mussten, war ein gebrauchter Tag von Kapitän Jesper Verlaat, der erst den Elfmeter zum 1:1 verschuldete und das 2:2 dann per Eigentor erzielte. "Den Elfmeter kann man geben. Da muss er sich cleverer anstellen und wegbleiben", so Giannikis, der auch insgesamt mit dem Auftritt nicht ganz zufrieden war. "Wir haben aus dem Pressing heraus keine Räume gefunden." Dazu hätte sein Team immer wieder Bälle nach hinten gespielt anstatt in die Spitze.
In der Schlussphase fehlte dann zudem die nötige Kaltschnäuzigkeit, um nochmal zuzuschlagen. Unter dem Strich gehe das Ergebnis aber "in Ordnung", meinte der Deutsch-Grieche, der mit den Löwen aus den letzten sieben Spielen nun 13 Punkte geholt hat. Gegen den VfL Osnabrück soll am Mittwochabend nun der zweite Heimsieg in dieser Saison her. "Wir wollen unbedingt drei Punkte holen, auch wenn es ein richtig schweres Brett wird", blickte Hobsch voraus.