Wacker Burghausen und die Causa Youssef Mokhtari
Das beste Pferd wurde aus dem Stall geschmissen um ihm wenig später hinterher zu jagen. Wegen dem lieben Geld hat der SV Wacker seinem Star Mokhtari gekündigt, um ihn dann gleich wieder langfristig zu binden. Wie der SV Wacker Burghausen heute auf seiner Homepage vermeldete, wurde Youssef Mokhtaris Vertrag per Option zum 30.4. gekündigt, aus „finanziellen Gründen“. Eine bestehende Option wurde fristgerecht gezogen. Eigentlich wollen beide Parteien weiter zusammen arbeiten – darüber ist man sich einig. Über den Rest nicht.
Was ist Sache?
Mokhtaris Vertrag in Burghausen gilt bis 2014, mit einer Option für die Saison 2014/2015, wenn der Deutsch-Marokkaner 25 Einsätze in der kommenden Saison absolviert. Nach seiner sportlichen Karriere sollte Mokhtari einen Anschlussvertrag in sportlicher Funktion beim SVW für Minimum ein Jahr bekommen. Mokhtaris Berater Marc Schermann erklärt den Vertrag genauer: “Bis 30.4 konnte gekündigt werden, aber erst zum kommenden Jahr. Die einseitige Klausel besagt, wenn der Verein zu diesem Zeitpunkt kündigt, muss die Hälfte der Bezüge des Optionsjahres (bis zum 1.Mai) als Abfindung bezahlt werden.“ liga3-online.de-Informationen zu Folge handelt es sich um eine Summe zwischen 50.000 und 75.000 Euro. Laut SV Wacker-Präsident Klaus Schultheiss gebe es „zwei unterschiedliche Auffassungen“ zum Inkrafttreten der Vertragsauflösung. Man könne „den Vertrag so oder so lesen“, erklärt Schultheiss. „Zum Saisonende, spätestens zum Jahresende ist er aber gekündigt“, so Schultheiss weiter.
Gehaltskürzung: ja oder nein?
Es herrscht Uneinigkeit zwischen beiden Parteien. Mokhtaris Berater erklärt, dass der SVW Geld sparen wollte und der Spieler dem Verein entgegenkommen sollte. „Wir haben Burghausen vor vier Wochen ganz weit die Arme geöffnet. Wir haben ohne Zeitdruck Gesprächsbereitschaft signalisiert. Er könnte jetzt auch gehen und die Abfindung mitnehmen. Das will er aber nicht.“, sagt Marc Schermann. Von Beträgen oder Akzeptanz der Forderungen des Vereins wurde indes noch nichts konkret an den Berater herangetragen. Warum kam es überhaupt zur Kündigung? Der SV Wacker will eine Gehaltskürzung Mokhtaris um bis zu 30 Prozent des Grundgehaltes verhandeln, um die verschärften Lizenzierungsauflagen zu erfüllen. Klaus Schultheiss verteidigt die Inanspruchnahme der Klausel: „Wir verhalten uns vertragskonform. So wie Mokhtari bei einem Vertragsangebot aus der zweiten Liga morgen weg wäre, (gegen Abfindung für den SV Wacker, Anm. der Red.) so haben wir unsere Option gezogen.“ Laut Schultheiss habe Mokhtari bereits am 29.4. von der Kündigung erfahren. „Wir haben vereinbart, bis zum Toto-Pokalfinale Stillschweigen zu bewahren. Moki und der Berater haben es vorgezogen, an die Presse zu gehen", erklärt Schultheiss die Chronik der Ereignisse. Wie das Burghauser „Wochenblatt“ berichtete, sei die Kündigung postalisch an das neueröffnete Kosmetikstudio von Mokhtaris Frau gegangen – „um keinen Vertragsfehler zu machen“, so der Präsident des SVW. Zuvor habe Mokhtari die Bitte zur Geschäftsstelle zu kommen abgelehnt „Das Arbeitsrecht besagt, Mokhtari muss vor Gericht ziehen. Das ist für uns in der Außendarstellung schwierig, Moki gilt als der Böse. Man denkt beim SVW, erst einmal kündigen und dann weiter zu schauen.“, so Mokthari-Berater Schermann zur Situation.
Mokhtari: „Bin ein Burghauser Junge“
Mokhtari selbst will sich gegenüber liga3-online.de nicht detailliert äußern, lässt aber wissen: „Es werden viele Unwahrheiten geschrieben, aber ich bin ein Burghauser Junge.“ Von Seiten des Spielers gab es also nie Wechseltendenzen, wie sein Berater erklärt: “Wir wären zufrieden gewesen, die Bezüge zu kürzen, im Gegenzug hätten wir die Kündigungs-Klausel zu Sicherheit aus dem Vertrag nehmen wollen“. Mokhtaris Familie hat sich in Burghausen eingerichtet und er will definitiv in Bayern bleiben. Der 34-Jährige sieht seinen Weg in Burghausen als noch nicht beendet an. Paradox wird es aber erst nach der Kündigung: Trotz der Entlassung will der SV Wacker Burghausen weiter mit seiner Nummer 16 zusammenarbeiten. “Ich weiß nicht, wo wir hinkommen. Wenn er ins Budget passt, gibt es keinen Grund ihn nicht zu halten“, erklärt Präsident Schultheiss. „Der Vertrag geht noch eine Zeit, jetzt kann man sich einigen. Es geht erst einmal darum, eine Lizenz zu bekommen", so Schultheiss weiter. Man wolle Mokhtari „weiter verpflichten, zu reduzierten Bezügen“. Auf Seiten Youssef Mokhtaris verfällt man nicht in Panik, zeigt sich weiter gesprächsbereit: „Ich muss erst einmal ein fertiges Produkt von Burghausen sehen. Der Vertrag läuft noch ein Jahr und drei Monate“, so Schermann, man „habe also noch Zeit“. Die nächsten Wochen werden Klarheit in den Fall Mokhtari bringen. Der SV Wacker will sich nach dem anstehenden Toto-Cup-Finale am Donnerstag mit Mokhtari und dessen Berater zusammensetzen um zu verhandeln. Es bleibt spannend.
FOTO: Flohre Fotografie