Ungebremst rast er derzeit Richtung Regionalliga, der VfL Osnabrück. Beim 2:4 in Ingolstadt präsentierten sich die Lila-Weißen über weite Strecken desolat und wie ein Absteiger. Während die Fans mit Abpfiff flüchteten, blieb Co-Trainer Tim Danneberg weiterhin positiv. Gleichwohl sparte er aber auch nicht mit Kritik.
"So kannst du das doch nicht verteidigen"
Ein deutlicheres Zeichen hätten die rund 400 mitgereisten Fans kaum senden können, gleichzeitig wurde dadurch einmal mehr deutlich, wie es derzeit um den VfL bestellt ist. Denn direkt mit Abpfiff flüchteten die Anhänger aus dem Gästeblock. Und als die Mannschaft dann kam, waren nur noch vereinzelte Anhänger anzutreffen. Bereits nach dem 0:4 hatten die Anhänger den Support eingestellt, ehe sie in der Schlussphase dann auch die Zaunfahnen zusammenpackten. Die Enttäuschung war auch deshalb so groß, weil weder die klare Aussprache bei einem Fan-Dialog vor zwei Wochen noch der lautstarke Support bereits vor Anpfiff etwas bewirkt hatten.
Schon zur Pause lag der VfL mit 0:2 hinten, ehe es zu Beginn des zweiten Durchgangs noch zwei weitere Male einschlug. Zwar kam der VfL durch zwei Treffer binnen 36 Sekunden nochmal ran (73. / 74.), doch mit der roten Karte gegen Beermann für ein viel zu rüdes Einsteigen gegen Fröde nur eine Minute später war der Funke Hoffnung schon wieder erloschen. Verdient wäre ein Unentschieden ohnehin nicht gewesen, zu desaströs war das Abwehrverhalten bei allen vier Gegentoren. Selbst die Mitarbeiter der Pressestelle waren entsetzt. "Leute, so kannst du das doch nicht verteidigen", hieß es nach einem 0:3 auf dem "X"-Kanal der Lila-Weißen. Insgesamt steht der VfL nun bei 32 Gegentoren in dieser Saison – Höchstwert aller Klubs.
"Wir spielen so mutlos Fußball …"
Und auch Co-Trainer Tim Danneberg, der den erkrankten Pit Reimers vertrat, war bedient: "Unser Verhalten in Ballbesitz war in vielen Momenten viel zu unseriös", schimpfte der Ex-Profi im "MagentaSport"-Interview. "Wir sprechen immer von Basics, die wir auf die Platte bringen müssen, von einfachen, klaren Sachen auch im Spielaufbau." Doch in all diesen Bereichen sei der VfL im Kopf "viel zu unkonzentriert" gewesen. "Das müssen wir uns vorwerfen lassen." Es sei nicht so gewesen, dass Ingolstadt den VfL hergespielt hätte. "Es waren unsere eigenen Fehler im Spielaufbau und unnötige Ballverluste." Insgesamt habe sich das Team "viel zu unsauber" präsentiert und den Gegner immer wieder eingeladen. "Das sind Dinge, damit bin ich 0,0 mit einverstanden, weil das viel, viel zu einfach ist", so der 38-Jährige, der von einem "ernüchternden Tag" und einem "Schlag ins Gesicht" sprach.
Eine Erklärung, wie das trotz zweiwöchiger Vorbereitungsphase passieren kann, hatte auch Dave Gnaase nicht. "Mir fehlen ein bisschen die Worte. Wir spielen so mutlos Fußball, das ist Wahnsinn." Dabei werde innerhalb der Mannschaft gefühlt jeden Tag in den letzten Monaten darüber gesprochen, woran gearbeitet werden müsse. "Und wir kriegen es Woche für Woche nicht auf den Platz." Trotz der Niederlage gegen Dresden sei der VfL mit einem "echt guten Gefühl" in die Länderspielpause gegangen. "Aber wenn du das dann im Spiel einfach nicht hinbekommst, dann stehst du zu Recht da ganz unten und läufst jedes Spiel einfach nur hinterher."
Eine fehlende Einstellung wollte er seinen Mitspielern aber nicht vorwerfen, stattdessen verwies er auf den seit Monaten anhaltenden Negativtrend, der "natürlich am Selbstbewusstsein" zehre. Da unten rauszukommen, sei "brutal schwer. Und das kriegen wir gerade Tag für Tag, Woche für Woche, komplett in die Fresse". Längst spiele der Kopf eine "brutale Rolle", denn: "Dass wir kicken können, steht außer Frage. Aber du bist einfach in so einem Negativtrend. Und daran gilt es einfach weiter zu arbeiten, egal wie scheiße und schlecht die Ausgangslage gerade ist. Und dann bin ich mir auch sicher, dass wir da unten rauskommen."
Dannebergs Durchhalteparolen
Schon sechs Punkte und neun Tore fehlen nach der dritten Pleite in Folge zum rettenden Ufer, dennoch blieb auch Danneberg positiv. "So bin ich vom Typus einfach und lasse mich da auch nicht umstricken." Dennoch klangen seine Aussagen bereits nach Durchhalteparolen: "Ich bin jemand, der möchte, dass die Jungs dieses Gefühl einer Siegermentalität haben. Auch, wenn es sich in der jetzigen Situation komisch anhört." Es gehe darum, in gewissen Momenten auf dem Platz zu investieren. "Ich glaube, wenn wir in der Lage sind, mehr zu investieren, dann wirst du dafür belohnt. Man merkt den Jungs an, dass sie wollen."
Aber Fakt sei auch einfach, "in vielen Momenten hatten wir heute das Gefühl, und das darf niemals der Fall sein bei uns, dass der Gegner einfach cleverer ist, vielleicht in gewissen Momenten einen Tick mehr investiert. Das darf gerade in unserer jetzigen Situation überhaupt 0,0 der Fall sein." Nach sechs sieglosen Spielen in Folge und nur einem Sieg aus den letzten zwölf Spielen müssen gegen Alemannia Aachen am kommenden Sonntag unbedingt drei Punkte her, um das rettende Ufer nicht frühzeitig aus den Augen zu verlieren. Neben Beermann, der sich als bereits vierter Osnabrücker in dieser Saison einen Platzverweis einhandelte, wird dann auch Gnaase nach seiner fünften gelben Karte fehlen.
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