Waldhof-Höhenflug hält an: "Unser Plan ist Klassenerhalt“
Ein brummender Schädel, eine geschwollene Lippe und obendrein auch noch im ungeliebten gelben Trikot: Trotz allerlei Unannehmlichkeiten war Michael Schultz nach Waldhof Mannheims Traumstart ins neue Jahr durch den 1:0-Sieg in Unterzahl beim SV Meppen und den erfolgreich verteidigten Relegationsrang in Jubellaune. "Das sind die geilsten Siege“, sagte der Defensivspieler und strahlte über das ganze Gesicht.
Durchmarsch keine Utopie mehr
Feierstimmung ist beim Überraschungsaufsteiger auch durchaus angebracht. Durch den fünften Erfolg in den vergangenen sieben Spielen ohne Niederlage sind die Kurpfälzer den direkten Aufstiegsplätzen bei lediglich noch zwei Punkten Rückstand so nah wie nur am ersten Spieltag. Ein Durchmarsch zurück in die 2. Liga nach 17 Jahren Abstinenz erscheint zunehmend realistischer als utopisch.
Doch auch wenn die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga durch ihren sechsten Erfolg auf gegnerischen Plätzen nach dem Siegtreffer durch das vierte Saisontor von Mounir Bouziane (18.) in der Fremde weiter ungeschlagen blieb, schob Trainer Bernard Trares allen aufkeimenden Träumen vom Aufstieg einen Riegel vor. "Unser Plan ist Klassenerhalt“, sagte der Ex-Profi im Vereins-TV zur Tabellenkonstellation trotzig. Der Blick nach unten wirkte gleichwohl übertrieben. Mit dem Abstieg dürfte Waldhof, das seinen Sieg trotz der gelb-roten Karte gegen Arianit Ferati (58.) mit aufopferungsvollem Kampfgeist verteidigte, angesichts von inzwischen 15 Zählern kaum noch etwas zu tun bekommen.
Abwehrschlacht "hat sogar Spaß gemacht“
Schultz war auch bester Laune. Selbst die Folgen eines Zusammenpralls mit einem Gegenspieler in einer kritischen Situation witzelte der 26-Jährige weg: "Ich habe eine dicke Lippe, aber das ist kein Herpes, sondern es hat am Kopf ganz gescheppert. Doch wenn ich damit klären konnte, ist es das auch wert gewesen.“ Die ungewohnt gelben Trikots allerdings mochte sich Schultz trotz des Erfolgs nicht als Glücksbringer für die Zukunft wünschen: "So schön sind die jetzt auch wieder nicht."
Schön fand Innenverteidiger in seiner Analyse den Einsatzwillen seines Teams gerade nach Feratis Platzverweis: "Wie wir alles reingeschmissen haben, war Wahnsinn. Wir hatten da danach gar keine Entlastung mehr und wussten, dass wir zu arbeiten hatten“, sagte Schultz zur Abwehrschlacht gegen die drängenden Gastgeber und hatte dabei auch gleich wieder den Schalk im Nacken: "Es hat sogar ein bisschen Spaß gemacht.“
Als eine Bestandsaufnahme für den Leistungsstand seines Teams, das am Sonntag gegen Zweitliga-Absteiger 1. FC Magdeburg gefordert ist, wollte Trares die Begegnung im Emsland indessen nicht werten: "Dafür war das zu sehr taktisch geprägt. Das kann so nicht der Maßstab sein.“ Positiv hob der Coach auf der Pressekonferenz jedoch das Defensivverhalten seiner Mannschaft nach ihre Dezimierung hervor: "Wir wollten da gerade wieder mehr in die Offensive gehen, mussten dann aber umstellen. Wie wir dabei die Flügel zubekommen haben, war gut.“