"War sehr überrascht und geflasht": Wie Martens den VfB retten will

Mit Jens Martens hat der VfB Lübeck am Dienstag seinen neuen Cheftrainer und damit den Nachfolger von Florian Schnorrenberg vorgestellt. Für den 68-Jährigen ist es die erste Tätigkeit im Profifußball. Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte Martens, wie er die Norddeutschen retten will.

"Das musst du machen!"

Eigentlich hatte Martens, nachdem er Viertligist Eintracht Norderstedt zum Ende der Saison 2021/22 verlassen hatten, für sich beschlossen, künftig kürzerzutreten. Und so war er zuletzt nicht mehr als Trainer aktiv, sondern fungierte als Sportdirektor beim SV Todesfeld in der Oberliga. Als er in der vergangenen Woche dann den Anruf von VfB-Sportvorstand Sebastian Harms bekam, sei er "sehr überrascht" und "zugleich geflasht" gewesen, wie er bei der Pressekonferenz am Dienstag berichtete. Zumal Martens in seiner bisherigen Karriere ausschließlich in unteren Ligen aktiv war und über keine Erfahrung im Profifußball verfügt.

Der Anruf habe ihn erreicht, als er gerade mit seiner Frau im Arbeitszimmer saß. "Ich habe auf Lautsprecher gestellt. Danach musste ich es kurz sacken lassen." Nach dem Telefonat habe seine Frau zu ihm gesagt: 'Das musst du machen!'" Entsprechend habe er relativ schnell zugesagt – auch aus alter Verbundenheit. Schließlich war der gebürtige Steinburger (nördlich von Hamburg) zwischen 1981 und 1985 bereits als Spieler und Kapitän für die Lübecker aktiv. Ein Trikot von damals hatte Martens bei der Pressekonferenz sogar dabei. "Es hat immer eine enge Verbundenheit zum VfB bestanden", sagte der 68-Jährige und sprach von einer "Herzensangelegenheit".

"Extrem gut": Martens lobt den Umgang

Die Aufgabe beim VfB könnte zwar schwieriger kaum sein, schließlich liegen die Norddeutschen vor den letzten acht Spielen sechs Punkte und 15 Tore hinter dem rettenden Ufer. Dennoch zeigte sich Martens davon überzeugt, den Klassenerhalt noch schaffen zu können. Im Abstiegskampf komme es darauf an, Gras zu fressen und im Kollektiv hart und konsequent zu verteidigen, so der 68-Jährige. Diesbezüglich sieht er das Team gerüstet.

So hob Lübecks neuer Coach nach seiner ersten Trainingseinheit am Vormittag die Intensität auf dem Platz hervor und betonte, dass ihm der Umgang der Spieler untereinander "extrem gut" gefallen habe. Es sei ordentlich Lautstärke drin gewesen, was gerade bei Mannschaften im Abstiegskampf nicht selbstverständlich sei. Nun gelte es, an den Erfolg aus dem Sieg gegen Regensburg anzuknüpfen. "Diesen Weg müssen wir weitergehen", forderte Martens, der sich als "bodenständigen, akribischen Teamworker" und "Fußballbekloppten" bezeichnete. In den nächsten Tagen will Martens viele Gespräche führen, sieht sich mit dem Trainerteam aber bereits auf einer Wellenlänge.

Reinhardt und Co. sollen "starke Rolle" spielen

Co-Trainer Bastian Reinhardt, Torwarttrainer Arvid Schenk und Athletiktrainer Gianluca Fraternali rücken nach der Verpflichtung des 68-Jährigen zwar wieder in die zweite Reihe, sollen aber künftig eine "starke Rolle" spielen, wie Harms betonte. Warum die Wahl auf Martens gefallen ist, erklärte der 45-Jährige so: "Wir brauchten eine Variante, die von der Energie und dem Positivimpuls aus dem Regensburg-Spiel profitieren kann." Zudem sei ein Trainer gesucht worden, der aus der Region stammt und über Erfahrung verfügt. Martens bescheinigte Harms dabei "verdammt viel Lebenserfahrung".

Der 68-Jährige soll mit seiner "Energie und Erfahrung" vorangehen. Ziel sei es, Voraussetzungen schaffen, um das vermeintlich Unmögliche doch noch möglich zu machen. "Wir sind überzeugt, dass es möglich ist. Auch die Mannschaft glaubt daran." Martens' Vertrag beim SV Todesfelde läuft indes weiter, mit dem Oberligisten habe man sich auf eine partnerschaftliche Vereinbarung geeinigt – ohne Vertrag. "Es zählen Worte und Handschlag", so Harms. Vorerst ist die Zusammenarbeit bis zum Saisonende angedacht. Sollte es Martens aber tatsächlich schaffen, den VfB noch zum Klassenerhalt zu führen, scheint auch eine längerfristige Tätigkeit nicht ausgeschlossen. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg.

   

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