Warum der Jahn trotz Dominanz nur einen Punkt holte
Der SSV Jahn Regensburg kam am Sonntag nicht über ein 1:1 Unentschieden gegen Hansa Rostock hinaus. Obwohl die Regensburger über 90 Minuten das bessere Team waren und den F.C. Hansa zeitweise an die Wand spielten, konnte der Punkt erst spät gesichert und kein zweites Tor erzielt werden. Halil Savran sorgte zunächst in der 24. Minute für das 0:1, Mario Neunaber glich in der 82. für den Jahn aus. Dass beide Tore durch Elfmeter fielen, ist bezeichnend für das Spiel, in dem auch der Schiedsrichter eine tragende Rolle spielte. liga3-online.de zeigt an zwei zentralen Punkten auf, warum es am Ende aus Regensburger Sicht "nur" 1:1 stand.
Grund 1: Die Chancenverwertung
Defensiv hatte die Jahnelf nichts zu tun. Von Rostock kam nach vorne – mit Ausnahme des Elfmeters – gar nichts. Das sah auch Hansa-Coach Andreas Bergmann so: „Dass wir in so extremer Weise aus dem Spiel heraus keine einzige Chance hatten, habe ich hier noch nicht erlebt“. Daher standen die Zeichen beim SSV 90 Minuten lang auf Angriff. Hansa Rostock wurde – vor allem im zweiten Durchgang – fast durchgehend in den eigenen Strafraum gedrängt und war ständig in der Rückwärtsbewegung. Auch, wenn die Rostocker Defensive hinten sehr sicher stand und es kein Zufall war, dass bei zahlreichen Schuss- oder gefährlichen Passversuchen immer ein Fuß dazwischen gehalten wurde (z.B. 44., als Amachaibou durch gewesen wäre), ein paar Mal hatten die Regensburger trotzdem die dicke Chance zum Tor. Abdenour Amachaibou war schon in der 2. Minute einschussbereit, schloss aber zu unkonzentriert ab und setzte die Kugel über das Tor. Muhovic stand nach schnell ausgeführtem Freistoß völlig frei vor Jörg Hahnel, zögerte aber zu lange und vertändelte gegen Pelzer den Ball (36.). Auch Aosman stand plötzlich aussichtsreich im Rostocker Strafraum, dribbelte sich aber am Ende fest, anstatt auf den freistehenden Amachaibou zu passen (60.). „Der letzte Pass hat nicht gepasst, obwohl er manchmal einfach gewesen wäre“, kritisierte Jahntrainer Thomas Stratos nach der Partie. Rostock verteidigte gut, aber die Chancen, die der Jahn zum Siegtreffer hatte, wurden nicht konsequent genutzt.
Grund 2: Der Schiedsrichter
Schiedsrichter Sören Storks erwischte keinen guten Tag und konnte in der Partie niemanden glücklich machen. „Wenn man kurz vor Schluss einen Elfmeter bekommt, bei dem wir uns fast alle einig sind, dass der außerhalb war…“, beanstandete Bergmann den Jahn-Strafstoß nach der Partie. Sein Gegenüber Stratos meinte: „Während des Spiels musste ich mich zusammenreißen, jetzt sage ich, was ich mir denke: Der Schiedsrichter war grottenschlecht! Das war unterirdisch, so was habe ich lange nicht gesehen.“ Es gab zwei spielentscheidende Entscheidungen, bei denen Storks falsch lag. Bei der vermeintlichen 1:0-Führung der Regensburger durch Kotzke pfiff der Schiedsrichter Stürmerfoul (22.). Die TV-Bilder zeigen aber, dass sich beide in einem harten, aber regelkonformen Zweikampf befanden, Leemans aber ziemlich leicht fiel – das Tor hätte zählen müssen. Auch in der nächsten Situation lag der 25-jährige falsch. Ein Rostocker Angriff war eigentlich schon geklärt, an der Außenlinie wollte Bernhard Hendl den ins Aus rollenden Ball aufnehmen. Dann rauschte der Hansa-Stürmer von hinten in den Jahn-Keeper rein und fiel schließlich zu Boden (23.). Die TV-Bilder beweisen, dass – auch wenn es ein Missverständnis zwischen dem Torhüter und Verteidiger Stadler gab – kein Foul von Hendl vorlag. Der Hansa-Stürmer gab nach der Partie auch zu, dass er sich nicht sicher sei, ob das elfmeterwürdig gewesen war. Bitter für Regensburg, da dieser unberechtigte zum Tor führte und tatsächlich die einzige Torchance der Rostocker im gesamten Spiel war. Richtig war jedoch die Entscheidung, bei dem darauffolgenden Duell Savran vs. Hendl nicht auf Elfmeter zu entscheiden. Der Torhüter nahm den Ball vom Boden auf und berührte den heranrasenden Stürmer mit der Schulter, woraufhin dieser wie vom Blitz getroffen fiel und minutenlang behandelt werden musste (35.). Auch der Elfmeter für den Jahn war berechtigt, was die TV-Bilder ebenfalls klar darstellen: Jim-Patrick Müller wäre durch gewesen, als Radjabali-Fardi den Ball im Liegen mit der Hand aus dem Strafraum heraus „fischte“ (81.). Auch die geringe Nachspielzeit ist nicht erklärbar, in beiden Halbzeiten gab es minutenlange Verletzungsunterbrechungen.
Fazit
Der Jahn war die bessere Mannschaft und hätte von der Leistung und den Spielanteilen verdient als Sieger vom Platz gehen müssen. Dass der Schiedsrichter Rostock zwei Geschenke machte, ist für den Jahn umso bitterer. Dennoch ist die Mannschaft von Trainer Thomas Stratos zu einem nicht unerheblichen Teil selbst schuld, dass es nicht zu drei Punkten gereicht hat. Denn trotz des Schiedsrichters und der im Endeffekt guten Abwehrarbeit der Rostocker fanden sich im druckvollen Angriffsspiel genügend Möglichkeiten, den Ausgleich früher zu erzielen bzw. später auch zum Siegtreffer zu kommen. So geht die Punkteteilung im Großen und Ganzen in Ordnung. Das sahen auch die Trainer so: "Wir haben zu fahrig gearbeitet. Unterm Strich war der Ausgleich natürlich verdient, uns fehlt im Moment einfach die Lockerheit. Wir haben gegen eine sehr spielstarke Mannschaft gespielt, die uns wirklich Probleme bereitet hat", erklärt Andreas Bergmann. Thomas Stratos sagte: "Ich habe heute das mit Abstand beste Saisonspiel meiner Mannschaft gesehen. Wir haben es geschafft, den Gegner ständig in die eigene Hälfte zu drängen. Ärgerlich ist, dass der Gegner keine Torchance hatte, aber ein Tor erzielt hat. Diesen Punkt haben wir uns mehr als verdient, ich fühle mich aber trotzdem nicht so gut: Mir fehlen zwei Punkte."
FOTO: regensburg1889.de