Warum der MSV Duisburg wieder serienweise Spiele gewinnt
Drei Siege in Folge! Das gab es beim MSV Duisburg zuletzt im November 2019, als die Welt sportlich noch in Ordnung schien. Drei Jahre später haben sich Fans auf ein weiteres Übergangsjahr eingestellt, doch derzeit strafen die Zebras alle Experten und Kritiker Lügen und nisten sich im oberen Tabellendrittel ein. Woran das liegt? liga3-online.de listet die Gründe auf.
Grund 1: Torsten Ziegner
Uerdingen, Rostock, Viktoria Köln – das waren die drei Gegner, die dem MSV Duisburg in besagter Saison 2019/20 nacheinander unterlagen. Covid19 gab es zu dieser Zeit noch nicht, Trainer war noch Torsten Lieberknecht, der ziemlich genau ein Jahr nach dieser Erfolgsserie entlassen wurde, seinen Weg ging und mit Darmstadt 98 wohl erneut um den Bundesliga-Aufstieg kämpfen wird. Es folgten viel Tristesse, zwei Jahre im hinteren Mittelfeld inklusive Phasen, in denen sich der Abstieg in die Regionalliga als dunkler Schatten immer bedrohlicher über die Wedau legte.
Nun ist wieder ein Torsten am Werk. Ziegner ist sein Nachname, der Retter schon seit dem erfolgreichen Klassenerhalt im Frühsommer ein kleiner Zusatz. Jetzt profiliert sich der gebürtige Thüringer tief im Westen als Entwickler: Eine Mannschaft, die im Frühjahr noch eine Zusammenstellung völlig verunsicherter Einzeldarsteller war, hat Ziegner neu justiert. Er kennt den Abstiegs- und Überlebenskampf, forderte von Beginn an das Maximum ein, ist kein Einserschüler oder Laptoptrainer, sondern ein besonders ehrgeiziger Pragmatiker. Torsten Ziegner steht nicht für Zauberfußball, der auch gar nicht zum MSV passen würde. Er findet aber die richtige Elf, vermittelt ihr Matchplan und Einstellung. Und wird nach einem schwierigen Intermezzo in Würzburg insgeheim genauso froh wie der Klub sein, dass die beiden Parteien derzeit so gut zueinander passen.
Grund 2: Moritz Stoppelkamp
Vor dem, was Moritz Stoppelkamp in den ersten fünf Saisonpartien geleistet hat, lässt sich nur der Hut ziehen. Seine Karriere hatte so viele Hochs und Tiefs, vielleicht wäre noch viel mehr möglich gewesen als 71 Erst- und 223 Zweitliga-Spiele. Nun gibt es einige Altstars – Stoppelkamp wird im Dezember 36 – die ihre Karriere in der 3. Liga gemächlich ausklingen lassen, auf ihre einstige Qualität vertrauen. Keiner aber ist ein derartiger Leistungsträger wie der Linksaußen, der mit acht Scorerpunkten die ligainterne Wertung anführt und mit Übersteigern, Übersicht und Traumtoren einmal mehr die Duisburger Lebensversicherung darstellt. Wie ein guter Wein wird er im Alter immer gehaltvoller: Schon die addiert 36 Torbeteiligungen in den vergangenen beiden Krisenjahren, in denen er aus der Duisburger Planlosigkeit herausragte, waren kaum hoch genug anzurechnen.
Knüpft der 35-Jährige, dessen mittlerweile sechsjähriges Engagement beim Heimatverein wohl auch das letzte der Karriere sein dürfte, an diese Form an – so mancher Bestwert könnte fallen. Klar ist aber auch, dass die Abhängigkeit nicht zu groß werden soll. Daher befindet sich der MSV derzeit auch noch auf der Suche nach einem echten Neuner, der ebenso regelmäßig Tore beisteuert.
Grund 3: Runderneuerte Defensive
Vier Gegentore in fünf Spielen, nur eine wirklich wilde Halbzeit im Derby gegen Rot-Weiss Essen, die auch bestraft wurde: Mit den zum Teil chaotischen Veranstaltungen der Vorsaison haben die Auftritte des MSV bislang nichts zu tun. Es wurde aber auch kräftig ausgemistet: Beim 3:0 in Meppen, dem zweiten Zu-null-Auswärtssieg, standen in Niklas Kölle, Marvin Senger, Sebastian Mai und Joshua Bitter vier im Sommer verpflichtete Abwehrspieler auf dem Feld.
Auch Torhüter Vincent Müller – der Leo Weinkauf nach drei guten Jahren nahtlos zu ersetzen vermag – fällt in die Kategorie Neuzugang. Speziell Mai, ein alter Vertrauter Ziegners aus Zeiten in Zwickau, tut den Meiderichern mit seiner lauten, zuweilen extrovertierten Art gut, ist Wortführer und bringt mit Körperlichkeit und Kopfballstärke wichtige Attribute ein. Nominell mögen die Duisburger sicherlich nicht die stärkste Abwehrreihe besitzen, bislang aber funktioniert die Zusammenarbeit gut.
Grund 4: Spielglück
Fußball ist manchmal Glückssache. Zwei Jahre blieb dieses dem MSV Duisburg auch in ordentlichen Spielen oft verwehrt. Umso mehr genießen die Gestreiften Momente wie jenen beim 1:0-Sieg in Zwickau, einem so typischen Drittligakick ohne die ganz großen Ereignisse, in dem der Ball auf der richtigen Seite im Netz zappelt und aus einem Punkt drei werden, ohne dass dies nach Spielanteilen plausibel erklärt werden kann.
Und wie das so ist, wenn es einmal läuft: Plötzlich addieren sich auch mal ein gegnerisches Eigentor, ein 70-Meter-Kunstschuss des Torhüters sowie ein Strafstoßgeschenk des Gegners zum souveränen 3:0-Sieg in Meppen, der die Erfolgsserie des MSV am Sonntag erst so richtig sehenswert machte. Momente, die nicht weiter auseinanderdividiert werden müssen, sondern zu denen nur gesagt werden kann: Duisburger Fans, genießt diese Tage. Kaum einer in dieser 3. Liga kennt das Gegenteil aus der jüngeren Vergangenheit besser als ihr.