Warum es Neidhart von Meppen nach Essen zieht

Am Donnerstag pfiffen es bereits die Spatzen von den Dächern, ehe im Laufe des Freitagvormittags an der Lathener Straße zu Meppen die bedrückende Gewissheit herrschte: Christian Neidhart kehrt dem SVM zur kommenden Spielzeit den Rücken und schließt sich künftig Viertligist Rot-Weiß Essen an. Ein Schritt, den sicherlich nicht alle Anhänger und Verantwortlichen der Blau-Weißen nachvollziehen können, den Neidhart jedoch nun zu erklären versucht.

Spieler mit gemischten Gefühlen

So manch einen Sympathisanten der Emsländer traf die Nachricht am Freitagvormittag trotz aller Spekulationen im Vorfeld wie ein Schlag: Christian Neidhart kehrt dem SV Meppen nach sieben Jahren den Rücken und beendet damit eine äußerst erfolgreiche und emotionale Ära in der Stadt an der Ems. Und eigentlich – so betont der Übungsleiter im Gespräch mit der "NOZ" – sei es auch nicht der Plan gewesen, die Entscheidung schon fünf Spieltage vor dem Saisonende publik zu machen: "In der jetzigen Phase war es nicht geplant, meinen Wechsel schon bekannt zu geben. Dadurch aber, dass der Druck von außen so groß geworden war und sich dann auch die Vereine untereinander geeinigt haben, war es natürlich auch die logische Konsequenz, dass ich das Thema mit der Mannschaft anspreche."

Seine Mannen, mit denen er teils jahrelang durch dick und dünn gegangen war, nahmen die Entscheidung gegen Meppen und für RWE offenbar mit gemischten Gefühlen auf. "Auf der einen Seite freuen sich die Spieler für mich, auf der anderen können sie es aber auch nicht verstehen, weil wir natürlich hier über die Jahre hinweg auch etwas aufgebaut haben", zeigt Neidhart Verständnis, der von einer ergreifenden Kabinenansprache vor dem Training berichtet: "Das war schon sehr emotional für mich und ich musste die Ansprache auch zwischendurch abbrechen."

Fehlende Wertschätzung und Perspektive?

Seine Beweggründe hingegen erläuterte der gebürtige Braunschweiger wie folgt: "Man kann das kaum in ein, zwei Sätzen zusammenfassen. Im Endeffekt ist es so, dass ich sehr gute Gespräche mit Rot-Weiß Essen geführt habe und dort auch eine gewisse Wertschätzung wieder erfahren habe, die man als Trainer auch manchmal braucht, denn auch in unserem Job geht es hin und wieder um Lob und Tadel."

Hatten die Verantwortlichen des SV Meppen sich also nicht genug um ihren einstigen Aufstiegsmacher bemüht und seine Leistungen nicht ausreichend honoriert? Fehlten dem Fußballlehrer klare Visionen und langfristig ausgelegte Vorstellungen, wie die sportliche Zukunft des SV Meppen aussehen soll? Fragen, denen Neidhart im Interview zumindest eher ausweicht: "Dass ich jetzt gehe, war keine Entscheidung von heute auf morgen, sondern hat sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Ich habe frühzeitig, sogar schon in unserem Trainingslager in der Türkei, die Gespräche mit dem SV Meppen geführt, habe meine Beweggründe geäußert und die Vorstellung, wie es künftig weitergehen soll. Und aufbauend auf diesen Gesprächen ist es dann letztlich so gekommen, wie es nun auch gekommen ist."

Engagement bei RWE als "nächster Karriereschritt"

Insgesamt jedenfalls hätten den 51-Jährigen vor allem die "intensiven" und "sehr guten" Gespräche mit den Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen überzeugt, man habe mit Aufnahme der ersten Gespräche vor rund drei Wochen direkt "auf derselben Wellenlänge" geschwungen, ohne dass der SV Meppen jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt nicht transparent informiert worden sei. Neidhart sieht das Engagement beim ambitionierten Viertligisten vielmehr als logischen "nächsten Schritt in meiner Trainerkarriere" und wolle sich bei einem "strukturell wie ein Zweitligist" aufgestelltem Traditionsverein beweisen, dass er nach sieben Jahren SV Meppen eben mehr kann, als "nur SV Meppen".

Die Fans und Verantwortlichen der Blau-Weißen müssten sich aber zumindest keine Sorgen machen, dass Neidhart "den Laden hier auseinanderpflücken" und Spieler mit nach Essen lotsen werde – auch wenn man, so Neidhart weiter – "niemals nie sagen" dürfe. Seinem derzeitigen, jedoch schon bald scheidenden Arbeitgeber prophezeit der Fußballlehrer abschließend einen "Umbruch, weil ein neuer Cheftrainer ja auch immer neue und andere Ideen mit sich bringt." Für die Meppener bleibt jedenfalls zu hoffen, dass sie mit dem neuen Cheftrainer in Spe einen ähnlichen Glücksgriff landen wie im Jahr 2013, als man Neidhart vom SV Wilhelmshaven loseiste und so das erste Kapitel einer langen Erfolgsgeschichte aufschlug.

   

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