Was aus früheren Drittligisten geworden ist #2: Kickers Offenbach

Eine neue Spielzeit in der 3. Liga steht bevor. Mit dem SSV Ulm darf ein weiterer Verein erstmals in der eingleisigen dritthöchsten Spielklasse ran. Dadurch erstreckt sich das Teilnehmerfeld in der niedrigsten deutschen Profiliga auf mittlerweile 67 Teams. Während einige Klubs (Union Berlin, RB Leipzig) den ganz großen Sprung nach oben geschafft und sich in der Bundesliga etabliert haben, sind andere Teams von der ganz großen Bühne vorerst verschwunden. Auf diese Vereine blickt liga3-online.de in seiner Serie. Heute: Kickers Offenbach.

Unschönes Jubiläum

Für den einstigen Bundesligisten Kickers Offenbach kam es in der vergangenen Saison 2022/2023 zu einem wohl eher unschönen Jubiläum. Bereits seit zehn Jahren dümpeln die Kickers in der viertklassigen Regionalliga Südwest herum. Dabei setzten sich die Offenbacher, die insgesamt sieben Jahren in der höchsten deutschen Spielklasse verbracht hatten (zuletzt in der Saison 1983/1984), jedes Jahr auf’s die Rückkehr in die 3. Liga als Ziel.

So richtig klappen, wollte es bei den Kickers allerdings nie. Gleich mehrmals schnupperten die Hessen am Aufstieg. Schon in der zweiten Spielzeit nach dem Zwangsabstieg im Sommer 2013 war das Team vom damaligen OFC-Trainer Rico Schmitt, nur hauchdünn am Aufstieg gescheitert. Nachdem sich Offenbach in der Südwest-Staffel der 4. Liga zum Meister krönen konnte, scheiterte der im Jahr 1901 gegründete Klub in den Aufstiegsspielen recht deutlich am 1. FC Magdeburg als damaligen Titelträger der Regionalliga Nordost. Das Hinspiel in Magdeburg hatte der OFC 0:1 verloren. Im zweiten Aufeinandertreffen im heimischen Stadion am Bieberer Berg (1:3) machte der FCM dann den Aufstieg perfekt und beendete damit alle Hoffnungen der Offenbacher.

Auch Ex-Profi Oliver Reck gelang die Rückkehr nicht

Nachdem Schmitt nur ein halbes Jahr nach dem knapp verpassten Aufstieg bei den Rot-Weißen die Segel streichen musste, kehrte der frühere deutsche Nationaltorhüter Oliver Reck nach über 30 Jahren wieder zum OFC zurück, wo er seine ersten Schritte als Profi absolvierte (471 Bundesliga-Einsätze für Kickers Offenbach und SV Werder Bremen) und übernahm die Verantwortung an der Seitenlinie. Von Erfolg gekrönt war allerdings auch die fast dreijährige Amtszeit des früheren Bundesliga-Profis nicht unbedingt. Nach einem vierten Platz im ersten Jahr folgte ein ernüchternder zwölfter Rang. Zwar ging es im Jahr danach wieder bergauf (Platz drei). Die Kickers entschieden sich aber dazu, einen neuen Weg zu gehen.

Aber auch seine Nachfolger Daniel Steuernagel, Angelo Barletta und Sreto Ristic konnten in den folgenden Jahren nicht für den erhofften Erfolg sorgen – und das, obwohl Kickers Offenbach immer wieder ganz oben mitmischen konnten. Der ganz große Sprung blieb aber verwehrt. Besonders die jüngst abgeschlossene Spielzeit dürfte den OFC-Verantwortlichen wohl nicht so zugesagt haben. Am Ende stand ein enttäuschender siebter Platz zu Buche. Geprägt war die Saison dabei vor allem von einem "heißen" Trainerstuhl. Alexander Schmidt, der in der 3. Liga unter anderem für den SSV Jahn Regensburg, Türkgücü München und die SG Dynamo Dresden verantwortlich gewesen ist, hatte die Saison an der Seitenlinie begonnen. Nach nur drei Siegen aus den ersten acht Begegnungen war aber schon wieder Schluss für den 54-Jährigen. Nachdem Alfred Kaminski, Leiter der Nachwuchsabteilung, zunächst für drei Spiele als Interimstrainer aushelfen musste, wurden seine Dienste zum Ende der Spielzeit für sieben Begegnungen aber schon wieder benötigt. Grund dafür war, dass auch Ersan Parlatan, den OFC nicht in ruhiges Fahrwasser bringen konnte.

Nächster Neustart unter Neidhart

Ein Grund mehr für die Verantwortlichen der Kickers für die kommende Spielzeit auf mehr Erfahrung zu setzen. Wohl auch aus diesem Grund bauen die Hessen auf Christian Neidhart als neuen Cheftrainer. Schon unlängst hat der 54-Jährige, der in der vergangenen Spielzeit noch für den SV Waldhof Mannheim in der 3. Liga an der Seitenlinie stand, bewiesen, dass er eine Mannschaft zurück in den Profifußball führen kann. In der Saison 2016/2017 gelang ihm das "Kunststück" mit dem SV Meppen. Noch vor zwei Jahren (Saison 2021/2022) war er maßgeblich dafür verantwortlich, dass bei Rot-Weiss Essen das lange Warten auf die Rückkehr in den Profifußball ein Ende hatte. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen in der Regionalliga West mit dem ärgsten Konkurrenten Preußen Münster stellten die Rot-Weissen Neidhart allerdings nur zwei Spiele vor Saisonende vor die Tür, um nicht Gefahr zu laufen, den Aufstieg doch zu verpassen.

Nun ist es also nicht nur für Kickers Offenbach, sondern auch für Neidhart selbst ein Neustart in der 4. Liga. Nachdem er also bereits ein Team aus dem Norden sowie eine Mannschaft aus der West-Staffel herausgeführt hatte, will er nun auch im Südwesten der Bundesrepublik seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Nazarov soll Offenbach an die Spitze schießen

Dass Offenbach einen erneuten Großangriff auf Platz eins starten will, zeigt vor allem auch der jüngste Neuzugang. Dimitrij Nazarov, der in der vergangenen Saison noch für den FC Erzgebirge Aue auf Torejagd ging, schließt sich ab sofort den Kickers an. Schon in der zurückliegenden Spielzeit wollte Neidhart den torgefährlichen Angreifer vergeblich nach Mannheim lotsen, konnte ihn dieses Mal aber für eine neue Herausforderung in Offenbach überzeugen.

"Mit Dima Nazarov bekommen wir einen sehr erfahrenen Spieler, der sich sowohl als Vorbereiter, als auch als Torjäger in den letzten Jahren in der zweiten und dritten Liga absolut etabliert hat und seine Duftmarken gesetzt hat", sagt Christian Hock, Geschäftsführer Sport OFC Kickers 1901 GmbH. "Wir erwarten natürlich, dass er beim OFC genau diese Qualitäten an den Tag legt und als Führungsspieler, Vorbereiter und Torschütze die Mannschaft nach vorne bringt und zum größtmöglichen Erfolg treibt." Mit Marcos Alvarez vom SV Meppen hatte der OFC jüngst noch einen weiteren namhaften Spieler verpflichtet.

   

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