Was aus früheren Drittligisten geworden ist #3: RW Oberhausen
Eine neue Spielzeit in der 3. Liga steht bevor. Mit dem SSV Ulm darf ein weiterer Verein erstmals in der eingleisigen dritthöchsten Spielklasse ran. Dadurch erstreckt sich das Teilnehmerfeld in der niedrigsten deutschen Profiliga auf mittlerweile 67 Teams. Während einige Klubs (Union Berlin, RB Leipzig) den ganz großen Sprung nach oben geschafft und sich in der Bundesliga etabliert haben, sind andere Teams von der ganz großen Bühne vorerst verschwunden. Auf diese Vereine blickt liga3-online.de in seiner Serie. Heute: Rot-Weiß Oberhausen.
Von 2. Bundesliga in die Regionalliga durchgereicht
Es war aus sportlicher Sicht eine der vielleicht schwierigsten Phasen in der Klubgeschichte, als Rot-Weiß Oberhausen in den beiden aufeinanderfolgenden Spielzeiten 2010/2011 und 2011/2012 von der 2. Bundesliga bis in die Regionalliga West durchgereicht wurde. Dabei hatte damals der frühere Fußballprofi Mario Basler die schwere Aufgabe aufgetragen bekommen, den freien Fall zu stoppen. Nachdem er RWO im Oktober 2011 in der 3. Liga übernommen hatte, schaffte er die Wende aber nicht mehr, musste mit den Kleeblättern den Gang in die 4. Liga antreten. Dort scheinen sich die Rot-Weißen seitdem aber zumindest mal festgesetzt zu haben.
Wenn man aber – wie im Fall von Rot-Weiß Oberhausen – gefühlt immer schon in den höchsten Ligen Deutschlands am Ball gewesen ist, dann ist es kaum verwunderlich, dass der Revierklub bei der jährlichen Frage nach den Aufstiegsanwärtern immer ganz oben auf der Liste steht. Seit der Gründung der Bundesliga spielte RWO vier Jahre (1969 bis 1973) im Oberhaus, weitere 24 Spielzeiten (15 Saisons davon seit Einführung der 2. Bundesliga) verbrachte der im Jahr 1904 gegründete Klub in der Zweitklassigkeit.
Immer einstelliger Tabellenplatz
Mit der Rückkehr in den Profifußball hat es in den vergangenen elf Jahren zwar nicht geklappt, immerhin konnte RWO aber jede einzelne Spielzeit auf einem einstelligen Tabellenplatz beenden. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Oberhausener vor allem an der Seitenlinie nicht für Kurzschlussreaktionen bekannt sind. Jörn Nowak, der in der kommenden Saison die Leitung an der Seitenlinie übernimmt, ist seit dem Abstieg im Jahr 2012 nach Peter Kunkel, Andreas Zimmermann, Mike Terranova und Dimitrios Pappas erst der fünfte RWO-Trainer.
Dabei kam die Einstellung von Nowak Anfang Juni recht überraschend, zumal er erst wenige Wochen zuvor vom Revier-Rivalen und Drittligisten Rot-Weiss Essen von seiner Tätigkeit als Sportdirektor freigestellt worden war. Kurioser noch: Für Nowak selbst ist es die erste "richtige" Trainertätigkeit. In seiner Vita stehen lediglich zwei Partien als Teamchef von RWE, als er die Mannschaft in der Aufstiegssaison nach der Trennung des vorherigen Cheftrainers Christian Neidhart interimsweise geleitet hatte. In den letzten beiden Begegnungen hatte er die Verantwortung übernommen und mit zwei Siegen RWE in die 3. Liga geführt.
Für Nowak ist Rot-Weiß Oberhausen allerdings kein Neuland. Schon von 2012 bis 2016 war der heute 37-Jährige als Spieler für RWO am Ball, absolvierte nach dem Abstieg aus der 3. Liga 73 Begegnungen für Oberhausen in der Regionalliga West. In seinem ersten Jahr bei den Rot-Weißen (Saison 2012/2013) spielte Nowak unter anderem noch mit Mike Terranova zusammen, in dessen Fußstapfen er nun tritt. Nach seinem Karriereende bei den Kleeblättern" übernahm Nowak zudem in Oberhausen den Posten des Sportlichen Leiters und leitete dabei die Geschicke des Vereins. Terranova dagegen, der sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft bereits geleitet hat, kehrt stattdessen wieder in den Juniorenbereich zurück und ist ab sofort als Leiter der Nachwuchsabteilung tätig.
Pionier Hajo Sommers tritt ab
Eine weitere Konstante neben der Trainerposition ist die Position an der Spitze gewesen. Hans-Joachim – oder besser bekannt als Hajo – Sommers gab nach 16 Jahren seine Rolle als Vorstandvorsitzender ab. Für ihn übernimmt Thorsten Binder die Verantwortung. Dem Verein will Sommers als Vorstandsmitglied aber weiterhin die Treue halten.
"Ich bin seit fast zwei Jahrzenten bei RWO und wir haben im Vorstand sehr lange über diese Entscheidung geredet", sagt der 64-Jährige über die Gründe seiner Entscheidung. „Ich habe mit dem Verein alles miterlebt und durchgemacht und kann jetzt guten Gewissens etwas kürzertreten".
Unter der Leitung von Sommer entwickelte sich Rot-Weiß Oberhausen in den zurückliegenden Jahren zu einer Art Pionier im Bereich des Sponsorings. Aktuellstes Beispiel: Der neue Hauptsponsor – eine Steuerkanzlei – wurde ausgelost. Dabei hatten neben großen Konzernen auch regionalen Einzelunternehmen und Zusammenschlüsse von 20 Privatpersonen die Chance, letztlich auf der Oberhausener Brust zu landen. Gelingt in der kommenden Saison die Rückkehr in die 3. Liga? Mit Moritz Stoppelkamp steht jedenfalls ein namhafter Akteur vor der Unterschrift.