Was aus früheren Drittligisten geworden ist #7: Aachen
Eine neue Spielzeit in der 3. Liga steht bevor. Mit dem SSV Ulm darf ein weiterer Verein erstmals in der eingleisigen dritthöchsten Spielklasse ran. Dadurch erstreckt sich das Teilnehmerfeld in der niedrigsten deutschen Profiliga auf mittlerweile 67 Teams. Während einige Klubs (Union Berlin, RB Leipzig) den ganz großen Sprung nach oben geschafft und sich in der Bundesliga etabliert haben, sind andere Teams von der ganz großen Bühne vorerst verschwunden. Auf diese Vereine blickt liga3-online.de in seiner Serie. Heute: Alemannia Aachen.
Mit geballter Offensivpower an die Spitze
Alemannia Aachen hat scheinbar die Nase voll von der Regionalliga West. Denn schon seit zehn Jahren tritt der frühere Europapokal-Teilnehmer in der 4. Liga auf der Stelle, nachdem der Traditionsklub zuvor bis 2013 durchgängig in den ersten drei Spielklassen vertreten war. Nun in der elften Saison hintereinander in der West-Staffel der Regionalliga planen die Alemannen einen Großangriff auf Platz eins – und gelten in dieser Spielzeit zusammen mit dem Wuppertaler SV als Topfavorit.
Zwar zählt Alemannia Aachen allein schon wegen der Strahlkraft aus vergangenen Tagen jedes Jahr auf’s neue zu den Anwärtern auf die Meisterschaft und damit auch auf den Aufstieg in die 3. Liga. So richtig nah kam der Klub, der insgesamt vier Jahre in der Bundesliga (1967 bis 1970 und erneut in der Saison 2006/2007) verbracht hatte, dem heißersehnten Aufstieg aber lediglich in der zweiten Spielzeit nach dem Abstieg aus der einzigen Saison in der 3. Liga (2013). Noch unter Hans-Peter Schubert, der die Aachener in der Regionalliga übernommen hatte, schaffte es die Alemannia auf den zweiten Rang. Nur ein Zähler trennte die Schwarz-Gelben vom Meister Borussia Mönchengladbach U 23.
Aachen sorgt als Zuschauermagnet für Schlagzeilen
Aus einer zügigen Rückkehr in den Profifußball vergingen dann also zehn Jahre, in denen Aachen trotz zweier Insolvenzverfahren auch aufgrund seiner Anhänger bundesweit nach wie vor für Schlagzeilen sorgte. Eine Bestmarke für die Ewigkeit, die bis heute noch unangetastet geblieben ist, ist der Zuschauerrekord aus dem Jahr 2015. Zum Hinrundenauftakt der Saison 2015, die schließlich zur Vizemeisterschaft führte, empfing Alemannia Aachen als Wintermeister den direkten Verfolger Rot-Weiss Essen zum absoluten Spitzenspiel im heimischen Tivoli. Stolze 30.313 Zuschauer sahen einen 1:0-Erfolg der Hausherren. Zum Aufstieg sollte es aber dennoch nicht ausreichen.
Auch In der jüngst abgeschlossenen Spielzeit war Alemannia Aachen bundesweit der Zuschauermagnet aller Viertligisten. Mit einem Schnitt von 9.162 Zuschauern pro Heimspiel hätte Alemannia Aachen sogar in der letztjährigen Spielzeit in der 3. Liga einen Platz im Mittelfeld belegt.
Niederlage im Auftaktspiel
Kein Wunder, dass die Alemannia-Fans nach der Rückkehr in den Profifußball und damit auch wieder auf die bundesweite Bühne lechzen. Dafür wurde nun auch hinter den Kulissen stark gearbeitet. Für die neue Spielzeit tätigten Aachen Verantwortliche rund um Geschäftsführer Sascha Eller so einige Transfers, die unter der Anhängerschaft für Zungeschnalzer sorgten. Mit Cas Peters (22 Tore/FSV Frankfurt), Dustin Willms und Sascha Marquet (jeweils elf/beide SC Fortuna Köln) sowie Marc Brasnic (neun/1. FC Düren) holten sich die Alemannen Offensiv-Akteure ins Boot, die in der vergangenen Spielzeit für ihre jeweiligen Klubs für 53 Treffer verantwortlich waren.
Als wäre dies nicht schon genug, kommen noch zahlreiche Ergänzungen für die Defensive hinzu. Unter anderem schließen sich Nils Winter (Rot-Weiß Oberhausen), Sasa Strujic (TSV Steinbach Haiger) und Mika Hanraths (1. FC Bocholt) Alemannia Aachen an. Eine weitere Kategorie, in der die Aachener führend sind, ist die Alterstabelle der Trainer in der Regionalliga West. Mit Helge Hohl stellt die Alemannia den jüngsten Cheftrainer der Staffel. Gerade einmal 31 Jahre ist der Coach jung, steht seit dem vergangenen Oktober bei der Alemannia sowohl an der Seitenlinie als auch als Sportdirektor in der Verantwortung. Und doch sind lediglich die beiden Neuzugänge Bastian Müller (31) und Sascha Marquet (33) etwas älter als das Aachener Trainer-"Küken". Das Auftaktspiel gegen den Wuppertaler SV am Freitagabend ging zwar trotz Führung auf höchstdramatische Weise mit zwei Gegentreffern in der Nachspielzeit noch verloren, doch die Tatsache, dass 27.300 Zuschauer auf den Tivoli strömten – die zweitmeisten der Liga-Geschichte – zeigte einmal mehr: Aachen will zurück in die 3. Liga.