Was wurde aus den ehemaligen Drittligisten? Teil 1

Die 3. Liga ist in ihrer Jubiläums-Saison. Seit dem Start im Juli 2008 haben insgesamt 52 Vereine über kürzere oder längere Zeit am Spielbetrieb teilgenommen. Im ersten Teil unseres Rückblicks schauen wir auf Mannschaften, denen eine Rückkehr in die 3. Liga nach ihrem Abstieg bislang nicht wieder gelungen ist.

Die Geschichte von Wacker Burghausen war schon zu Drittligazeiten ein Kuriosum. Insgesamt sechs Spielzeiten lang nahmen die Bayern an der 3. Liga teil, in drei davon stiegen sie sportlich ab, mussten aufgrund zweier Insolvenzverfahren der Konkurrenz allerdings nur in der Saison 2013/14 den endgültigen Weg in die Regionalliga Bayern antreten. Dort glich der Versuch des Wiederaufstiegs einer Achterbahnfahrt.

Fand sich Burghausen in der ersten Saison noch in der zweiten Tabellenhälfte wieder, so musste man 2015/16 lediglich dem heutigen Zweitligisten Jahn Regensburg das Feld überlassen. Seit anderthalb Jahren dümpeln die Oberbayern allerdings wieder fern der Tabellenspitze herum. Eine Rückkehr in die 3. Liga scheint durch das starke Abschneiden solcher Mannschaften wie 1860 München abermals utopisch, zumal der Betrieb mittlerweile auf Amateurfußball umgestellt wurde.

 

Der Abstieg der Kickers vor über vier Jahren ist auch im Rückblick reich an Tragik und Dramatik. Mussten die Hessen im Laufe der Saison 2012/13 bereits wegen wirtschaftlicher Verstöße einen Zwei-Punkte-Abzug verkraften, so konnten sie am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt sichern, der letztendlich doch nichts nutzte, weil der DFB den Kickers die Drittliga-Zulassung verwehrte. Das eröffnete Insolvenzverfahren, der Gang in die Regionalliga Südwest sowie die Geschichte des davon profitierenden SV Darmstadt 98 ist bekannt.

In der Viertklassigkeit angekommen, benötigte der OFC eine Spielzeit, um in Form zu finden. Nach dem neunten Rang in der Abstiegssaison setzten die Offenbacher unter Trainer Rico Schmitt ein Jahr darauf zum großen Wurf an. Als Meister scheiterten die Hessen 2015 jedoch in den Relegationsspielen gegen den 1. FC Magdeburg. Das runderneuerte Team musste im Jahr darauf lange um den Klassenerhalt bangen, blieb jedoch viertklassig. In dieser Saison scheint die Elf von Trainer Oliver Reck ein ernsthafter Kandidat für die Aufstiegsplätze zu sein. Nach 16 Spieltagen belegt der OFC mit 34 Punkten hinter Spitzenreiter Saarbrücken den zur Relegation berechtigenden zweiten Tabellenplatz.

 

Insgesamt vier Jahre lang spielten die Saarländer eine eher untergeordnete Rolle in der 3. Liga. Während der FCS in der Premierensaison 2010/11 als Aufsteiger mit einem guten sechsten Platz aufhorchen ließ, erfolgte drei Jahre später als abgeschlagener Tabellenletzter der Gang in die Regionalliga Südwest. Immerhin hatte der FCS in seinem vierjährigen Intermezzo zwei Duftmarken für die Drittliga-Historie gesetzt. Mit einem 7:0-Auswärtserfolg beim FC Carl Zeiss Jena heimste Saarbrücken den höchsten Drittliga-Sieg aller Zeiten ein, zudem stellte man mit neun gewonnen Partien in Folge die längste Siegesserie der Liga auf.

Seit dem Abstieg ist das Team im äußersten Südwesten Deutschlands in jeder Saison ein ernsthafter Kandidat für die Relegationsplätze der Regionalliga-Staffel. 2014/15 scheiterten die Saarländer erst im Elfmeterschießen am späteren Zweitligisten Würzburger Kickers. Nach einem Übergangsjahr auf Platz sieben, scheiterte der FCS in der vergangenen Saison mit dem dritten Rang nur knapp an der Relegationsteilnahme. In dieser Saison unterstreichen die Saarländer ihre Ambitionen wieder etwas deutlicher. Mit 36 Punkten nach 15 Spielen ist das Team von Trainer Dirk Lottner mit Spielern wie Marlon Krause, Manuel Zeitz, Martin Dausch und Tobias Jänicke momentan Tabellenführer der Regionalliga Südwest.

 

Noch kürzer als das Intermezzo der Saarbrücker geriet die Drittliga-Historie der Filmstädter vom SV Babelsberg 03. Nach der Meisterschaft in der Regionalliga Nord im Jahre 2010 kämpften die Potsdamer drei Jahre lang gegen den Abstieg. 2013 war der Absturz in die Regionalliga Nordost als Tabellenletzter dann nicht mehr zu verhindern. Dort mussten die Brandenburger dann im Folgejahr bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern. Nur durch das gleichzeitige Remis von Konkurrent Lok Leipzig wurde der SV Babelsberg nicht in die Oberliga durchgereicht.

In den Folgejahren stabilisierte sich das Team unter Trainer Cem Efe in der vorderen Tabellenhälfte. Wegen unterschiedlicher sportlicher Ambitionen verließ Efe den Verein – Ex-Spieler Almedin Civa übernahm. Die sportliche Entwicklung stagnierte indes bei den 03ern. Nach 13 Spieltagen steckt die Mannschaft im Tabellenmittelfeld fest. Eine Rückkehr in die 3. Liga erscheint ob des starken Auftritts von Energie Cottbus alles andere als realistisch.

 

Der Fall Kickers Emden erzählt eine Geschichte vom kurzfristigen Höhenflug einer Außenseiter-Truppe aus dem Ostfriesland, auf den ein langer Abstieg folgte, von dem sich der Verein sportlich bis heute noch nicht erholt hat. Nach der Qualifikation für die Premierensaison in der 3. Liga lieferten die Emder eine beeindruckende erste Spielzeit ab, in der sie mit 59 Punkten auf dem sechsten Rang landeten. Die Anforderungen des Profifußballs waren jedoch nicht mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des BSV vereinbar, weshalb die Ostfriesen ihre Mannschaft aus dem Profifußball zurückzogen und in der fünftklassigen Oberliga Niedersachsen einen Neustart wagten.

In den folgenden Jahren hatte der Verein stets mit finanziellen Problemen zu kämpfen. In der Saison 2011/12 meldete der Verein bereits frühzeitig Insolvenz an, deren Verfahren offiziell erst im Juli 2013 beendet wurde. Seit 2012 starten die Kickers in der sechstklassigen Landesliga Weser-Ems. An die glorreiche Zeit in der 3. Liga erinnert nur Manager Rudolf Zedi, der einst als Spieler für Emden auflief. Derzeit belegen die Kickers in der Landesliga den fünften Tabellenplatz, zu den Heimspielen kommen im Schnitt 300 Zuschauer.

 

Nach vier Jahren in der 2. Bundesliga wurde die TuS Koblenz im Jahr 2011 direkt in die Regionalliga West durchgereicht. Schuld daran war nicht etwa die sportliche Lage, denn das Team von Trainer Petrik Sander schaffte den Klassenerhalt mit einem elften Platz recht souverän, Grund war vielmehr die finanzielle Lage der Rheinland-Pfälzer. Da die Koblenzer keinen geeigneten Geldgeber finden konnten, zog sich der Verein vor der Spielzeit 2011/12 aus der 3. Liga zurück.

Negativer Höhepunkt der letzten Jahre war der Abstieg 2015 in die fünftklassige Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, aus der die TuS nur ein Jahr später wieder direkt in die Regionalliga aufstieg. Nach einem schwachen Start in die diesjährige Saison kämpfen die Koblenzer aktuell gerade wieder um den Klassenerhalt in der Südwest-Staffel.

 

Die kleine Sportvereinigung aus dem nur 10.000 Einwohner starken Spiesen-Elversberg spielt sich bereits seit mehreren Jahren in der Südwest-Staffel der Regionalliga in den Fokus und rangiert in mittlerweile regelmäßigen Abständen gar vor dem Lokalrivalen 1. FC Saarbrücken als stärkste Mannschaft aus dem Saarland. In den letzten Jahren haben sich die Elversberger zu wahrlichen Relegations-Experten entwickelt. Nachdem sie 2012/13 als Vizemeister der Regionalliga Südwest über die Reserve des TSV 1860 München triumphierten, verpassten sie in der darauffolgenden Drittligaspielzeit als 18. am letzten Spieltag den Klassenerhalt.

Trotz des Abstiegs blieben die Schwarz-Weißen aber fortan ein Spitzenteam in der Regionalliga. Verpassten sie in der Saison 2014/15 die Relegationsspiele als Dritter nur knapp, so sicherten sich die Saarländer das Ticket daraufhin zweimal in Folge. Doch weder in den Relegationsspielen gegen den FSV Zwickau noch als Staffelmeister gegen die SpVgg Unterhaching konnten die Elversberger die Rückkehr in die 3. Liga realisieren. In dieser Spielzeit wagt das Team von Ex-Kiel-Trainer Karsten Neitzel einen neuen Anlauf, musste nach 16 Spieltagen die Konkurrenz aus Saarbrücken und Offenbach allerdings schon ein wenig ziehen lassen.

 

Die Drittliga-Historie der Reserve des BVB ist reich an interessanten Personalien. Als die Schwarz-Gelben die Qualifikation für die 3. Liga im Sommer 2008 verpassten, stiegen sie nur ein Jahr später als Meister der Regionalliga West auf. Als Drittletzter verpassten die Borussen den Klassenerhalt in der Profiliga jedoch deutlich. Mit Cheftrainer David Wagner übernahm die BVB-Reserve ab dem Sommer 2011 einen neuerlichen Versuch und stieg als abermaliger Weststaffel-Sieger in die 3. Liga auf. Dort sollten sich die Wagner-Schützlinge drei Jahre beweisen, ehe sie im Jahre 2015 den erneuten Weg in die Viertklassigkeit antreten mussten.

Nachdem die sportliche Entwicklung unter David Wagner stagnierte, ging der Trainer zum englischen Zweitligisten Huddersfield Town, mit dem ihm im Sommer 2017 der sensationelle Aufstieg in die Premier League gelang. Wagners Nachfolger bei der Borussen-Reserve, Daniel Farke, führte das Team in der Saison 2016/17 zur Vizemeisterschaft in der Regionalliga West hinter Staffelsieger Viktoria Köln. Doch auch Farke fand nach dem Erfolg mit den Borussen den Weg nach England. Im Sommer 2017 engagierte ihn der Zweitligist Norwich City. Die Reserve der Borussen entwickelte sich zuletzt also zu einem Pool für Teams aus dem englischen Unterhaus. Die zweite Mannschaft des BVB ist aktuell auch einer unter vielen Kandidaten, denen in der sehr ausgeglichenen Regionalliga West der Weg in die 3. Liga zuzutrauen ist.

 

Bis vor anderthalb Jahren war die Reserve des VfB Stuttgart neben dem FC Rot-Weiß Erfurt der Liga-Dino. Acht Jahre lang hatten die beiden Teams ohne Unterbrechung in der 3. Liga gespielt, bis die Schwaben am Ende der Saison 2015/16 in die Regionalliga Südwest abstiegen. An eine Rückkehr ist seitdem nicht zu denken. In der vergangenen Saison stabilisierte sich das junge Team nach anfänglichen Schwierigkeiten und belegte am Ende der Saison den siebten Tabellenplatz.

In ähnlichen Gefilden befindet sich die VfB-Reserve auch in diesem Jahr. Der ehemalige deutsche Nationalspieler Andreas Hinkel trainiert die Stuttgarter inzwischen. Der 35-Jährige steht den Youngstern seit Januar 2017 zur Seite und hält die Reserve nach 16 Spieltagen auf dem neunten Tabellenplatz. Zuletzt war allerdings auch eine Auflösung der Mannschaft im Gespräch.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button