Wegweisendes Thüringenderby – Krämer wird emotional

Das 101. Thüringenderby steht am Samstag (14 Uhr) an. 2.093 Tage mussten die Fans beider Vereine warten, bis es zwischen Rot-Weiß Erfurt und Carl Zeiss Jena wieder um Punkte in der 3. Liga gehen wird. Während die Gäste den Sieg vom letzten Aufeinandertreffen wiederholen möchten, appellierte RWE-Trainer Stefan Krämer mit einem flammenden Appell, die Reihen im Verein nun endlich zu schließen.

Krämer: "Hab Sorge, dass der Verein in der Bedeutungslosigkeit versinkt"

Beim letzten Thüringenderby vor knapp sechs Jahren siegte der FCC mit 1:0. Am 17. Dezember 2011 besiegelte Sebastian Hähnge mit seinem späten Treffer die Auswärtsniederlage für die Gäste aus Erfurt. Geht es nach Jenas Trainer Mark Zimmermann, sollen diesmal wiederum die Gästefans Grund zum Jubeln haben: "Natürlich geht es in erster Linie um drei Punkte. Aber es geht auch um jede Menge Prestige. Du kannst dich mit diesem einen Spiel als Nummer 1 aufs Titelblatt hieven", wird er auf der Homepage des FCC zitiert.

Sein Gegenüber Stefan Krämer sah in den Gästen eine eingespielte, gewachsene Mannschaft, die nur als eingeschworener Haufen das Nadelöhr der Relegation passieren konnte. Zugleich freute sich Krämer, dass alle zuletzt noch angeschlagenen Spieler wieder vollumfänglich im Kader stehen. Dann setzte der 50-Jährige auf der Pressekonferenz zu einem flammenden Appell an, mit dem er die lethargische, negative Atmosphäre in und um Rot-Weiß Erfurt abschütteln wollte. "Ich weiß natürlich, dass drei Punkte aus sechs Spielen viel zu wenig sind. Das kommende Spiel kann in diesen nicht gerade rosigen Zeiten ein Katalysator sein. Aber das kann in beide Richtungen gehen. Trotzdem bin ich ein chancenorientierter Typ, der die Gelegenheit am Samstag positiv sieht", führte der RWE-Coach ein, um mit seiner Hallo-Wach-Rede nur wenige Augenblicke später fortzusetzen: "Wir schaffen den Erfolg aber auch nur, wenn wir mal damit anfangen, die Reihen im Klub zu schließen. Denn so wie es im Moment läuft, steuern wir ganz schwierigen Zeiten entgegen und ich hab Sorge, dass der Verein bei einem drohenden Abstieg in der Bedeutungslosigkeit versinkt." Dennoch unterstrich Krämer, dass er mit seiner Mannschaft einen ersten Reiz setzen muss: "Natürlich müssen wir am Samstag in Vorleistung gehen, um ein Signal für das Umfeld des Vereins zu schaffen."

Zimmermann: "Es wird brutal laut auf den Rängen"

Auch wenn der Saisonstart beim Landesrivalen aus Jena nicht wesentlich besser ausfiel, freute sich sein Kollege Mark Zimmermann auf das bevorstehende Spiel: "Es wird brutal laut auf den Rängen, und es wird Duelle auf dem Rasen geben, die du vielleicht bei einem anderen Spiel so nicht hast. Und deswegen freue ich mich auf das Spiel, weil es darum geht, diese Stimmung aufzusaugen und diese Erfahrung mitzunehmen. Wir haben einige Spieler, die diese Erfahrung des Derbys noch nicht haben – für die wird es nun Zeit."

RWE-Kapitän Christoph Menz machte darauf aufmerksam, dass man die jungen Spieler im Verein nicht unbedingt für ein Derby wappnen könne, jeder müsse seine eigenen Erfahrungen machen: "Man kann die jungen Spieler nicht auf die Atmosphäre am Samstag vorbereiten. Solch ein Derby musst du spielen." Der 28-Jährige, der mit Union Berlin schon das Hauptstadt-Duell gegen Hertha BSC absolviert hatte und dementsprechend derbyerfahren ist, freute sich auf sein erstes Thüringenduell.

Krämer über eine "deutschlandweite Lachnummer"

Für das Spiel, das aufgrund der gesperrten Westtribüne vor ausverkauftem Haus von nur 11.800 Zuschauern stattfindet, wurden im Vorfeld bereits über 1.000 virtuelle Tickets verkauft. Die von RWE-Fans initiierte Aktion, symbolische Tickets für die gesperrte Tribüne im Preis von 5 bis 19,66 Euro zu erwerben, konnte damit die Einnahmeverluste etwas ausgleichen. Für den bei der obligatorischen Pressekonferenz ohnehin vor Feuereifer strotzenden Stefan Krämer ist die Posse um die gesperrte Westtribüne symbolisch für das Miteinander in der Stadt: "Wir müssen in Erfurt auch in die gleiche Richtung marschieren, wenn wir Profifußball haben wollen. Das gibt es nirgendwo sonst in Deutschland, dass das Stadion nur zu zwei Drittel gefüllt werden kann. Entweder ist das eine komplette Fehlplanung, oder es ist nicht gewollt, dass das Stadion voll wird", verschaffte er sich gegenüber der Stadt Gehör. "Das ist eine deutschlandweite Lachnummer. Nur müssen wir uns mal entscheiden, ob wir uns länger auslachen lassen, oder mal die Ärmel hochkrempeln."

Sein Kapitän Christoph Menz pflichtete ihm bezüglich der momentan Stimmung bei: "Ich bin ja nun schon einige Jahre in Erfurt. Es war hier und da auch schon mal turbulent, aber momentan bekommt man die Unruhe im Verein schon mit."

Steht Timmy Thiele am Samstag im Kader?

Bei den Gästen ist zumindest im Lazarett etwas Ruhe eingekehrt. Bis auf Timo Mauer und Niclas Erlbeck stehen Trainer Mark Zimmermann womöglich alle Mann zur Verfügung. Tatsächlich könnte sogar Timmy Thiele am Samstag wieder im Kader stehen, wenn er das Abschlusstraining problemlos absolviert.

Trotz all der Turbulenzen um das 101. Thüringenderby herum, brachte Jena-Verteidiger Sören Eismann letztendlich auf den Punkt, worauf es ankommt: "Es ist völlig egal, ob du zuhause oder auswärts spielst. Das Derby will jeder gewinnen. Darum geht es."

   

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