Wehen Wiesbaden: Riesenjubel nach Last-Minute-Klassenerhalt
Dramatischer hätte man ein Drehbuch nicht schreiben können. Durch einen Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit von Alf Mintzel zum 3:1 gegen den VfB Stuttgart II hat der SV Wehen Wiesbaden doch noch die Klasse gehalten. Zuvor gab es durch die Zwischenstände auf den anderen Plätzen ein wildes Hin und Her, sodass lange Zeit nicht klar war, ob ein eigener Sieg zum Klassenerhalt reichen sollte.
Chancenverwertung als altes Problem
Im Vergleich zur Vorwoche nahm SVWW-Trainer Torsten Fröhling nur eine Veränderung vor: zwangsweise musste der gelbgesperrte Michael Vitzthum draußen bleiben, für ihn spielte Alf Mintzel. Eine Entscheidung, die sich im Nachhinein deutlich bezahlt machen sollte. Gleich zu Spielbeginn übernahmen die Hessen das Kommando und brachte die Gäste früh in Bedrängnis. Der völlig frei stehende Torsten Oehrl setzte seinen Kopfball aber knapp am Tor vorbei. Nach einem Konter hatte dann Luca Schnellbacher die Riesenmöglichkeit zur Führung, als er alleine auf Gäste-Keeper Niklas Bolten zulaufen konnte. Sein Abschluss landete aber ebenfalls neben dem Tor. Drei Minuten später fiel dann aber doch der verdiente Führungstreffer. David Blacha behielt die Übersicht und bediente Oehrl mustergültig, der Bolten keine Chance ließ. Bereits vor dem Spiel war klar, dass möglicherweise das Torverhältnis eine große Rolle spielen kann. Dementsprechend drückte der SVWW auch auf das zweite Tor. Sowohl Blacha, Kevin Schindler als auch Oehrl mit gleich zwei Möglichkeiten verpassten aber ein weiteres Tor. Die einzige Möglichkeit der Gäste ergab sich unmittelbar vor der Pause. Den stark getretenen Freistoß von Arianit Ferati konnte Markus Kolke mit einer sehenswerten Parade entschärfen.
Dramatisches Auf und Ab
Gleiches Bild dann auch im zweiten Durchgang: Die Gastgeber drängten auf ein weiteres Tor, ließen ihre Chancen u.a. durch Schindler nach einer Ecke und eine Direktabnahme von Oehrl ungenutzt. Nun kam zunehmend Hektik ins Spiel der Hessen, einige vielversprechende Aktionen wurden nicht zu Ende gespielt. So kamen die Stuttgarter wieder besser ins Spiel und hatten nun ihrerseits Chancen. Die bis dahin Größte vereitelte Kolke gegen den frei stehenden Daniele Gabriele. Eine Viertelstunde später dann der Schock für den SVWW: bei einem Klärungsversuch von Daniel Wein kam Stuttgarts Benjamin Kirchhoff im Strafraum zu Fall, Schiedsrichter Robert Schröder zeigte zum Entsetzen der Gastgeber auf den Elfmeterpunkt. Gabriele ließ sich die Chance nicht entgehen und traf zum Ausgleich. Da auch zeitgleich der Führungstreffer für Energie Cottbus fiel, schien der Klassenerhalt in weite Ferne gerückt. Bereits vier Minuten später ging der SVWW aber wieder in Führung. Nach einer Flanke von Marc Lorenz setzte sich Luca Schnellbacher im Luftduell mit VfB-Keeper Bolten durch und staubte zum 2:1 ab. Weil die Stuttgarter Kickers gegen Chemnitz in Rückstand gerieten und Cottbus seine Führung gegen Mainz II aus der Hand gab, war plötzlich klar: zum Klassenerhalt fehlte dem SVWW nur ein einziger Treffer.
Mintzel: "Das ist Weihnachten und Ostern zusammen“
"Die Schlussphase war brutal: Erst hieß es nach dem 2:1, es reicht, dann doch wieder nicht“, beschrieb SVWW-Trainer Torsten Fröhling nach dem Spiel das Auf und Ab in den letzten Minuten. Die Hessen warfen am Ende alles nach vorne, auch Torhüter Kolke hielt es nicht mehr in seinem Kasten. In der letzten Minute der Nachspielzeit gab es dann nochmal einen Freistoß in der eigenen Hälfte für den SVWW. Blacha schlug den Ball hoch und weit an den Sechzehner, wo Pezzoni per Kopf den Ball verlängerte. "Ich habe von Draußen gehört, wir brauchen noch ein Tor. […] Ich habe dann einfach auf den langen Ball, auf die Kopfballverlängerung spekuliert. Und dass ich dann mit Rechts in meinem Alter das Tor noch mache, ist dann Weihnachten, Ostern und was weiß ich noch alles zusammen“, schilderte Routinier Alf Mintzel den vielumjubelten Treffer zum 3:1. Kurz danach war in Wiesbaden Schluss und damit auch klar: der SVWW spielt auch im nächsten Jahr in der 3. Liga. "Das sind Emotionen pur. Wir haben das geschafft, was viele uns in ganz Deutschland nicht mehr zugetraut haben. Da hieß es ja nur noch: Wiesbaden muss sich auf den Kopf stellen und bleibt nicht drin. Jetzt können wir richtig feiern", freute sich auch Spielmacher David Blacha über den Klassenerhalt.