Werners Transferstrategie: "Großer Umbruch, aber kaum eine Wahl"
In Windischgarsten bereitet sich der TSV 1860 München zurzeit auf die neue Saison vor. Im Kader hat Cheftrainer Argirios Giannikis dabei einen großen Umbruch zu managen. Sport-Geschäftsführer Christian Werner kennt die Herausforderungen, die damit einhergehen. Im Interview mit der "Abendzeitung" ging der 43-Jährige näher auf die bisherigen Planungen der Münchner Löwen ein.
"Hätten keinen dieser Spieler bekommen"
"Wenn man in der vollen Verantwortung bei einem Traditionsverein steht, ist das schon etwas anderes, als sich im Vorfeld nur um sein eigenes Schicksal zu kümmern", musste Dr. Christian Werner im Laufe der Zeit feststellen, wie er im "AZ"-Interview beschreibt. Seit Januar ist der 43-Jährige als Sport-Geschäftsführer beim TSV 1860 München im Amt – und hat bereits den Ritt auf der Rasierklinge hinter sich. "Ich bin mit dem klaren Ziel gekommen, den Abstieg zu verhindern. Wir hatten das Glück, schnell in einen positiven Lauf zu geraten und dabei sehr von der ruhigen und sachlichen Art des Cheftrainers profitiert, der es geschafft hat, in einer aufgeheizten Situation einen sehr, sehr guten Job zu machen", betonte der Sportchef.
Seit Wochen steht die neue Saison auf der Agenda, obwohl der Klassenerhalt relativ spät für die Löwen feststand. Anhand der bisherigen Transferbewegungen ist jedoch klar, dass Werner keine Zeit vergeudet hat. "Hätten wir agiert wie im Vorjahr, hätten wir keinen dieser Spieler bekommen", formulierte es der 43-Jährige knallhart. "Hätten wir bei einem Spieler nur 24 Stunden später gehandelt, wäre er zu einem anderen Verein gegangen." So hat Werner bereits neun Neuzugänge an Land gezogen, während zehn Spieler der Vorsaison im Kader verblieben. Hinzu kommen Nachwuchstalente. Ganz nach dem Geschmack des Sportchefs ist das aber nicht: "Ich bin überhaupt kein Fan von Umbrüchen. Man sieht immer wieder, dass Vereine mit Kontinuität Erfolge feiern – Ulm, Preußen Münster haben nur einzelne Spieler gewechselt. Wir haben einen großen Umbruch, aber kaum eine Wahl, diesen zu verhindern."
"Streben noch eine Verpflichtung an, wenn…"
Gerade Spieler wie Mansour Ouro-Tagba, der zum 1. FC Köln wechselte und nun zum SSV Jahn Regensburg in die 2. Bundesliga ausgeliehen wurde, hätte Werner gerne behalten. "In der ersten Woche, als ich angefangen habe, haben wir mit Mansour Ouro-Tagba gesprochen. Da hatten wir keine Chance mehr, den Vertrag zu verlängern. Letzten Endes kannst du Spieler nicht halten, wenn sie in die Erste oder Zweite Liga wechseln und das Doppelte oder Dreifache verdienen", gab er Einblicke in die Abläufe, die hinter ihm liegen. Trotzdem konnte Werner letztendlich ein positives Fazit ziehen: "Kein einziger Spieler, den ich angerufen habe, hat sofort abgesagt. Sechzig München zieht ungemein. Das Schöne ist: Wir haben sämtliche unserer Wunschspieler bekommen, unter anderem auch weil wir so früh dran waren."
Auf der To-Do-Liste steht jetzt noch ein Torhüter und ein Mann für das zentrale Mittelfeld, wie Werner verriet. "Deutschland hat so viele gute Torhüter, da werden wir in den kommenden Wochen jemanden präsentieren können", machte sich der 43-Jährige keine Sorgen. Und auch im Mittelfeld hieß es: "Wir streben noch eine Verpflichtung an, wenn wir einen guten Spieler zu guten Konditionen zu Sechzig holen können." In Kürze steht aber wohl zuerst die Meldung an, dass Nachwuchsspieler Tim Kloss seinen Vertrag verlängern wird. Mit dem Innenverteidiger sei Werner "in sehr guten Gesprächen", sodass ein Verlust wie Ouro-Tagba im Falle von Kloss verhindert werden soll.