Wie Jens Härtel den F.C. Hansa zu einem Aufsteiger formte

Lange war Hansa Rostock trotz des Namens und der Geschichte nur Mittelmaß in der 3. Liga, entkam 2015 sogar nur ganz knapp dem Abstieg in die Regionalliga. Mit der Verpflichtung von Jens Härtel als Trainer setzte der Klub Anfang 2019 auf einen ruhigen, aber exzellenten Fußballlehrer. Wie der 51-Jährige die Kogge in die 2. Bundesliga führte.

Anspruch und Realität wieder angenähert

Nur knapp zwei Monate musste Jens Härtel ohne sein Lebenselixier auskommen. Denn nach seiner Entlassung beim 1. FC Magdeburg – was Teile der Fans bis heute nicht nachvollziehen können – kam es schnell zu einem Engagement beim F.C. Hansa Rostock. Am 9. Januar 2019 wurde der heute 51-Jährige als neuer Trainer vorgestellt. Er sollte dem phasenweise chaotischen Klub, der 2015 nur ganz knapp dem Abstieg in die Regionalliga entkommen war, wieder den Erfolg zurückbringen. Denn, das war allen klar, in die 3. Liga gehört der so stolze Verein von der Ostsee nicht. Härtel hatte die Aufgabe, Anspruch und Realität wieder etwas näher zusammenzuführen. Nun, Ende Mai 2021, kann bescheinigt werden: Es ist dem gebürtigen Sachsen gelungen. Als Tabellenzweiter hat die Kogge nach neun Jahren in der Drittklassigkeit die Rückkehr ins Bundesliga-Unterhaus klargemacht.

Dass dies gelang, lag vor allem an der Mentalität, die Härtel in den vergangenen Transferperioden hatte verpflichten lassen und den Spielern obendrein noch selber eingehaucht hatte. Denn spielerisch, das gaben auch die Profis öfter zu, waren die Auftritte nicht immer auf Zweitliga-Niveau. Fußballfeste und euphorischen Offensivfußball gab es selten zu bestaunen. Doch neben einer sattelfesten Defensive (nur 33 Gegentore) war es der Glaube, die Überzeugung, den Gegner trotz eines eigenen eher mittelmäßigen Tages zu besiegen, der den Weg nach oben ebnete. Nicht umsonst haben die Norddeutschen nach 21 Führungen 20 Spiele gewonnen und nur einmal nur einen Punkt geholt. Mit fünf Toren war Hansa zudem die gefährlichste Mannschaft der Liga in der Nachspielzeit, holte dank der ganz späten Treffer noch drei Siege gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:1), den SC Verl (3:2) und den SV Meppen (3:2). Punkte, die im Nachgang betrachtet, den Aufstieg bedeuteten.

Unaufgeregtheit Härtels färbte ab

Sinnbildlich für diese Eigenschaft des Nie-Aufgebens steht Jan Löhmannsröben. Der 30-Jährige ist nicht nur für seine Sprüche nach den Spielen bekannt, sondern auch dafür, sich ohne Rücksicht in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Der gebürtige Hesse war vor der Saison vom Regionalliga-Absteiger Preußen Münster gekommen. Härtel erkannte bei ihm das Potential und den Willen, den der defensive Mittelfeldspieler hat, eine Mannschaft in die zweite Liga führen zu wollen, um es sich und Kritikern zu beweisen.

Doch auch die größten Mentalitäts-Monster können nur wenig ausrichten, wenn eine Mannschaft planlos und aufgeregt über das Feld rennt. Und gerade da kommt die Stärke Härtels zum Tragen. Der einstige Zweitliga-Verteidiger (91 Spiele für Zwickau und Babelsberg), der 2005 seine Karriere beendet hatte, ist ein ruhiger und besonnener Mensch. Vor Emotionen überschäumende Presseauftritte gibt es nicht. Diese Ruhe braucht gerade ein großer Traditionsverein wie Hansa, bei dem das Umfeld auch immer wieder von außen einwirkt. Doch diese Unaufgeregtheit Härtels färbte ab, offen ausgetragene Machtkämpfe oder Meinungsverschiedenheiten blieben aus. Eine weitere Voraussetzung, um erfolgreich arbeiten zu können.

Zweitlängste Zeit als Hansa-Trainer

Für Härtel, der in der Saison 2013/14 auch die U19 von RB Leipzig trainiert hatte, ist es nach 13 Spielen als FCM-Trainer der zweite Anlauf, in der 2. Bundesliga zu bestehen. Zuzutrauen ist ihm das, wenn er im Falle des Misserfolgs mehr Zeit bekommt, als es einst beim Ex-Klub an der Elbe der Fall war. Doch schon jetzt ist Härtel nach Frank Pagelsdorf der Mann, der bei Hansa am in diesem Jahrtausend längsten an der Seitenlinie steht. Und geht sein Plan auch in der zweiten Liga auf, wird noch viel Dienstzeit hinzukommen.

   

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