Wiesbaden mit großer Moral und dem Quäntchen Glück
Bereits am Freitag trennte sich der Tabellendritte Wehen Wiesbaden im Spitzenspiel vom Karlsruher SC mit 1:1. Nachdem die Schützlinge von Trainer Rüdiger Rehm über 45 Minuten lang mit einem Mann weniger auskommen mussten, verdienten sie sich den einen Punkt mit großer Moral. Zugleich konnten sie vom Punktabstand auf den Tabellenzweiten Magdeburg weiter ein Stück abknabbern.
Rehm hebt "sensationelle Parade" von Keeper Kolke hervor
Schaute man am Freitagabend in die Gesichter der SVWW-Spieler, dann sah man überall erleichterte wie zufriedene Gesichter. Nach einer schwächeren ersten Halbzeit lagen die Hessen mit 0:1 in Rückstand und mussten kurz vor der Pause auch noch die korrekte Hinausstellung von ihrem Innenverteidiger-Kollegen Sascha Mockenhaupt verkraften.
Für Trainer Rüdiger Rehm waren die Minuten vor der Pause der entscheidende Gradmesser für den guten Auftritt nach der Pause. Er hob die "sensationelle Parade" von Torhüter Markus Kolke hervor, der einen 20-Meter-Freistoß von Karlsruhes Lorenz aus dem Eck fischte: "Wenn da das 0:2 fällt, ist das Thema durch."
Den Ablauf der zweiten Halbzeit hatte sich der Cheftrainer des Tabellendritten in der Kabine so erhofft. "Genau auf diese Situationen haben wir gewartet", analysierte Rehm die Szenen des zweiten Durchgangs, als der KSC mit einem Mann mehr auf das entscheidende 2:0 drängte und sich der Heimmannschaft ungeahnte Räume boten.
"Meine Jungs sind gelaufen wie Verückte, haben durchgezogen und ich glaube, das wir uns diesen Punkt verdient haben. Mit dem Quäntchen Glück auf unserer Seite", blickte der SVWW-Trainer auch auf einige Einzelentscheidungen, die Wiesbaden zu seinem Vorteil ausgelegt bekam. So grätschte Torhüter Kolke den einschussbereiten Schleusener regelwidrig vor dem Strafraum um, die Pfeife des Referees blieb in dieser Szene jedoch stumm.
Nur noch vier Punkte Rückstand auf Magdeburg
Auch Flügelspieler Stephan Andrist unterstrich nach dem Spiel die moralische Überlegenheit seiner Elf. Andrist war der Schütze des goldenen Tores, als er aus halbrechter Strafraumposition KSC-Keeper Uphoff mit einem abgefälschten Schuss zum 1:1-Endstand überwinden konnte. "Wir haben noch daran geglaubt, schließlich hatten wir noch 45 Minuten Zeit und wollten für 'Mocki' den Punkt holen", schilderte der Schweizer die Szenerie in der Halbzeitpause, als kurz zuvor Innenverteidiger Mockenhaupt mit einer roten Karte nach einem Foul gegen KSC-Stürmer Schleusener vom Platz flog. "Wir sind zufrieden damit, haben uns das Unentschieden wirklich verdient", zog der 30-Jährige nach hart umkämpften 90 Minuten Bilanz.
Auch SVWW-Routinier Alf Mintzel zeigte sich nach dem 1:1 hocherfreut über die psychische Verfassung seiner Kollegen: "Ich bin sehr zufrieden mit dem Unentschieden. Wir haben heute gegen einen sehr guten Gegner gespielt, wenn man dann natürlich nach sechs Minuten in Rückstand gerät und dann kurz vor der Pause mit einem Mann weniger spielt, zoll ich der Mannschaft ganz großen Respekt."
"Solange die Mannschaft die Möglichkeit hat, das Spiel in Unterzahl auszugleichen, packt jeder mental noch einmal fünf bis zehn Prozent drauf", erklärte der 36 Jahre alte Verteidiger, warum die Hessen nach der Pause ein solch starkes Comeback ablieferten.
Strahlten die Mienen nach dem Abpfiff über den gewonnenen Punkt schon breit, wurde die Zufriedenheit einen Tag später noch größer. Mit der Niederlage des 1. FC Magdeburg in Würzburg knabberte der Tabellendritte einen weiteren Punkt vom Vorsprung des Zweiten ab. Nun weisen die Rehm-Schützlinge nur noch einen Rückstand von vier Punkten auf.