Winterfazit Darmstadt 98: Nur drei Siege – Letzter Tabellenplatz
Der erste Teil der Drittliga-Saison ist Geschichte – bis auf einige Ausnahmen haben die Vereine 22 Spiele absolviert. Grund genug die bisherige Saison einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Winterfazit widmet sich liga3-online.de heute dem SV Darmstadt 98. Die „Lilien“ überwintern nach 21 gespielten Partien – für Verein und Fans komplett unerwartet – auf dem letzten Tabellenplatz. Im Sommer wurde noch ein einstelliger Tabellenplatz als Ziel ausgegeben, mit einer so schweren zweiten Saison hat am Böllenfalltor wahrlich niemand gerechnet. Nur 3 Siege und 18 erzielte Tore stehen für die Südhessen zu Buche, man steht zu Recht ganz unten.
Nach 8 Partien wechselte der nicht mehr unumstrittene Aufstiegstrainer Kosta Runjaic zum MSV Duisburg, der Zweitligaerfahrene Jürgen Seeberger übernahm. Doch auch er konnte dem Team kein bleibendes Selbstvertrauen einhauchen, außerdem passte seine defensive Grundausrichtung letzten Endes nicht zum Kader. Auch der unerwartete und vor allem absolut verdiente Derbysieg gegen die Offenbacher Kickers (1:0 am 16.Spieltag) verlieh der Elf keinen Schub. Im Gegenteil, zwei Runden später übernahm man nach dem Kellerduell gegen Erfurt die „rote Laterne“ und gab sie bis zur Winterpause nicht wieder ab. So zog das Präsidium nach dem letzten Spiel im Jahr 2012 (0:3 in Münster) die Reißleine und beurlaubte Seeberger. Aktuell stehen die „98er“ also ohne Trainer da, nach einem Neuen wird derzeit gesucht.
Das lief bisher gut
Die Stärken eines Tabellenletzten herauszustellen gestaltet sich naturgemäß schwierig, doch ist hier Torwart und Kapitän Jan Zimmermann zu nennen. Der 27jährige ist der einzige Darmstädter Spieler, der konstant gut spielte und mit vielen hervorragenden Paraden die wenigen ergatterten Punkte sicherte oder noch höhere Niederlagen verhinderte.
Als weiterer positiver Punkt ist die Moral des Teams zu nennen – auch wenn sich das im ersten Moment geradezu zynisch anhören mag. In vielen Fällen steckte das Team nicht auf, kämpfte und drückte auf das Erfolgserlebnis, das aber leider in den meisten Fällen ausblieb.
Schlussendlich bleibt der Blick zurück auf die letzte Saison. Fast genau dasselbe Team des SVD hat es 2011/12 geschafft, den Klassenerhalt 2 Spieltage vor Schluss zu sichern und die Zuschauer mit teils wunderschönem Kombinationsfußball zu verwöhnen – Beispiel ist das 4:1 gegen den späteren Zweitliga-Aufsteiger Sandhausen. Mit Fouad Brighache hat nur ein unumstrittener Stammspieler Darmstadt 98 verlassen – in der Mannschaft steckt also absolut das Potenzial für den Klassenerhalt. Hier steckt die Chance des Trainerwechsels: Der neue Coach muss diese zweifellos vorhandenen Fähigkeiten wieder freilegen und den Spielern das dringend nötige Selbstbewusstsein zurückzugeben. Dann ist der Klassenerhalt ein erreichbares Ziel.
Das lief bisher nicht gut
Der SV Darmstadt 98 ist in dieser Saison ein gern gesehener Gast – brachte er doch immer Punkte als Geschenk mit. Es gelang noch kein einziger Auswärtssieg, fünfmal gab es ein Unentschieden.
Zusätzlich ist die Konzentration gegen Spielende ein zentrales Problem der „Lilien“ in dieser Spielzeit. Zu oft kassierte die Mannschaft Tore in der Schlussphase: 6 der 7 Tore die nach der 80.Spielminute fielen, kosteten Darmstadt insgesamt 9 (!) Punkte – mit diesen verschenkten Zählern stünde man auf Rang 13.
Oftmals kam zu Unvermögen schlichtweg unglaubliches Pech dazu. Nur zwei Beispiele hierfür sind die Spiele in Burghausen und Münster. In der Partie in Burghausen am 5.Spieltag hatte Darmstadt in der Schlussminute die Chance zum 2:0, das Tor erzielten aber die Hausherren im direkten Gegenzug. Ähnlich lief es in Münster (21.Spieltag): Die erste Hälfte hielten die „Lilien“ gut mit, hatten gar die ersten zwei Großchancen des Spiels, darunter ein Pfostenschuss von Uwe Hesse. Kurz vor der Pause fiel dann das 1:0 für die Preußen, damit war das Spiel praktisch schon gelaufen, das Spitzenteam ließ den „Lilien“ keine Chance mehr.
Bester Spieler: Jan Zimmermann
Wie oben bereits erwähnt, rief allein der Kapitän im Tor konstant gute, teils sogar überragende Leistungen ab.
Schwächster Spieler: Das Team enttäuschte
Hier nur einen Lilien-Spieler zu nennen, wäre nicht gerecht, da der Großteil des Teams bislang nicht annähernd zu seiner Normalform gefunden hat – die rühmliche Ausnahme: Das überzeugende 1:0 gegen Offenbach.
Transferaktivitäten:
Mit dem seit Sommer vereinslosen Stefan Hickl (33 Zweit-, 15 Drittligaspiele) wurde bislang ein Defensivspieler verpflichtet. Gefahndet wird noch nach einem Stürmer und einem offensiven Außenspieler, die der Mannschaft jeweils sofort weiterhelfen.
Fazit
Insgesamt liegt eine ernüchternde erste Saisonhälfte hinter dem SV Darmstadt 98. Man war mit Zuversicht in die Saison gestartet, am Ende steht jedoch der letzte Tabellenplatz. Mit Ausnahme der drei Siege konnte das Team selten restlos überzeugen und auch das Glück scheint den Südhessen abhanden gekommen zu sein.
Ausblick: Klassenerhalt ist machbar
Alles steht und fällt mit dem neuen Trainer. Ob es einer der momentan gehandelten Namen (Corrochano, Borchers) oder doch der große Unbekannte wird – derzeit noch völlig unklar. Doch sollten die Verantwortlichen rasch entscheiden, um eine möglichst lange gemeinsame Vorbereitung zu ermöglichen. Dank des vernünftigen Wirtschaftens der Kessler-Ära steht außerdem Budget für neue Spieler zur Verfügung. Wenn Mannschaft und Trainer also schnell zu einer guten Gemeinschaft finden, ist ein Nichtabstiegsplatz für den SV Darmstadt 98 absolut im Bereich des Möglichen.