Winterfazit Hallescher FC: Leistungsgerechter Mittelfeldplatz
Am Ende wurde es, der durchwachsenen Hinrunde zum Trotz, ein versöhnliches Weihnachtsfest an der Saale. Der Hallesche FC konnte die letzten fünf Spiele vor der Winterpause mit zehn Punkten abschließen und sicherte sich damit ein solides Polster auf die Abstiegsränge. Acht Punkte liegen zwischen den zwölftplatzierten Hallensern und dem ersten Abstiegsplatz, neun Zähler fehlen zum Spitzentrio. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Hinrunde vom Halleschen FC genauer an.
Das lief gut
Aufgrund der stetigen Höhen und Tiefen in der Leistungskurve der Saalestädter, fällt es schwer, wahre Konstanten zu finden. So zeigte die Angriffsabteilung vor allem zu Saisonbeginn eine furchterregende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Gehäuse, brachte wenige Wochen später aber wiederum nicht einmal mehr eine nennenswerte Angriffsstafette vor das Tor. Stand die Abwehr in einer Woche sicher, konnte sie in der Folgewoche schon gefährlich wackeln. Konstanz findet man am Bodensee – nicht an der Saale. Worauf sich die Fans jedoch verlassen konnten, waren lohnenswerte Auswärtsfahrten. So konnte sich die Mannschaft von Sven Köhler trotz phasenweiser Abstiegsangst am Ende der Hinrunde stolz „Auswärtsherbstmeister“ nennen. Bei elf Auswärtsspielen blieb der HFC in sechs Spielen siegreich, teilte in dreien die Punkte mit dem Gastgeber und ging nur zweimal als Verlierer vom Feld. Eine starke Bilanz, die in der zwischenzeitlichen Verletzungsmisere des HFC vor allem von ursprünglichen Ergänzungsspielern getragen wurde. So hatte, bis auf die Langzeitverletzen Toni Lindenhahn und Björn Ziegenbein, sowie drei Jugendspieler und Torwart Nummer drei Dominik Kisiel, jeder Spieler mindestens vier Einsätze im Kader.
Das lief nicht gut
Die Punkte, die der HFC in der Ferne mühsam erkämpfte, ließ er im heimischen Stadion viel zu oft liegen. Läppische acht Punkte aus elf Partien (zwei Siege, zwei Unentschieden) konnten errungen werden. So bringt der „Auswärtsherbstmeister“ tatsächlich das Kunststück fertig, in der Heimtabelle alleiniger Letztplatzierter zu sein. Die Schuldfrage konnte bis zur Winterpause noch nicht geklärt werden, doch jeder, der zwei HFC-Spiele in Folge beobachten konnte, musste schlichtweg überwältigt sein, wie gravierend die Unterschiede zwischen Heim- und Auswärtsauftritten der gleichen Spieler waren. Ebenfalls ernüchternd war die mittlerweile fast schon traditionelle Trainerdiskussion im Herbst. Sven Köhlers Fell dürfte nach den letzten drei Jahren ordentlich an Dichte zugenommen haben und umso beeindruckender ist es, wie er erneut die Krise einfach weggewinnen konnte. Von Vertrauen zwischen Fans und Medienvertretern auf der einen und dem Trainer auf der anderen Seite zeugte der wiederholte Kritikhagel jedoch nicht.
Transfers
Der HFC nahm den letztjährigen Mangel an Führungsspielern zum Anlass, vor allem in den Bereich „Erfahrung“ zu investieren und fuhr mit dieser Variante ziemlich gut. Alle routinierten Spieler, ob Marco Engelhardt, Ivica Banovic oder Sascha Pfeffer, konnten von Anfang an eine tragende Rolle in der Mannschaft von Sven Köhler übernehmen, auch, wenn es wie bei Banovic etwas dauerte, bis der anfangs verletzte Mittelfeldrecke genesen war. In der Zwischenzeit mauserte sich der junge Maximilian Jansen zur Entdeckung der Saison und spielte, anfangs auf der Sechs, später sogar auf dem linken Flügel, die Gegenspieler in Grund und Boden. Neben Banovic war Jansen der größte Qualitätszuwachs. In der Defensive verpflichteten die Hallenser viel Füllmaterial, auch wenn man von Dominic Rau oder Florian Krebs sicher mehr erwartet hatte. Letzterer musste aufgrund einer Verletzung meist zusehen, Rau hingegen wandelt, in seinem Arbeitsplatz wie in seinen Leistungen, zwischen Startelf und Ersatzbank. Im Angriff pokerte man mit nur zwei Stürmern (Furuholm und Neuzugang Osawe) etwas zu hoch, hier ist nach wie vor das größte Verbesserungspotenzial.
Bester Spieler: Akaki Gogia
Bester Torjäger, bester Scorer – und überhaupt wichtigster Mann auf dem Feld. Akaki Gogia ist erwachsen geworden und trägt den größten Anteil daran, dass der HFC einen soliden Mittelfeldplatz in der 3. Liga belegt. Der Deutsch-Georgier übernimmt Verantwortung auf dem Platz und fordert unermüdlich den Ball um ihn zumeist klug zu verteilen. Seinen Glanzauftritt hatte er dabei beim Auswärtssieg in Unterhaching, bei dem er zwei Tore selbst erzielte und dazu noch die anderen beiden HFC-Treffer vorbereitete. Gogias Vertrag läuft noch bis zum Sommer, eine Verlängerung ist bei dieser Leistungskurve bisher kaum denkbar.
Schwächster Spieler: Pierre Kleinheider
Pierre Kleinheider ging als klare Nummer eins in die Saison, hatte vor seinem langen Vertragspoker Offerten aus der 2. Bundesliga – und stürzte in der Hinrunde mächtig ab. War sein Aufbauspiel schon immer kein Vergleich zu seinen starken Reflexen, zeichnete sich der Keeper mehrfach hintereinander für haarsträubende Abschlagfehler verantwortlich und verlor seinen Platz zu Recht an einen starken Lukas Königshofer. Dass dieser sich vor der Winterpause am Kreuzband verletzte, wirft den Scheinwerfer jedoch wieder auf den Ausgebooteten. Gegen Chemnitz und Bielefeld gab es zuletzt das alte Bild. Starke Reflexe, doch wieder zwei Abwürfe direkt vor des Gegners Füße. Von einem Spieler seines Potenzials muss zwingend mehr Routine kommen.
Fazit
Es war eine typische HFC-Hinrunde. Auf Siege folgten Niederlagen, auf Niederlagen Siege und so richtig einpendeln wollte sich keine Tendenz in Halle. Der einstige Aufstiegs-Geheimtipp bleibt vorerst die graue Maus, obwohl er vereinzelt überragende Dominanz-Leistungen zeigen konnte. Und das ist vermutlich auch das größte Problem an der Saale: Es geht, jedoch eben nicht konstant. Wo dabei der Mangel liegt, danach wird weiterhin eifrig geforscht. Die Mannschaft wirkt fit, Führungsspieler sind mittlerweile da. Einzig das Verletzungspech macht Sorgen, hier hütet man sich im Verein aber tunlichst, ein kritisches Wort an der medizinischen Abteilung zu äußern. Vielleicht gibt es aber nicht nur eine Antwort, sondern womöglich sind es viele kleine Mängel, die dazu führen, dass der HFC auch im dritten Jahr nicht über die Tabellenmitte hinwegkommt.
Ausblick
Der Hallesche FC belegt mit Rang 12 einen leistungsgerechten Platz in der Liga. Wie die Punktunterschiede deutlich machen, war die Mannschaft von Sven Köhler in den bisherigen Spielen zu schwach, um mit der Tabellenspitze zu konkurrieren, aber beileibe zu stark, um im Abstiegskampf mitzumischen. Dasselbe konnte man auch auf dem Feld sehen, sodass die Prognose ganz realistisch gesehen keine größeren Ausflüge nach oben oder unten vermutet. Am Ende wird der Status der grauen Drittligamaus auch in dieser Saison noch bestehen bleiben. Was danach passiert, ist nach aktuellem Stand pure Spekulation.