Winterfazit Stuttgarter Kickers: Zuhause hui, auswärts pfui
Während sich die Drittligisten derzeit auf die Rest-Rückrunde vorbereiten, nimmt liga3-online.de die bisherige Saison der 20 Drittligisten unter die Lupe. Heute: Stuttgarter Kickers. Aus den ersten 21 Spielen holte der SVK 25 Punkte und steht damit auf Platz 15 in der Tabelle. Weil die Blauen von den letzten sechs Spielen vier gewonnen haben, konnten sie noch vor der Winterpause die Abstiegsränge verlassen. Am 21. Spieltag gelang sogar der erste Auswärtssieg: Marchese konnte in Erfurt den entscheidenden Elfmeter in der Schlussminute zum 2:1 verwandeln. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die bisherige Spielzeit von den Stuttgarter Kickers einmal genauer an.
Das lief gut:
Heimstärke
Die Schwaben konnten die letzten sechs Heimspiele allesamt gewinnen und haben dabei ein Torverhältnis von 14:1 aufzuweisen. Damit stehen die Kickers in der Heimtabelle auf Platz 4, punktgleich mit dem drittplatzierten Rot-Weiß Erfurt. Im heimischen Gazi-Stadion treten die Kickers dominanter auf, als in fremden Stadien. Sie spielen offensiver und drängen oftmals von der ersten Minute an auf das 1:0. In der Defensive stehen sie sicher und haben oftmals auch das nötige Glück, welches in fremden Stadien oft gefehlt hat. Ein Gegentor aus den letzten sechs Heimspielen spricht natürlich auch für den starken SVK- Keeper Markus Krauss, der ebenso ein Grund für die Erfolgsserie ist, wie die Fans: "Natürlich haben auch die Fans einen großen Anteil an unserer Heimstärke, sie peitschen uns 90 Minuten lang nach vorne. Das gibt uns nochmals die entscheiden 10 Prozent mehr Kraft, die am Ende oft den Unterschied ausmachen", lobt Kapitän Enzo Marchese die SVK-Anhänger.
Elfmeter:
Die Blauen bekamen bisher sechs Elfmeter zugesprochen und konnten alle durch Marchese verwandeln. Der Kapitän bewies Nervenstärke und brachte seine Mannschaft somit auf die Siegerstraße. Immer wenn er per Elfmeter traf, gewann der SVK auch. Zuletzt konnte er in Erfurt in der Nachspielzeit für den entscheiden Elfmeter verwandeln, der zum ersten Auswärtssieg führte.
Das lief nicht so gut:
Auswärtsschwäche
Irgendwann fanden Spieler keine Gründe mehr für den Auswärtsfluch. "Vielleicht sollten wir einfach mal direkt zum Spiel fahren und zuhause schlafen, und nicht wie üblich ein Tag vorher zum Auswärtsspiel anreisen", scherzte Mittelfeldspieler Fabio Leutenecker nach dem zehn Auswärtsspiel ohne Sieg. Mannschaftskapitän Marchese forderte vor dem Erfurt Spiel: „Es muss endlich Schluss sein mit dem Gejammer. Wir müssen endlich mal auswärts gewinnen.“ Am 21. Spieltag war es dann endlich soweit, mit 2:1 konnte man in Erfurt gewinnen und den ersten Auswärtssieg feiern. Zwar steht man mit sechs Punkten immer noch auf dem letzten Tabellenplatz in der Auswärtstabelle, jedoch zeigt der Trend nach oben.
Chaos im Verein
An dieser Stelle könnte man viel schreiben, denn bei den Kickers war in der Hinrunde immer etwas los. Nachdem Ex-Trainer Massimo Morales die ersten acht Spiele nicht gewinnen konnte, wurde er entlassen. Mit Auracher, Ivanusa und Leist hatte er drei langjährige Kickers-Spieler in die zweite Mannschaft verbannt, ohne nachvollziehbare Gründe dafür vorzuweisen. Es war für jeden ersichtlich, dass es zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr stimmte und die Vereinsführung zog die Konsequenzen. Jürgen Hartmann übernahm die Kickers als Interimstrainer erfolgreich, holt aus drei Spielen sechs Punkte. Trotzdem verpflichteten die Blauen Horst Steffen als neuen Cheftrainer. Dies missfiel Präsidiumsmitglied Guido Buchwald, da er gerne mit Hartmann weiter gemacht hätte: Der Weltmeister von 1990 trat von seinem Amt zurück. Mit Horst Steffen und dem neuen Sportdirektor Michael Zeyer kehrte nun langsam Ruhe in den Verein ein und auch sportlich ging es aufwärts.
Verletzungen
Mit Marcos Alvarez, Daniel Engelbrecht, Mahir Savranlioglu und Patrick Milchraum stehen vier namhafte Spieler auf der Verletztenliste der Stuttgarter Kickers. Jeder war vor der Saison als Stammspieler eingeplant. Savranlioglu erlitt einen Kreuzbandriss, Alvarez einen Knorpelschaden und können der Mannschaft wohl frühestens Ende der Rückrunde wieder helfen. Bei Daniel Engelbrecht wurde eine Herzmuskelentzündung festgestellt. Derzeit ist es noch unklar, wann er wieder zurückkehrt. Beim letzten Heimspiel verkündete er: "Fußball ist mein Leben ist und ich werde alles dafür tun würde um wieder auf dem Platz zu stehen.“ Ein hinter dem Herz eingebauter Defibrillator soll ihm dabei helfen. Es bleibt abzuwarten, ob er diese Saison noch auf den Fußballplatz zurückkehrt. Patrick Milchraum hatte durchgehend mit leichteren Verletzungen zu kämpfen, sodass er kein spiel über 90 Minuten absolvieren konnte.
Neuzugänge
Vor der Saison holten die Blauen mit Marc Stein, Elia Soriano und Patrick Milchraum drei namhafte Neuzugänge. Marc Stein schlug sofort ein und entwickelte sich zum unumstritten Stammspieler. Soriano wurde als Grüttner-Ersatz verpflichtet und hatte zu Saisonbeginn oft mit fehlender Fitness zu kämpfen, nun zeigt seine Formkurve jedoch deutlich nach oben und er konnte schon fünf Tore erzielen. Die Verpflichtung von Milchraum erwies sich als Flop, ebenso wie die von Paul Grischok, Stefan Maletic und Karim Rouani. Während der Hinrunde wurden noch die zuvor vereinslosen Gerrit Müller und Marco Calamita verpflichtet. Diese haben bereits schon angedeutet, dass sie der Mannschaft weiterhelfen können.
Bester Spieler
Enzo Marchese erwies sich als bester SVK-Spieler der bisherigen Saison. Mit seiner Erfahrung ist der Kapitän für die Mannschaft unverzichtbar. Mit seiner Kreativität im Spielaufbau überzeugt er ebenso, wie mit der Nervenstärke bei seinen sechs verwandelten Elfmetern.
Schwächster Spieler
Patrick Milchraum wurde vor der Saison als Rückkehrer gefeiert. Er fand jedoch nie zu seiner Form, hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und wurde nun in die zweite Mannschaft aussortiert. Er hätte sich seine Rückkehr zu seinem Jugendverein Stuttgarter Kickers wohl auch anders vorgestellt.
Fazit
Die Stuttgarter Kickers sind schlecht in die Saison gestartet und zwischenzeitlich gab es sehr viel Unruhe. Dem Gespann aus Sportdirektor Michael Zeyer und Trainer Horst Steffen gelang es jedoch Ruhe in den Verein zu bringen. Die Kickers machten mit sechs Heimsiegen in Folge auf sich aufmerksam und alle SVK-Fans waren froh, als am 21.Spieltag der erste Auswärtssieg gelang und man endlich die Abstiegsplätze, auf denen man an den 19 Spieltagen zuvor stand, verlassen konnte.
Ausblick
Wenn die Mannschaft weiter so auftritt wie in den letzten Spielen, ist ein Platz im gesicherten Mittelfeld realistisch. Allerdings sollte erst einmal Augenmerk darauf gelegt werden, den Abstand zu den Abstiegsrängen weiter zu vergrößern. Die Neuzugänge Calamita und Müller werden immer besser und zuletzt wurde auch der Auswärtsfluch besiegt. Grund genug, für die SVK-Fans optimistisch in die Zukunft zu schauen, um ein Abstiegsendspiel wie in der letzten Saison in Darmstadt in jedem Fall zu verhindern.
FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi