"Wir haben die Schnauze voll": Fan-Wut beim SV Meppen

Seit neun Spielen ohne Sieg, die letzten vier Partien allesamt verloren und nur dank der besseren Tordifferenz noch nicht unter dem Strich: Der SV Meppen befindet sich derzeit auf Talfahrt. Nach der 0:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund II bekamen die Spieler den Frust und Unmut der Fans deutlich zu spüren. Vereinzelt kam es sogar zu Beleidigungen. Für die heftige Reaktion hatte Christoph Hemlein Verständnis, ließ einen Vorwurf aber nicht auf sich sitzen.

Verständnis, aber auch Kritik

Unüberhörbar waren sie, die Pfiffe der Meppener Fans unmittelbar nach Abpfiff, zudem stimmten einige Anhänger "Wir haben die Schnauze voll" an. Als die Mannschaft dann in die Kurve kam, musste sie sich neben Pfiffen auch Beschimpfungen und Beleidigungen anhören. Dennoch hatte Christoph Hemlein, der beim Dialog mit den Fans federführend war, Verständnis für die heftige Reaktion einiger Fans, wie er in der "NOZ" sagt: "Dass die Leute enttäuscht sind, kann ich zu 100 Prozent verstehen. Dass da mal ein beleidigendes Wort fällt, das gehört einfach dazu. Dem müssen wir uns stellen. Das ist Fußball." Was dem 31-Jährigen aber bitter aufstieß, war der Vorwurf, dass sich die Spieler nicht für den Verein interessieren würden. "Ich gehe sicherlich nicht glücklich nach Hause. Und uns ist es nicht scheißegal."

Auch Trainer Stefan Krämer konnte die Reaktion von den Rängen nachvollziehen. "Wir haben jetzt neunmal nicht gewonnen, viermal hintereinander verloren. Zeigen Sie mir ein Stadion, in dem es dann ruhig bleibt." Durchaus bemerkenswert: Trotz der Negativserie der vergangenen Wochen waren über 7.000 Zuschauer im Stadion. "Denen müssen wir natürlich eine bessere Leistung bieten", sagte der Coach. Vor dem Spiel hatte der 55-Jährige etwas flapsig gesagt, "dass es vielleicht ganz gut wäre, ein scheiß Spiel zu machen und dann glücklich zu gewinnen". Umso bitterer die Erkenntnis nach der Partie: "Das scheiß Spiel haben wir gemacht, allerdings haben wir nicht glücklich gewonnen, sondern verdient verloren." Die Gründe dafür hatte Krämer schnell ausgemacht: "Wir hatten keinen Zugriff auf den Ball, kamen kaum zu Torchancen und waren unglaublich fehlerbehaftet." Es passte dabei ins Bild, dass das 0:1 nach 54 Minuten durch einen individuellen Fehler von Max Dombrowka zustande kam. "Das tut mir Leid für ihn", sagte Krämer.

"Das ist meine Verantwortung"

Die Szene stand symptomatisch für die aktuelle Verfassung der Emsländer, die angesichts der langen Sieglos-Serie ohne jedes Selbstvertrauen sind. Krämer sprach diesbezüglich von "Pudding in den Beinen". Oder wie es Tobias Kraulich es in der "NOZ" formulierte: "Wir kriegen nichts auf den Platz. Erste Halbzeit war noch in Ordnung. Zweite Halbzeit gar keine Ideen, wir schenken die Tore hinten. Wir gewinnen keine Zweikämpfe. Da kann man nicht mal von Zweikämpfen reden, so wie wir in die Zweikämpfe reingehen." Es wirke so, "als wären wir nicht komplett auf dem Platz hier und als hätten wir die hundertprozentige Überzeugung, dass uns das wichtig ist, jedes Spiel zu gewinnen".

Genau daran wird Krämer arbeiten müssen: "Das ist meine Verantwortung, zu der stehe ich", sagte er ehrlich. "Wie wir jetzt damit umgehen, werden wir sehen. Wir werden es besprechen und überlegen, was das Beste für den Klub ist. Wir brauchen irgendwann mal wieder ein Erfolgserlebnis." Und das möglichst bald, ansonsten könnte es auch für Krämer selbst in Kürze eng werden – auch, wenn Marvin Pourié eine Trainer-Diskussion vor einer Woche noch als "Schwachsinn" bezeichnet hatte. Doch Fußball ist nunmal ein Ergebnissport. Und wenn dann auch die Leistung nicht stimmt, schrillen die Alarmglocken. Ob ausgerechnet beim 1. FC Saarbrücken, der zuletzt zwei Siege in Folge feierte, am kommenden Samstag die Wende gelingt? "Es hilft ja nichts, wir müssen weitermachen. Hart arbeiten, Ärmel hoch, Brust raus", so Hemlein.

   

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