"Wir haben es verbockt": FSV Zwickau im Tal der Tränen
Jetzt ist es Gewissheit: Nach sieben Jahren in der 3. Liga geht es für den FSV Zwickau zurück in die Regionalliga. Ausgerechnet die befreundete SG Dynamo Dresden besiegelte den Abstieg der Schwäne und stürzte sie ins Tal der Tränen. Umso bemerkenswerter war die Reaktion beider Fanlager.
"Sind unfassbar traurig"
Er fiel wie versteinert zu Boden, blieb für einen Moment völlig fertig liegen und wischte sich beim Aufstehen die eine oder andere Träne aus dem Gesicht: Keeper Johannes Brinkies ging der Abstieg des FSV Zwickau sichtlich nahe. Kein Wunder, hat er doch alle sieben Drittliga-Jahre mit den Schwänen hautnah miterlebt und beeindruckende 259 Spiele bestritten. "Wir sind unfassbar traurig", sagte Zwickaus Kapitän im "MagentaSport"-Interview. Gleichzeitig betonte er: "Wir sind nicht heute abstiegen. Es war ein Prozess von vielen Sachen, die nicht gepasst haben." Unter "gewissen Umständen", so Brinkies, wäre der Klassenerhalt "sicherlich möglich gewesen". Doch 21 Niederlagen und 69 Gegentore in 36 Spielen waren zu viel. Zumal auf der anderen Seite gerade mal acht Siege gelangen.
Doch jetzt den einen Schuldigen zu bestimmen, "wäre zu einfach", meinte Brinkies und stellte klar: "In erster Linie haben wir es als Spieler verbockt." Mit einem Verein wie dem FSV Zwickau die Klasse zu halten, sei schwierig. "Sechs Jahre lang ist es uns wunderbar gelungen", blickte der Keeper zurück und betonte, dass dieses eine Jahr die vorherigen nicht kaputt machen werde. Auch wenn es "sicherlich ein wenig dauern" dürfte, dies zu realisieren. Ob Brinkies den FSV in die Regionalliga begleiten wird, ist noch offen. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2024, hat allerdings keine Gültigkeit für die 4. Liga. Grundsätzlich ausschließen wollte der 29-Jährige einen Verbleib zwar nicht, verwies aber darauf, dass noch viele Fragen ungeklärt seien.
Thielemann sieht "Spiegelbild der Saison"
Das Arbeitspapier von Trainer Ronny Thielemann ist dagegen – genau wie das von Davy Frick – weiterhin gültig, er wird auch weiterhin an der Seitenlinie stehen. Doch mit der Zukunft wollte sich der 49-Jährige unmittelbar nach dem besiegelten Abstieg noch nicht befassen. "Uns hat die letzte Überzeugung gefehlt, das Spiel zu gewinnen", bemängelte er. Zwar hatten die Schwäne zu Beginn der ersten Halbzeit und gegen Ende des Spiels durchaus gute Chancen, doch einmal mehr nutzten die Schwäne ihre Möglichkeiten nicht.
Und auf der anderen Seite reichte Dresden ein Treffer in Minute 35, um als Sieger vom Platz zu gehen. Thielemann sprach diesbezüglich von einem "Spiegelbild der Saison" und stufte den Sieg von Dynamo als "verdient" ein. "Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn wir uns vor dieser Kulisse belohnt und ein Tor geschossen hätten. Doch die Tabelle lügt nicht. Über die Saison gesehen haben wir nicht die Leistung gebracht, um in der Liga zu bleiben. Daher ist der Abstieg dann wohl auch verdient. Das ist natürlich megabitter."
Keine Pfiffe, sondern Applaus
Umso bemerkenswerter daher die Reaktion von den Fans in der restlos ausverkauften GGZ Arena. Statt die eigene Mannschaft nach Schlusspfiff auszupfeifen, herrschte zunächst Stille, ehe es Applaus gab. Auch die über 3.000 mitgereisten Dynamo-Fans applaudierten den befreundeten Zwickauern aufmunternd, nachdem sie zuvor bereits auf Feierlichkeiten verzichtet hatten. Und selbst, als die Dresdner Spieler vor den FSV-Block kamen, brandete Applaus auf, zudem skandierten die Fans: "Aufsteiger, Aufsteiger" in Richtung Dynamo-Anhänger, die mit lautstarken "FSV Zwickau"-Gesängen antworteten. Auch sonst war die Atmosphäre überaus freundschaftlich, schon vor Anpfiff hatten die Vorsänger beider Fanszenen die Zuschauer eingestimmt.
Bei Twitter schrieb die SGD nach Spielende: "Kopf hoch, FSV Zwickau! Wir wissen nur zu gut, wie schlimm sich dieser Moment anfühlt und drücken Euch fest die Daumen, dass Ihr schnellstmöglich wieder zurückkommt." Wie schnell die Rückkehr gelingen kann, ist allerdings offen. Zwar steigt der Meister der Regionalliga Nordost in der kommenden Saison direkt auf, allerdings dürfte es zu einem Wettrüsten kommen, bei dem Zwickau dann nicht mithalten kann. Nicht unwahrscheinlich also, dass es bis zum Wiederaufstieg einige Jahre dauern wird.