"Wir sind Auer, und ihr nicht": Fan-Wut beim FCE – Rost vor dem Aus
Neuntes Spiel, wieder kein Sieg: Erzgebirge Aue befindet sich weiter im freien Fall, kassierte beim 1:3 gegen 1860 München am Freitagabend bereits die vierte Pleite in Folge und geht als Schlusslicht in die Länderspielpause. Während die Fans ihrem Unmut mit Gesängen und Plakaten Luft machten, steht Trainer Timo Rost nach der Niederlage in seinem Endspiel vor dem Aus.
Wohl keine Argumente mehr für Rost
Es hatte durchaus etwas Symbolisches, dass Präsident Helge Leonhardt am Freitagabend mit auf der Trainerbank saß, um Timo Rost für alle erkennbar und im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken zu stärken. Doch nach der neuerlichen Pleite – es war die sechste im neunten Spiel – dürften dem 63-Jährigen die Argumente für eine Weiterbeschäftigung des früheren Bundesliga-Profis nun endgültig ausgegangen sein. Nach dem völlig misslungenen Saisonstart mit nur drei Punkten bei 5:15 Toren könnte die Trennung in den nächsten Tagen offiziell vollzogen werden – allein schon deswegen, weil die anstehende Länderspielpause nun ausreichend Zeit bietet, um den neunten (!) Trainer seit 2017 zu finden.
Auf seine mehr als ungewisse Zukunft angesprochen, wollte Rost sich bei "MagentaSport" nicht konkret äußern: "Es ist immer einfach alles auf den Trainer zu schieben. Aber ich denke, dass viele Altlasten aus der vergangenen Saison mitgenommen wurden." Von einem Endspiel für ihn wollte er nichts wissen: "Da haben Sie andere Informationen." Der 44-Jährige verwies auf die Krisensitzung der Gremien unter der Woche. Dabei sei ihm "ganz klar signalisiert worden, dass wir alles dafür tun werden, um den Neuanfang positiv gestalten zu können". Allein: Damit sollte bereits am Freitagabend begonnen werden.
Gegenüber der 0:1-Pleite im Derby gegen Zwickau steigerten sich die Sachsen zwar, fanden in die Zweikämpfe und kamen auch zu Chancen – vor allem nach Standards -, allerdings fehlte erneut die letzte Überzeugung. "Wenn du den Tabellenführer in Phasen hast, wo er wackelt, musst du zustechen", bemängelte Rost. Auch Ulrich Taffertshofer befand: "Die Löwen haben nicht so gut gespielt, wir hätten sie schon knacken können." Doch erst in der Nachspielzeit stach Aue dann zu – und damit viel zu spät.
"Schluss, Aus, Vorstand raus"
Und während die Sachsen im Spiel nach vorne wieder einiges schuldig blieben, zeigten sie sich hinten abermals anfällig. "Die Tore sind zu einfach gefallen, da müssen wir besser werden", so Rost. Oder wie es Taffertshofer formulierte: "Wir haben viel reingeschmissen, waren aber in den entschieden Momenten einfach nicht nah genug am Mann." Bereits nach zehn Minuten geriet Aue durch Fynn Lakenmacher in Rückstand, der nach der Pause noch zwei weitere Treffer nachlegte (77. / 84.) und den FCE damit quasi im Alleingang zerlegte. Immerhin: "Von der Körpersprache her, war es die Reaktion, die eingefordert wurde", so Leonhardt bei "Tag24". Doch weil am Ende wieder eine Niederlage unter dem Strich stand, was das natürlich nur ein schwacher Trost.
So gab es von den mitgereisten Fans nach Abpfiff am Zaun keinen aufmunternden Applaus, sondern Pfiffe und Unmutsäußerungen. Diese richteten sich aber weniger gegen Rost, sondern vielmehr gegen die Mannschaft und den Vorstand. "Und ihr wollt Wismut Aue sein?" sowie "Wir sind Auer, und ihr nicht" skandierten die Anhänger, die den Support während der Partie boykottierten, in Richtung der Spieler.
Auf einem großen Plakat war zudem zu lesen: "Schluss, Aus, Vorstand raus – Neuanfang, Neuwahlen, sportliche Kompetenz." Schon unter der Woche hatten 43 Fanklubs den Rücktritt des Vorstandes gefordert, 29 Sponsoren schlossen sich dem an. Wir müssen jetzt Lösungen finden, die in die richtige Richtung gehen", sagte Rost am Abend. Er selbst wird aber aller Voraussicht nach kein Teil dieser Lösung mehr sein. Eine Entscheidung über die Zukunft des 44-Jährigen soll laut "Tag24" aber frühestens auf einer weiteren Gremiensitzung Anfang der kommenden Woche fallen.