Wirbel um Doppel-Gelb gegen Becker: Legt der FCM Einspruch ein?
Was für ein Fight des 1. FC Magdeburg! Zu Neunt kamen die Elbstädter beim 2:2 in Braunschweig zweimal schnell zurück und verdienten sich damit einen Punkt. Für Aufregung sorgte jedoch eine Szene in der 29. Minute, die der FCM nun prüfen lassen will.
Jablonski sorgt für Verwirrung
"Das ist eine klare Fehlentscheidung". Maik Franz, Sportchef des 1. FC Magdeburg, war unmittelbar nach Spielende im Interview mit "Magenta Sport" ziemlich aufgebracht. Was war passiert? Es lief die 29. Minute, als es im Mittelfeld zu einem Zweikampf zwischen Magdeburgs Sirlod Conteh und BTSV-Verteidiger Robin Ziegele kam. Der Braunschweiger ging zu Boden, Conteh trat nach – und sah Rot. Eine unstrittige Entscheidung. Was jedoch anschließend passierte, sorgte für viele Fragezeichen. Nachdem eine Braunschweiger Spielertraube Schiedsrichter Sven Jablonski umlagerte, zückte dieser die gelbe Karte und hielt sie in Richtung von Robin Becker – dabei zeigte der Unparteiische deutlich mit dem Arm auf den Braunschweiger.
Die Sache schien klar: Gelb für Becker, der die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Denn: Weil Becker bereits in der 7. Minute Gelb gesehen hatte, war die erneute Verwarnung gleichbedeutend mit dem Platzverweis – eigentlich. Denn es kam anders: Wie sich herausstellte, galt die gelbe Karte nicht Becker, sondern Marc Pfitzner. "Wegen Meckerns", klärte BTSV-Sportdirektor Peter Vollmann unmittelbar nach dem Spiel auf, zuvor hatte er mit dem Linienrichter gesprochen.
Die Frage ist jedoch, warum Jablonski mehr als deutlich auf Becker zeigte, als er die gelbe Karte hochhielt. Hat der Unparteiische möglicherweise die Spieler verwechselt und damit für die Verwirrung gesorgt? "Wir werden das prüfen lassen.", kündigte Franz an. "Man sieht klar, dass er auf Becker zeigt." Durchaus möglich, dass der FCM Einspruch gegen die Spielwertung einlegt. Wie groß die Erfolgsaussichten sind, ist allerdings ungewiss. Im Spielberichtsbogen ist die gelbe Karte jedenfalls bei Pfitzner vermerkt, sodass scheinbar kein Regelverstoß vorlag. Das wäre der Fall gewesen, wenn die Karte Becker gegolten hätte und er dennoch auf dem Platz geblieben wäre.
Mentalitätsproblem nicht zu sehen
Doch abseits der Aufregung um die Szene in der 29. Minute überwog beim 1. FC Magdeburg ganz klar die Freude über den gewonnen Punkt trotz am Ende zwei Mann weniger. "Die Jungs haben alles reingeworfen und verdient den Punkt geholt", lobte Franz. "Damit sind wir zufrieden." Durchaus beeindruckend war zudem, wie der FCM auf die Gegentore reagierte. Beim 0:1 durch Pfitzner, der einen Elfmeter nach Foul von Björn Rother an Schwenk verwandelte, dauerte es nur 52 Sekunden, ehe Christian Beck mit einem sehenswerten Lupfer für den Ausgleich sorgte.
Und zwischen dem 1:2 in Minute 70 und dem 2:2 lagen wiederum nur etwas mehr als zwei Minuten, bis Björn Rother erneut ausgleichen konnte. "Wir haben direkt die Antwort gegeben", erkannte Franz den Kampf der Mannschaft an. Noch nach dem 0:2 in Münster hatte der FCM-Sportchef von einem Mentalitäsproblem gesprochen – und die Spieler damit offensichtlich an der Ehre gepackt. Denn von fehlender Mentalität konnte am Samstag keine Rede sein.
Krämer sauer auf Conteh
Trainer Stefan Krämer kam derweil auf die beiden roten Karten zu sprechen, insbesondere der Platzverweis gegen Conteh war dem FCM-Coach ein Dorn im Auge. Nicht, weil die Entscheidung falsch war, "sondern weil Conteh die Mannschaft dadurch im Stich gelassen hat", schimpfte er im "Telekom"-Interview und bezeichnete die Aktion des 23-Jährigen als "Katastrophe. Darüber ärgere ich mich".
Die rote Karte gegen Thore Jacobsen nach 52 Minuten war indes ebenfalls berechtigt, traf er seinen Gegenspieler Patrick Kammerbauer – wenn auch unabsichtlich – doch mit ausgestrecktem Bein und den Stollen voran voll im Gesicht. Kammerbauer trug einen Cut am Kopf davon und musste ausgewechselt werden. "Der Fuß ist natürlich zu weit oben, aber das war niemals Absicht. Er hat ihn einfach nicht gesehen. Eine rote Karte ist es natürlich dennoch", analysierte Krämer. Kurios: Pfitzner sah in dieser Situation wegen Meckerns Gelb-Rot, sodass anschließend nur noch 19 statt 22 Spieler auf dem Platz standen.
"Es spricht für die Mannschaft, dass sie nicht zusammengesackt ist und weitermachen wollte", lobte Krämer die Moral seiner Jungs. Unter dem Strich ein intensives Spiel: "Den Weihnachtsurlaub brauche ich jetzt", meinte der FCM-Coach. Möglich jedoch, dass die Partie ein juristisches Nachspiel haben wird.