Geisterspiele oder Abbruch: Schlägt die Stimmung um?
Bisher gab es bei den Klubs der 3. Liga keine Mehrheit für einen Abbruch der Saison, die meisten Vereine wollen die Spielzeit ohne Zuschauer zu Ende spielen. Nach den Beschlüssen von Bund und Ländern könnte die Stimmung innerhalb der Liga nun aber umschlagen.
Weitere Hürde
Überraschend kam die Entscheidung nicht, doch seit Mittwoch ist klar: Bis Ende August sind sämtliche Großveranstaltungen, und damit auch Fußballspiele mit Zuschauern, verboten. Maximal Geisterspiele sind in den nächsten Monaten möglich, eine endgültige Entscheidung darüber steht noch aus. Damit hat sich die Ausgangslage zwar nicht grundlegend verändert, allerdings gibt es nun eine weitere Hürde.
Denn weil das Kontaktverbot bis zum 3. Mai ausgedehnt wurde, können die Klubs nach aktuellem Stand frühestens am 4. Mai wieder in ein gemeinschaftliches Training einsteigen, wie es vor der Coronakrise der Fall war. "Die Verlängerung des Kontaktverbots ist ein weiteres Argument für einen Saisonabbruch", sieht sich FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik in der "Volksstimme" in seiner Forderung nach einem sofortigen Ende der Saison bestätigt.
Re-Start Mitte Mai? "Nicht haltbar"
Das Problem: Damit die Saison bis zum 30. Juni abgeschlossen werden kann, müsste der Ball ab dem 16. Mai wieder rollen – nur so könnten innerhalb von sieben Wochen die restlichen elf Spieltage durchgeführt werden. "Dieser Termin ist aber nicht mehr haltbar, wenn wir erst ab dem 4. Mai wieder trainieren können", stellt Kallnik klar. Mindestens drei Wochen Vorbereitung sind wohl nötig, um sich vor allem physisch auf die noch ausstehenden Spiele vorbereiten zu können.
Auch FCM-Sportchef Maik Franz äußert Bedenken: "Die Spieler haben keinen Rhythmus, keine Abläufe. Die individuellen Einheiten sind keinesfalls mit Mannschaftstraining vergleichbar. Und dann sollen sie innerhalb von sechs Wochen elf bis 13 Spiele absolvieren. Das halte ich für sehr fragwürdig." Die einzige Option: Die Saison muss über den 30. Juni hinaus verlängert werden. Den Weg dafür hatte der DFB bereits freigemacht, allerdings drohen juristische Probleme mit Blick auf die am 30. Juni auslaufenden Verträge.
Schlägt die Stimmung bei den Klubs nun um? Vor genau einer Woche war die Meinung innerhalb der Liga klar: 13 der 20 Klubs – und damit die Mehrheit – konnten sich vorstellen, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen. Die anderen sieben Vereine, darunter Zwickau, Halle, Magdeburg, Jena und Mannheim, votierten für einen sofortigen Abbruch. Auch Eintracht-Präsident Sebastian Ebel und Meppens Coach Christian Neidhart äußerten zuletzt Zweifel an einer Fortsetzung der Saison. In den kommenden Tagen ist eine weitere Videokonferenz zwischen dem DFB und den Vereinen geplant.
Unterschiedliche Rechnungen
Welche Auswirkungen ein Abbruch finanziell hätte, darüber sind sich die Klubs uneinig. Während Kallnik für den 1. FC Magdeburg bei Geisterspielen (1,8 – 2,1 Mio. Euro) gegenüber einem Abbruch (1,3 – 1,6 Mio. Euro) mit einem höheren Verlust rechnet und von der "wirtschaftlich unvernünftigsten" Lösung spricht, kommt Hansa-Boss Robert Marien zu einer gegenteiligen Rechnung. Demnach würde ein Abbruch mit einem Verlust von zwei Millionen Euro für die Kogge einhergehen, wogegen Geisterspiele "nur" eine Million Euro kosten würden. Entsprechend spricht sich der FCM für einen Abbruch aus, während Hansa die Saison – wie bislang die meisten Vereine – ohne Zuschauer fortsetzen will.
Doch ob es für Geisterspiele überhaupt grünes Licht vonseiten der Regierung gibt, entscheidet sich wohl erst bei der nächsten Konferenz zwischen Bund und Ländern am 30. April. Die 3. Liga steht vor einer Zerreißprobe, die Rückkehr zur Normalität ist in weitere Ferne gerückt.