Wo ist der Wurm in Regensburg?
Der Jahn war eine der Überraschungen der 3. Liga in dieser Saison – Wintermeister, ein gehöriges Punktepolster auf die Konkurrenten auf Rang drei und vier, dazu über ein Jahr lang im heimischen Jahnstadion ungeschlagen. An der 2. Bundesliga hat man geschnuppert in Regensburg. Und nun, sieben Spieltage vor Saisonende? Zwei Siege aus den letzten 11 Spielen, seit 10 Spielen nicht mehr zu Null gespielt, die letzten fünf Spiele je mit 0:1 zurückgelegen, drei Niederlagen in Folge und dazu alle drei ohne ein einziges Tor. Statt den Aufstiegsträumen steht zum ersten Mal seit August (!) kein Aufsteigsplatz – Jahn Regensburg nur auf Rang 6. So die traurigen Fakten – beim Jahn ist derzeit der Wurm drin. Nur wo?
Wo ist der Wurm? In Verteidigung und Sturm?…
Sind es die Verletzten? Ist es der Kräfteverschleiß der Englischen Wochen? Oder die Tatsache, dass die Spieler nicht mehr bei der Sache sind? Alle Optionen könnten zutreffen. Sebastian Hofmann, Tobias Schweinsteiger, Michael Klauß, Thomas Kurz, Benedikt Schmid, Jürgen Schmid. Die Liste der Offensivspieler, die im Laufe der Saison verletzt waren, ist lang. Vor allem die Liste, wie sie kurz nach der Winterpause zu lesen war – bis auf Jürgen Schmid alle nicht verfügbar, sodass der Jahn reagieren und mit Thiemo Kialka und Christian Bickel zwei offensive Kräfte verpflichten musste (Bickel hat sich im Auswärtsspiel in Erfurt übrigens verletzt – fällt für den Rest der Saison aus). Personell auf dem Zahnfleisch gehen mussten die Oberpfälzer in den letzten Wochen, Schuld an der aktuellen Misere ist diese Situation aber nicht! Denn bis auf Michi Klauß (7 Saisontreffer) sind mittlerweile alle wieder fit! Sowohl Kapitän Schweinsteiger (mit 12 Toren) als auch Thomas Kurz (5) oder Sebastian Hofmann. Dennoch gelang – obwohl topbesetzt! – gegen Osnabrück und in Saarbrücken kein Tor. Und auch davor haben eben Verteidiger (allen voran André Laurito) oder Mittelfeldspieler (beispielsweise Selcuk Alibaz) für die Tore gesorgt. Billige Gegentore sorgten für da für die fehlenden Punkte. Müssen die Verteidiger mehr an sich arbeiten, damit es wieder aufwärts geht?
… in den Beinen?…
Heute sorgen billige Gegentore und ein Mangel an selbst erzielten Toren für fehlende Punkte. Ist die Jahnelf insgesamt kräftemäßig leer? 5 Spiele in 2 Wochen, das beenden die wenigsten Teams mit 15 Punkten. Der SSV hat aber nur deren 4 gesammelt- zu wenig, um länger oben mitzumischen. Man konnte in Regensburg förmlich sehen, wie die Kräfte von Spiel zu Spiel nachließen. In Erfurt spielte man zeitweise gut, kassierte dann ein dummes Gegentor. Die Kraft um das Spiel zu drehen hatte man, musste sich aber schließlich zu zehnt und nach einer anstrengenden zweiten Hälfte mit einem Punkt genügen. Gegen Darmstadt reichte die Kraft auch noch um einen (dummen) Rückstand zu drehen. Unnötigen Rückständen gegen Burghausen und Osnabrück musste man sich schließlich geschlagen geben, kraftlos. Spielte man im Derby noch relativ gut, war die Partie gegen den VfL mit der höchsten Drittligaheimniederlage des Jahn ein Regensburger Offenbarungseid. Die Mannschaft schien einfach platt. Fertig. Ideenlos.
… oder doch einfach nur…
Das ist sicher ein Grund, für die aktuelle Regensburger Negativ-Serie. Das Problem: Die Englischen Wochen auf Grund der Nachholspiele sind jetzt vorbei, dennoch steht am Dienstag beim Ligakonkurrenten Unterhaching ein wichtiges Landespokalspiel zu bestreiten, Samstag darauf wartet das schwierige Auswärtsspiel beim Aufstiegs(mit?)favoriten Heidenheim. Pause für Regensburg? Eher nicht. Immerhin war die Leistung beim letzten Spiel in Saarbrücken (0:1) schon wieder einigermaßen anständig, der hohe Kräfteverschleiß wird in den kommenden Wochen aber nicht abreißen, ausgezeichneten Fußball wie in der Hinrunde kann man vom Jahn wohl in den letzten Spielen nicht erwarten.
..im Kopf???
Unabhängig vom hohen Kräfteaufwand hat man die Partien gegen Burghausen und Saarbrücken gewinnen können: Trotz einfacher Gegentore war man das stabilere und kompaktere Team und hatte sehr gute Torchancen – die kläglich vergeben wurden. Liegt es vielleicht daran, dass manche Spieler nicht mehr bei der Sache sind? Dass sie in Gedanken schon bei ihrem neuen Verein sind? Wenn Teile der Mannschaft nicht mit Herzblut im Spiel sind, sondern an den neuen Vertrag denkt, dann verliert man 0:3 zu Hause gegen Osnabrück – obwohl davor nur eine Heim-Niederlage seit einem Jahr stand! Anders ist es nicht zu erklären, wenn ein Tobias Schweinsteiger, als Kapitän und Leader der Mannschaft, frei vor dem Gästekeeper steht und sich nur eine Ecke aussuchen muss, und dem Torhüter den Ball praktisch zupasst. So einen hätte ein Schweinsteiger der Vorrunde im Schlaf versenkt, nicht umsonst hat er bereits 12 Saisontore! Aber wenn man den Kopf nicht freihat bzw. mit dem Kopf schon längst in München oder bei einem anderen Verein ist, dann ruft man nicht mehr seine beste Leistung ab…
Es muss was passieren! JEDER muss ackern!
Für die kommenden Saisonspiele muss sich die Jahnelf zusammenreißen! Eine besondere Aufgabe wird es für Trainer Markus Weinzierl sein, seine Mannschaft richtig einzustellen, vor allem die Spieler, die im Sommer eh den Verein verlassen werden. Und wenn ein Spieler nicht mehr bereit ist, alles zu geben, muss man überlegen ob er spielen sollte. Der Jahn hat noch sieben Spiele Zeit, den Wurm zu finden – und zu beseitigen! Auch müssen die Kräfte, die bei diesen vielen Englischen Wochen verständlicherweise leiden, vielleicht auf noch mehr Schultern aufgeteilt werden, um die letzte Chance aufrecht zu erhalten, bis zum letzten Spieltag um Platz drei mitzuspielen. Damit diese (jetzt schon sensationell gute!) Saison nicht so bitter endet…
Foto: Regensburg1889.de