Wollitz' flammender Appell: "Hier heißt es immer geht nicht"
Am kommenden Samstag steht für den FC Energie Cottbus die nächste Liga-Partie gegen den SV Meppen an. Trainer Claus-Dieter Wollitz hadert weiterhin mit dem knappen Pokal-Aus im Elfmeterschießen gegen Freiburg – und der verpassten Gelegenheit, dringend benötigte Mittel für den Verein zu generieren.
Pokal-Aus nagt an Wollitz
"Die Stimmung war besser als am Dienstag. Die Spieler haben zumindest wieder gelacht, was auch richtig ist", kommentierte Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz den wieder aufgenommenen Trainingsbetrieb des Aufsteigers. Aus dem eigenen Frust über das erneute Elfmeter-Aus gegen einen Bundesligisten machte der Trainer derweil keinen Hehl: "Zweimal würdest du Unentschieden gegen einen Bundesligisten spielen, zweimal bist du auf Augenhöhe und wirst nicht belohnt", so der Trainer: "Ich will kein Erstrundenspiel mehr auf diese Art begleiten, weil es einfach nervt. Und es nervt dann auch, bis spät gestern Abend Komplimente zu bekommen. Ich weiß, wie das gemeint ist, ich weiß auch, dass der größte Teil ehrlich ist." Aber: "Energie Cottbus kann sich für die Komplimente nichts kaufen."
Das wäre anders, hätte der FCE die nächste Runde erreicht: "Nehmen Sie nur die Pokalspiele mit Elfmeterschießen gegen Bundesligisten", rechnet Wollitz vor: "Wenn Sie da in die nächste Runde kommen, reden wir von Zusatzeinnahmen in Höhe von 1,4 Millionen Euro. Das sind Gelder, die Energie Cottbus braucht, um die Mannschaft weiterzuentwickeln, für die Infrastruktur, um Profifußball weiter betreiben zu können." Die Zukunft des FCE sehe nicht gut aus: "Wenn die Gelder in den nächsten Monaten nicht kommen, sehe ich schwarz für die Entwicklung des Klubs."
Wollitz weiter: "In den letzten zwei Jahren haben wir so viel geleistet. Wir hauen alles raus, aber mehr können wir nicht liefern. Wir können nur aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste machen. Das Vorhandene wird aber nicht reichen, um an die großen Töpfe zu kommen."
Mamba unverkäuflich – bis zu einem gewissen Punkt
Eine weitere mögliche Einnahmequelle ließ die Vereinsführung erst am Donnerstag versiegen: Mit der Entscheidung, Streli Mamba für "unverkäuflich" zu erklären, zeigte sich Wollitz nur bedingt einverstanden: "Wie das mit 'Unverkäuflich' entstanden ist, kann ich nicht sagen. Dann sind Viteritti und Zimmer auch unverkäuflich – obwohl sie es gar nicht sind", relativierte der 53-Jährige: "Wenn einer für Mamba morgen eine Million Euro auf den Tisch legt, wird er verkauft. Und warum? Weil der Verein das Geld braucht. Wir können in kein Trainingslager gehen, wir können keine Spieler verpflichten und dann sagt man, ein Spieler sei unverkäuflich – das passt doch nicht zueinander", schimpft der Energie-Coach.
Bei keinem Verein in den drei Profiligen Deutschlands sei ein Spieler laut Wollitz jemals wirklich unersetzlich – maximal noch beim FC Bayern: "Wenn morgen einer eine Million Euro bringt, wären wir sofort in der Lage, Ersatz zu präsentieren", so der Trainer: "Das ist ja eigentlich super, wenn der Verein das sagt. Aber wenn nichts möglich ist, dann kannst du doch nicht kommunizieren, dass unsere Spieler unverkäuflich sind." Als Kritik will der Energie-Coach seine deutliche Aussage aber nicht verstanden wissen: "Ich weiß ja, wie das gemeint ist. Aber wieso haben wir denn letztes Jahr Meyer verkauft? Dann hätte der doch auch schon unverkäuflich sein müssen."
Cottbus braucht Geld für die Zukunft
Der Verein wäre darauf angewiesen, immer aus den gegeben Möglichkeiten das Beste heraus zu holen. Doch Wollitz geht davon aus, dass die vorhandenen Möglichkeiten auf Dauer nicht ausreichen werden: "Hier heißt es immer 'geht nicht, geht nicht'. Okay, aber dann geht auch kein Profifußball mehr. Wir haben Spieler entwickelt, aber jetzt brauchst du vielleicht auch mal eine Auffrischung." Wollitz hofft, "dass Leute in der Lausitz erkennen, 'da wird vernünftig gearbeitet', Leute erkennen, dass wir Spieler entwickeln. Wir haben eine Durchlässigkeit zum Nachwuchs geschaffen, aber jetzt müssen wir auffrischen. Wir reden uns hier Sachen schön, die nicht mehr schönzureden sind. Wir müssen Gelder generieren." Es fehle an Sponsoren, Zuschauereinnahmen – oder eben nicht eingeplanten Geldern aus dem Pokal: "Glauben Sie, dass jetzt am Samstag das Stadion voll ist, nur weil wir so fantastisch gespielt haben? Nein, das würde dem Verein aber auch schon weiterhelfen."
Wenn der Verein nicht schnellstens Gelder generiere und den Erhalt von Leistungsträgern in die Wege leiten würde, stünde gerade nach den Leistungen der letzten Partien im kommenden Sommer wieder der nächste Umbruch an: "Wie soll das dann gehen? Aus Regionalliga-Spielern machen wir keine 20 Bundesliga-Spieler. Aber nicht, weil wir nicht gut arbeiten oder der Spieler nicht will. Die wollen alle! Viteritti ist am Montag 16 Kilometer gelaufen, davor muss man Respekt haben. Aber wieso kann er denn 16 Kilometer laufen? Natürlich hat der Mentalität, aber wir können ihn auch darauf vorbereiten."
Wollitz fordert: "Jetzt müssten wir den nächsten Schritt gehen. Um diese Viteritts, Zimmers, De Freitas, Matuvilas, Schlüters, Startsevs zu halten. Mark Stein – was der hier gespielt hat! Wenn wir ihn noch ein Jahr behalten wollen, müssen wir jetzt anfangen, ihn hierzubehalten. Jetzt anfangen, die Mannschaft weiter aufzubauen und weiterzuentwickeln.“ Ohne Geld sei dies nicht möglich – zumal der FCE weiterhin "nur" Abstiegskampf bieten könne: "Wir können im Abstiegskampf bestehen, wir werden alles dafür tun. Aber mit Abstiegskampf kriegen wir nicht mehr Zuschauer oder Sponsoren." Der Energie-Coach weiter: "2022 wollen wir in die 2. Liga. Aber ist das überhaupt realistisch? Wer steigt denn ab? Im Moment wollen wir uns mit Uerdingen anlegen? Dann können wir gleich zum Amtsgericht gehen." Ob Wollitz' flammender Appell Gehör findet? Die nächsten Wochen und Monate werden es zeigen.