Worum es für die Teams im Endspurt geht: Plätze 11 bis 20
Acht Spieltage vor dem großen Finale ist alles angerichtet für Entscheidungen im Auf- und Abstiegskampf, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zum letzten Spieltag ziehen werden. Doch auch das breite Mittelfeld braucht sich noch nicht endgültig mit einem weiteren Drittliga-Jahr abfinden. Was ist für die 20 Teilnehmer noch drin? Wir unterziehen alle einem Check. Heute die Plätze 11 bis 20.
Das zweitschwächste Rückrundenteam knüpft damit nahtlos ans Vorjahr an – auch wenn der Fall damals freilich noch deutlich dramatischer ablief. Der FC Ingolstadt versucht es in diesem Jahr mit Kontinuität, auch wenn der Blick auf die Hinrunden-Tabelle mit dem FCI auf Rang 4 schmerzt: Es wäre viel mehr drin gewesen in diesem Jahr! Aus einer sicherlich quantitativ dünn, qualitativ dafür aber in allen Teilen sehr stark besetzen Mannschaft die Grundsubstanz für den nächsten Angriff in der Saison 2024/25 zu machen und sich dabei zum Trainer Michael Köllner zu bekennen, ist der Hauptauftrag fürs Restsportjahr. Und natürlich die Qualifikation für den DFB-Pokal.
Mit dem Auswärtssieg in Ingolstadt dürften nach einer längeren Durststrecke auch die letzten Zweifel am vierten Ligaverbleib in Folge in Verl beseitigt sein – aus einem vermeintlichen Abenteuer ist dank eines gemeinschaftlichen Kraftaktes fast schon Normalzustand geworden. Verbleibende Ziele in der Liga? Vielleicht die obere Tabellenhälfte, vielleicht ein paar spannende Partien zum Ausklang gegen Dresden, Münster und Ulm. Am Wichtigsten aber wird der Sieg im Landespokal, wo der Sportclub am Dienstagabend den Einzug ins Finale geschafft hat und dort nun auf Arminia Bielefeld trifft.
Auch im fünften Drittliga-Jahr wird die Viktoria so unscheinbar bleiben, wie sie einst kam. Irgendwo zwischen Platz 9 und 13 trudelte der Kölner Klub bislang stets ein, in dieser Saison wird es eher wieder das untere Ende dieser Spanne sein. Zu viele Federn vor allem personeller Natur ließen die Höhenberger im Saisonverlauf, auch aktuell fehlt gut ein Drittel des Kaders verletzt. Zu offensivstark und zu konstant für den Abstiegskampf ist die Elf von Olaf Janßen zwar, aber allein der sehr wahrscheinliche Sommer-Abgang von Topstürmer Luca Marseiler bringt die nächsten Fragezeichen mit sich. Schon jetzt muss die Viktoria sich fragen: Wie verhindern wir ein böses Erwachen im nächsten Herbst?
Während beim TSV 1860 vereinsintern weiterhin munter und für Außenstehende oft schwer durchschaubar um Macht und die künftige Ausrichtung gekämpft wird, sollte zumindest sportlich doch nichts mehr anbrennen mit dem Drittliga-Verbleib, oder? Nach drei Niederlagen in Folge ist zumindest noch keine endgültige Ruhe eingekehrt, doch die insgesamt starke Defensivleistung in dieser Saison spricht eindeutig für ein versöhnliches Ende im Mai. Die DFB-Pokal-Qualifikation ist verspielt, aber immerhin geht es in netten bayrischen Duellen auswärts in Regensburg und Unterhaching noch um Prestige.
Spiele wie das jüngste in Mannheim trotz klarem Chancenplus zu vergeigen, ist schwer in Worte zu fassen. Arminia, bedroht vom dritten Abstieg in Serie, schaffte das im Zweitliga-Vorjahr auch und verlor dann im Endspurt völlig den Faden. Derzeit ist alles möglich, weil das Gebilde um Trainer Mitch Kniat äußerst fragil ist – allen voran defensiv. Allerdings hat der Finaleinzug im Landespokal – dann auch noch per Derbysieg über Preußen Münster – nochmals Emotionen für den Endspurt geweckt. Ob der Prestigeerfolg nochmal Kräfte freisetzt? An Ostersonntag wartet mit dem Spiel gegen den MSV Duisburg ein wichtiger Gradmesser.
Ein um 600.000 Euro erhöhter Etat steht an der Saale in Aussicht, sollte der gegenwärtige 16. Platz gehalten (oder verbessert) werden. Das scheint bitter nötig, denn mehr als eine fehlende Spielidee ist es das Qualitätsproblem (schon 58 Gegentore), das Halle die schwierige Lage beschert. Die zwei verschenkten Punkte gegen Freiburg II (2:2) gibt’s nicht mehr zurück, das Zwischenhoch ist abgehakt. Auch die immer wieder mal geäußerte Skepsis gegenüber Trainer Sreto Ristic, dessen Stuhl in dieser Saison durchaus schon gewackelt haben soll, sowie die Formstärke der namhaften Verfolger tragen zu einem unguten Gesamtgefühl bei. Das könnte eine ganz schön enge Kiste werden!
Es wäre schon ein skurriles Märchen, sollte Terrence Boyd, der der Familie wegen auf die andere Seite einer erbitterten sportlichen Rivalität wechselte und dafür anfangs angefeindet wurde, seine Farben nun zum Ligaverbleib tragen. Doch nicht nur beim 1:0-Sieg über Bielefeld war kaum zu übersehen, wie sehr der US-Amerikaner das zuweilen limitierte Waldhöfer Ballbesitzspiel mit seinem Durchsetzungsvermögen prägt. Boyd ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Abstiegskampf, und ihn fit zu halten, muss bei den Buwe oberste Priorität sein. Doch keiner darf sich nur auf den Drittliga-Ausnahmestürmer verlassen.
Trotz aller Sorge hat diese Saisonphase in Meiderich etwas ausgesprochen Magisches, denn der bedingungslose Zusammenhalt der Fans ist neu geschaffen worden – und befeuert durch Überraschungs-Erfolge wie den über Saarbrücken (2:0), der bitter notwendig war. Bielefeld, Mannheim, Lübeck warten unter anderem noch, sodass der Klassenerhalt bei nur drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer längst wieder realistisch geworden ist. Die Gästeblöcke für die Spiele bei der Arminia und das Derby in Essen waren rasch ausverkauft, Duisburg will als Einheit seine Fußballer zum Klassenerhalt treiben. Doch dafür müssen die Sechs-Punkte-Spiele gelingen.
Dank des 1:0-Siegs über Jahn Regensburg – der erste seit zwei Monaten – ist es für den VfB (noch) zu früh, die Flinte ins Korn zu werfen. Doch der Rückstand ist angesichts von sechs Punkten und 15 Toren immer noch stattlich, die Gegner wirken neben dem Punktevorsprung auch in besserer Verfassung. Das Unmögliche doch noch möglich machen soll Jens Martens, der mit seinen 68 Jahren der mit Abstand älteste Trainer der 3. Liga ist. Über Erfahrung im Profifußball verfügt er aber nicht. Sollte es wie schon 2021 nach einem Jahr direkt wieder runtergehen, würde die Mission Wiederaufstieg schon deshalb schwer werden, weil die Regionalliga Nord ihren Meister auch 2024/25 durch das Nadelöhr Relegation schicken wird – und mit dem SV Meppen wahrscheinlich ein weiterer Topfavorit am Start ist.
Auch wenn die SCF-Reserve in den vergangenen Wochen erstmals in der gesamten Saison halbwegs drittliga-tauglich wirkte, der Rückstand von zwölf Punkten ist zu groß – zumal auch kein einziges direktes Duell mehr ansteht. Sich mit Würde und Anstand verabschieden, den Neuaufbau mit der nächsten Generation Jugendspieler planen: Das steht im Breisgau, das durch den Abschied von Trainer-Ikone Christian Streich ohnehin eine Zäsur erlebt, bis zum Sommer an. Vergleichbare Reserven wie Stuttgart II und Mainz II schafften die Rückkehr bislang nicht, ob es der SCF besser machen wird? Vorher könnte er als Gegner aller Top-4-Teams im Aufstiegskampf noch das Zünglein an der Waage sein.