Würzburg: Mit Investor und starker Gemeinschaft in die 3. Liga
Ging es um Sport, wurde mit Würzburg lange Zeit nur der Name Dirk Nowitzki in Verbindung gebracht, aus dessen bekanntlich großem Schatten nun ein kleiner Fußballverein zu treten scheint: Die Würzburger Kickers. Nach einem dramatischen Elfmeterschießen gegen den 1.FC Saarbrücken schafften die Nordbayern als Meister der Regionalliga den Aufstieg in die Dritte Liga und somit die Rückkehr in den Profifußball nach 37 Jahren. Doch wer sind die Kickers? liga3-online.de stellt den in den vergangenen Jahren eher unscheinbaren Verein aus dem Norden Bayerns genauer vor.
Sportlicher Absturz bis in die Bezirksliga – Mit „flyeralarm‟ aus der Versenkung
In der Saison 1977/78 spielten die Kickers für ein Jahr in der 2. Bundesliga, konnten diese jedoch nicht halten und versanken danach im Niemandsland des Fußballs. Tiefpunkt war der Abstieg in die siebtklassige Bezirksliga Unterfranken Mitte im Jahr 2003, dem die Rot-Weißen jedoch prompt zwei Aufstiege folgen ließen. Dennoch dauerte es bis 2012, ehe das Team im Zuge der Regionalliga-Reform durch einen Doppelaufstieg in die Viertklassigkeit zurückkehren konnte. Dort wurden dann die Weichen gestellt, um in absehbarer Zeit in den Profisport zurückzufinden. Gemeinsam mit Investor Thorsten Fischer, dessen Online-Druckerei „flyeralarm‟ in Würzburg beheimatet ist, konzipierte die Vereinsführung ein modernes Projekt – abseits von Großprojekten wie etwa in Leipzig oder Hoffenheim – mit dem durch gezielte Investitionen der sportliche Erfolg zurückkehren sollte.
Pokalsieg gegen Düsseldorf lässt aufhorchen – Souverän zur Meisterschaft
Erste Früchte trug die neue Ausrichtung mit der Etablierung in der Regionalliga und dem Gewinn des Landespokals 2014. Dadurch durften die Kickers erstmals seit 1981 wieder an der Hauptrunde des DFB-Pokals teilnehmen. Dort gelang direkt gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf ein sensationelles 3:2 nach Verlängerung und der Startschuss für eine erfolgreiche Spielzeit. Zwar endete das Abenteuer DFB-Pokal in der zweiten Runde gegen Eintracht Braunschweig (0:1), doch das Team marschierte in der Liga zum souveränen Gewinn der Meisterschaft und zog somit in die Relegation gegen Saarbrücken ein. Der dort gelungene Aufstieg in die Dritte Liga ist der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte und gelang weitaus schneller als eigentlich von Vereinsseite geplant war.
Aus „3×3‟ wird „1×3‟ – Ehemalige Profispieler bilden Basis
Vor der abgelaufenen Saison riefen die Verantwortlichen um den neuen Trainer Bernd Hollerbach das Ziel „3×3‟ aus, das bedeuten sollte, in drei Jahren den Aufstieg in die Dritte Liga perfekt zu machen. Dazu wurden neben dem namhaften Trainer auch einige Spieler verpflichtet, die Erfahrung auf höherem Niveau sammeln konnten, ohne jedoch den großen Durchbruch geschafft haben. Quasi hungrige Spieler, deren Zenit noch nicht erreicht ist. Zu den Stützen der jetzigen Aufstiegself zählen also unter anderem: Robert Wulnikowski (früher u.a. Union Berlin und Offenbach), Christian Demirtas (früher u.a. Mainz 05), Pascal Bieler (ehemals Hertha BSC), Marco Haller (VfR Aalen) und Amir Shapourzadeh (Hansa Rostock). Gemeinsam mit anderen Talenten entstand so eine Basis für den überraschend schnellen Erfolg.
Stadt, Umfeld und Mannschaft intakt – Investor will Nachhaltigkeit statt Retortenverein
Den Aufschwung der Würzburger Kickers einzig mit Investor „flyeralarm", die gleichzeitig auch Namensgeber des 10.500 Plätze fassenden Stadions sind, zu verknüpfen, wäre jedoch zu einfach. Denn nicht etwa das große Geld, sondern gezielter Einsatz eher geringer Summen sorgte für den Erfolg. Dass der Aufstieg derart schnell erreicht werden konnte, dürfte viel mehr an der guten Arbeit des Trainers und des Umfelds sowie der intakten Mannschaftsstruktur liegen. Auch die Stadt wurde längst vom Fußballfieber erfasst und weiß sich mit dem neuen Gesicht des FWK zu identifizieren. Mit einem Zuschauerschnitt von über 2.000 wurde so bereits ein großer Zuwachs erzielt. Nicht unwahrscheinlich, dass dieser mit den attraktiven Gegnern der höheren Spielklasse noch erheblich steigen wird und eines Profiteams würdig sein wird. Investor Fischer zählt auf die Gemeinschaft und erklärt gegenüber „t-online.de‟: "Wenn du etwas Nachhaltiges schaffen möchtest, geht es nur gemeinschaftlich. Wenn du einen Retortenklub aufbaust, der von einem Sponsor abhängig ist oder bei dem die Stadt und die Region nicht mitmachen, wirst du nie Erfolg haben.‟ Bislang setzen die Kickers diese Vorgabe um und gehen den ersten Schritt aus dem großen Schatten Dirk Nowitzkis.