Würzburger Kickers: Die Verwegenheit eines Aufsteigers
Aufsteiger Würzburger Kickers erkämpfte sich im ersten Drittliga-Heimspiel in Unterzahl einen Punkt gegen den Topfavoriten aus Dresden. Dabei musste die Truppe von Bernd Hollerbach über 75 Minuten in Unterzahl spielen, nach dem Innenverteidiger Clemens Schoppenhauer wegen einer Notbremse an Dresdens Justin Eilers die rote Karte sah. Zuvor waren die Gastgeber aber auch im Glück, nach dem das Schiedsrichtergespann von Arne Aarnink ein vermeidlich reguläres Tor durch Dynamos Hefele, nicht anerkannte. Nach einer leidenschaftlichen Defensivschlacht gelang den Unterfranken kurz vor Schluss sogar der viel umjubelte „Lucky Punch“ durch Amir Shapourzadeh (78.), ehe erneut Referee Aarnink in den Mittelpunkt des Geschehens trat. Einen äußerst umstrittenen Foulelfmeter für Dynamo Dresden verwandelte der Gäste-Spielführer Hefele zum 1:1-Endstand bei der Liga-Premiere der Würzburger in der ausverkauften Flyeralarm Arena vor 9.011 Zuschauern.
Taktische Umstellung ging voll auf
Nach Schoppenhauers Feldverweis reagierte Kickers-Cheftrainer Bernd Hollerbach prompt und brachte Defensivmann Lukas Billick, einer der konstantesten Männer in der Würzburger Aufstiegssaison, für Angreifer Christopher Bieber. Neuzugang Royal-Dominique Fennell rückte fortan in die Innenverteidigung neben Richard Weil und machte die restlichen 76 Minuten einen bärenstarken Job auf der „neuen“ Position. Der eingewechselte Billick bildete zusammen mit Youngster Karsanidis ein kompaktes Duo im zentralen defensiven Mittelfeld. In der Offensive versuchten FWK-Kapitän Amir Shapourzadeh, der Ungar Dániel Nagy und in der Schlussphase der eingewechselte Dennis Russ Bälle zu halten und auf Konter zu lauern. Die Rechnung ging auf. Würzburg ließ kaum etwas zu und erzielte in der Endphase der Partie mit einem Konter über Russ das 1:0 durch Shapourzadeh. Am Ende fehlte dem Aufsteiger dann nur etwas Glück und die nötige Cleverness, als man sich wenige Minuten nach der Führung (in Unterzahl) auskontern ließ und daraufhin einen zweifelhaften Elfmeter kassierte, der zum 1:1 Endstand führte.
Leidenschaft und Willensstärke
Neben der taktischen Disziplin war die Leidenschaft und Willensstärke, gepaart mit einer exzellente physischen Verfassung des Teams, Garanten für den Achtungserfolg mit zehn Mann gegen den Favoriten aus Sachsen, wie auch Dynamo Coach Uwe Neuhaus anerkennend bestätigte: "Würzburg hat ganz viel in die Waagschale geworfen und ganz viel Enthusiasmus gezeigt.“
Vor dem Spiel kündigten die Kickers-Akteure noch an, dass man der Liga zeigen wolle, dass mit Würzburg zu rechnen ist und es verdammt schwer würde Punkte aus Würzburg mit zu nehmen. Den markigen Sprüchen folgte die Antwort auf dem Feld. Die Rothosen ließen sich vom Rückschlag der roten Karte nicht beirren und arbeiteten bis zur letzten Minute am maximal möglichen Erfolg. Mit einer ähnlich leidenschaftlichen und kompakten Vorstellung, dürften die Würzburger Kickers mit elf Mann, jedem Team der 3. Liga mindestens Paroli bieten können.
Feuertaufe bestanden
Auch wenn es die vielen namhaften und erfahrenen Akteure im Kader es manchmal vergessen lassen – die Würzburger sind einer von drei Aufsteigern aus der Regionalliga. Bei der Heimpremiere gegen Dynamo Dresden vor ausverkauften Haus zeigte sich, wie hungrig Zuschauer und Verein nach großen Fußball sind. Umfeld und Fans glauben an die Mannschaft. Der Funken scheint bereits übergesprungen zu sein, ansonsten wäre eine derartige Energieleistung am Samstagnachmittag nicht möglich gewesen. Das Selbstbewusstsein und die Verwegenheit des Aufsteigers wird auch deutlich, wenn man sich die Aussagen des starken Kickers Offensivspielers Nagy nach Spielschluss anhört: „Es ist sehr, sehr ärgerlich. Leider haben wir heute zwei Punkte verloren.“ Mit elf Mann über 90 Minuten sollte es beim Aufsteiger dann auch bald mit dem ersten Sieg in der 3. Liga klappen. Ihre Feuertaufe hat die Hollerbach-Truppe jedenfalls schon einmal bestanden.