Zacher: "Es macht einfach Spaß hier zu spielen"

Daniel Zacher war jahrelang der Torwart 1B beim SV Babelsberg 03. Seit dem Spiel gegen Chemnitz am neunten Spieltag steht der 23-jährige nun zwischen den Pfosten der Blau-Weißen. Wie er die lange Warterei im Nachhinein bewertet, was in ihm beim ersten Elfer in Saarbrücken vorging und wie die Stimmung in der Mannschaft nach dem verpatzten Heimspiel am vergangenen Freitag ist, erklärt er im Interview am Mittwochnachmittag nach der Trainingseinheit. 
Daniel, es liegt keine einfache Zeit in Babelsberg hinter dir. 2008 bist du von Dynamo Dresden zeitgleich mit Marian Unger zu Nulldrei gekommen, hattest dann jahrelang den Platz auf der Bank unfreiwillig gebucht. Im Frühjahr letzten Jahres hattest du schon deine Koffer gepackt, der Vertrag wurde aufgelöst, zur neuen Saison bist du dann doch wieder zurückgekommen. Du hast dich wieder reingekämpft und seit dem neunten Spieltag stehst du nun nach langer Warterei endlich zwischen den Pfosten. Wie hast du die Zeit erlebt? Wie war das für dich?
Daniel: Es ist natürlich nicht schön so lange zu warten. Aber das ist auch ein Prozess, den man erst lernen muss. Das habe ich gemacht und umso besser ist es jetzt, dass ich nun spiele. Und ja…

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Über die Vergangenheit wollen wir also keine weiteren Worte verlieren?

Nein, genau.

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Auch bei deiner ersten Station in Dresden hattest du nur die Reservistenrolle inne. Fängt man da an als Spieler an sich zu zweifeln?

Das eher nicht. Dresden war eine andere Situation. Da kam ich aus dem Jugendbereich. Die Trainer kannten mich dort schon seit zehn fünfzehn Jahren und da ist es dann immer schwierig sich zu etablieren. Für mich war der Schritt nach Babelsberg deswegen der komplett Richtige.

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Das Saarbrücken-Spiel vor zwei Wochen war eines deiner stärksten Partien und trotzdem habt ihr am Ende wegen zwei Schiedsrichterentscheidungen die zu zwei Elfmetern geführt haben „nur“ 2:2 gespielt. Was geht bei solchen Schiri-Entscheidungen in dir als Torwart vor?

Ja, der erste Elfmeter war wirklich schwer zu begreifen, weil der Gegner mit dem gestreckten Bein in mich reinspringt und ich den Ball ja schon hatte. Und der Schiri pfeift Elfmeter. Das ist echt schwer zu akzeptieren. Aber man muss es akzeptieren, weil der Schiedsrichter ja am längeren Hebel sitzt. Dann kommt noch das Adrenalin im Spiel dazu, was dann auch zu meiner gelben Karte geführt hat. Und das war dann wohl auch der Knackpunkt in der Partie, sodass wir nur 2:2 gespielt haben. Wenn man mit 2:0 in die Pause geht, geht es wahrscheinlich anders aus und wir gewinnen dieses Spiel. Aber nichtsdestotrotz haben die Schiris auch einen schweren Job. Er hat es so entschieden. Und dann ist es so.

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Hättest du einen der beiden Elfmeter gehalten, wärst du wahrscheinlich der Held gewesen.

Held oder nicht Held. Elfmeter ist immer so eine Sache. Mittlerweile sind die Schützen in der Liga auch schon so weit, dass sie sich den Torwart ausgucken. Normalerweise muss man von jedem Schützen erwarten, dass er trifft. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Torwart den Ball hält, liegt bei 10 Prozent, wenn überhaupt. Und die beiden Elfer von Sieger waren auch gut geschossen.

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Das letzte Spiel im Karli gegen Preußen Münster war dann eher eine Katastrophe. Da ist beim 0:2 zu Hause nichts zusammen gelaufen. Wirkt sich das auf die Stimmung in der Mannschaft aus?

Es dauert immer eine Weile bis solche Niederlagen verarbeitet sind, ganz klar. Aber die Truppe ist vollkommen intakt und es macht Spaß mit den Leuten zu arbeiten. Ich denke man braucht immer so eins zwei Tage, dann kommt der freie Tag und dann fokussierst du dich schon wieder auf das nächste Spiel. Das ist das Schöne am Fußball, dass du die Fehler, die du eine Woche vorher gemacht hast, im nächsten Spiel wieder ausmerzen kannst.

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Was ist deiner Meinung nach noch möglich in dieser Saison?

Ich denke, wir sollten versuchen so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke zu knacken und den Klassenerhalt zu sichern und alles was dann oben drauf ist, ist in unserer Lage das Sahnehäubchen.

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Auch dein Vertrag läuft im Sommer aus. Gibt es schon weitere Pläne bei dir? Kannst du dir vorstellen in Babelsberg zu bleiben? Oder willst du jetzt, wo du dich endlich beweisen konntest weiter oben angreifen?

Von jedem Fußballer ist es das Ziel höherklassig zu spielen. Aber mit der Situation, wie sie im Moment ist bin ich zufrieden. Es ist alles gut, so wie es ist. Und was mein Vertrag angeht, das ist erst einmal zweitrangig, es geht darum, dass wir erst einmal die vierzig Punkte haben und da sollte man seine eigenen Ansprüche zurückstellen.

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Man sagt immer Torwarte müssen schon etwas verrückt sein. Wie bist du zum Torwartjob gekommen?

Ich hatte keine Lust zu laufen. Kondition war früher immer so meine Sache. Mir hat man immer gesagt, Torwarte müssen nicht laufen, aber das hat sich aus dem heutigen Zeitpunkt betrachtet drastisch geändert.

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Du bist beim Warmmachen vorm Spiel immer der erste auf dem Platz. Ist das ein Ritual oder sind die anderen einfach zu langsam?

Naja, ich hab da so mein Ablauf, der vor jedem Spiel gleich ist und der ist eine dreiviertel Stunde vor Anpfiff rausgehen. Damit ich mich dann voll fokussieren kann und eine Dreiviertelstunde braucht man auch. Außerdem geh ich ja zehn Minuten vor den Anderen rein, um mich umzuziehen.

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Die Standartfrage, die ich jedem Spieler stelle: Was würdest du machen, wenn du jetzt kein Profifußballer wärst?

Die Frage stellt sich nicht. Ich wollte schon immer Profifußballer werden. Ich genieße das momentan.

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Wir bedanken uns für das nette Interview und wünschen für das Auswärtsspiel in Heidenheim viel Erfolg und gute Paraden!

FOTO: Flohre Fotografie

   

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