"Ziegner raus"-Rufe beim MSV: Wald vermeidet Bekenntnis
Die Krise des MSV Duisburg wird immer größer. Auch nach dem 6. Spieltag sind die Zebras weiter sieglos und gaben gegen den SC Verl sogar eine 2:0-Führung aus der Hand. Für Trainer Torsten Ziegner könnte es das nun gewesen sein. Ein Bekenntnis zum 45-Jährigen vermied Präsident Ingo Wald am Freitagabend.
Reaktion der Fans "völlig normal"
Sie waren nicht zu überhören, die lautstarken Pfiffe und "Ziegner raus"-Rufe nach Ende der Partie, die der MSV nach 2:0-Führung in der Nachspielzeit komplett aus der Hand gegeben hatte. Dass die Stimmung gegen ihn kippe sei "nicht schön", sagte der MSV-Coach im Anschluss an das Spiel, bezeichnete die Reaktionen aber als "völlig normal". Es sei "logisch", dass die Fans nach dem schwachen Saisonstart nicht zufrieden sein können. "Damit beschäftige ich mich aber nicht, weil ich mich mit dem Team befasse." Und damit hat er derzeit wahrlich ausreichend zu tun. Die zentrale Frage ist: Warum reicht selbst eine frühe 2:0-Führung nach Toren von Bitter (9.) und Mai (13.) nicht zum Sieg?
Die Erklärung dafür sah Ziegner im Anschlusstreffer kurz vor der Pause, der wieder einmal durch einen individuellen Fehler zustande kam. Dem MSV-Coach zufolge sei innerhalb der Mannschaft die Angst umgegangen, "wieder zu versagen". Die Angst sei demnach größer gewesen als die Zuversicht, das Spiel gewinnen zu können. "Wir hatten nicht mehr die Umschaltmomente und haben uns nicht mehr getraut, von hinten rauzuspielen." So fiel zehn Minuten nach der Pause erst der Ausgleich und in der Nachspielzeit schließlich das 2:3. Dass die Angst vor dem Versagen so groß ist, machte der 45-Jährige auch an der Vergangenheit fest. "Was die Jungs hier in den vergangenen zwei Jahren erlebt haben, ist nicht immer schön und im menschlichen Bereich nicht immer in Ordnung gewesen." Lösen lasse sich die Angst nur mit Erfolgserlebnissen. "Das ist durch nichts zu ersetzen."
Wald kündigt Gespräche an
Ob Ziegner weiter daran arbeiten darf, ist jedoch ungewiss. Ein klares Bekenntnis zum 45-Jährigen vermied Präsident Ingo Wald unmittelbar nach der Partie: "Ich kann im Moment noch nichts sagen. Ich muss das erst einmal sacken lassen. Ich werde mit meinen Kollegen sprechen. Wenn wir was zu vermelden haben, werden wir das vermelden", wird er in der "WAZ" zitiert. "Magenta"-Experte Steven Ruprecht glaubt nicht daran, dass es mit Ziegner weitergeht, wie er in der TV-Übertragung sagte. Gleichzeitig schob er hinterher: "Ich bin überzeugt, dass er die Mannschaft wieder in die Spur bringen kann. Die Frage ist, ob die Verantwortlichen ihm die Zeit geben."
Ziegner selbst betonte, mit sich und seinem Trainerteam "im Reinen" zu sein. "Wir arbeiten total hart und investieren total viel." Bislang jedoch ohne Erfolg. Saisonübergreifend sind die Zebras bereits seit neun Spielen ohne Sieg und konnten im kompletten Jahr 2023 gerade mal fünf von 27 Liga-Partien gewinnen. Gegen den Coach spricht auch seine Gesamtbilanz beim MSV: Ein Punkteschnitt von 1,2 bedeutet den zweitschwächsten Wert der letzten 17 Jahre. Nur Gino Lettieri war in seiner zweiten Amtszeit bei den Zebras noch schlechter (0,83).
Klartext von Kapitän Mai
Rückendeckung erhielt der Übungsleiter von Kapitän Sebastian Mai. Im Interview mit "MagentaSport" betonte er, dass Ziegner das Team "auf keinen Fall" verloren habe. "Das haben wir gezeigt und aufopferungsvoll gespielt." Dass dennoch eine Niederlage zu Buche stand, liege "nicht nur an der Qualität, sondern auch an der Einstellung". Was der Innenverteidiger, der überraschend im Sturm spielte, meinte: "Wir wollten hinten keine Sperenzchen veranstalten, bekommen dann aber drei dumme Gegentore aus dem Rückraum, die wir niemals bekommen dürfen. Das ist sehr, sehr schwach und tut richtig weh."
Jetzt müsse sich zeigen, "wer Eier hat und wer willens ist, dem Verein und der Mannschaft zu helfen. Mit denen kannst du arbeiten. Den Rest kannst du nach Hause schicken", sprach Mai in der "WAZ" Klartext. "Wer keinen Bock hat und den Kopf nicht rausstrecken will, der soll zuhause bleiben." Ob die deutlichen Worte innerhalb der Mannschaft Gehör finden, wird sich am nächsten Samstag bei Viktoria Köln zeigen. Ob Ziegner dann noch auf der Bank sitzt?
Update: Am Samstagvormittag hat sich der MSV von Trainer Torsten Ziegner getrennt.