Zwickau voller Emotionen: "Man meint, dass man alles erlebt hat"

Wenn ein einzelner Verein derzeit Reiz und Spannung der 3. Liga verkörpert, dann ist es wohl der FSV Zwickau. Noch unter der Woche verloren die Schwäne das Abstiegsduell gegen Münster in letzter Sekunden, am Samstag schlugen die Sachsen in einer schier unglaublichen Partie plötzlich den Tabellenzweiten aus Braunschweig. Trainer Enochs rang anschließend um Worte, referierte dann über die Moral seiner Spieler. 

Zweiter Rückschlag weckt Zwickaus Glaube 

Am Samstagnachmittag konnte man in Zwickau wohl erstmals froh darüber sein, dass Drittliga-Partien nach wie vor unter Ausschluss des Publikums stattfinden. Denn angesichts der wahnwitzigen Schlussminuten im Spiel gegen Eintracht Braunschweig hätte das Spannungserleben bei einigen Anhängern der Schwäne womöglich gesundheitsgefährdende Züge angenommen. Simpel und doch passend fasste Cheftrainer Joe Enochs nach dem 3:2-Sieg am "Telekom"-Mikrofon mit feuchten Augen zusammen: "Gerade wenn man meint, dass man alles im Fußball erlebt hat, dann kommt sowas." Abzusehen war der verrückte Zwickau-Erfolg lange Zeit nicht. Zumal der FSV gegen eine formstarke Braunschweiger Eintracht quasi mit dem Halbzeitpfiff in Rückstand geriet (Kobylanski, 45.+1).

"Ein bitterer Nackenschlag – was wir in letzter Zeit sehr oft erlebt haben. Und dann war es klar, dass wir halt nach der Halbzeit rauskommen und eine Zeit brauchen, bis wir ins Spiel kommen. Ich glaube, dass der Glaube ein bisschen gefehlt hat." Den brachte auch der Ausgleich durch Huth (76.) noch nicht vollends zurück, Otto besorgte kurz vor Abpfiff Braunschweigs erneute Führung (90.). Plötzlich schien sich beim FSV jedoch ein Schalter umzulegen. "Danach haben die Jungs an sich geglaubt. Als kein anderer mehr an uns geglaubt hat. Das war eine Achterbahn." Erst glich Huth zum zweiten Mal aus (90.+1), dann krönte Schröter den Wahnsinn mit seinem Kopfball zum 3:2 (90.+4). 

"Ich kann es nicht in Worte fassen"

Nachdem der Abpfiff ertönt und ein erster Jubelsturm abgeebbt war, schienen sich nicht wenige Zwickauer zu fragen, was soeben überhaupt geschehen war. Cheftrainer Enochs etwa stand ungläubig auf dem Platz und redete leise vor sich hin. Auch Matchwinner Morris Schröter hatte seine Emotionen und Gedanken noch nicht ganz geordnet, als er vor die Kameras trat: "Ich kann es selber noch nicht in Worte fassen. Ich muss es mir vielleicht erstmal anschauen, um zu sehen, was wirklich passiert ist. Wenn ich jetzt auf die Anzeigetafel schaue, dann haben wir drei Tore, der Gegner bloß zwei." 

Mit etwas mehr zeitlichem Abstand fiel Joe Enochs die Einordnung des Erfolgs schon wieder leichter. Der Übungsleiter auf der Pressekonferenz: "Jetzt gilt es halt, auf dem Teppich zu bleiben, das zu genießen heute, aber ab morgen wieder kompletter Fokus auf das ganz wichtige Spiel gegen Chemnitz zu Hause." Mit einem Sieg im Endspiel würde der FSV an Chemnitz vorbeiziehen und hätte den Klassenerhalt anschließend in eigener Hand, eine Niederlage wiederum könnte den Abstieg bedeuten. 

   

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