Zwischenfazit BVB II: Trotz Krise genug Qualität für die Liga
13 Spieltage, und damit rund ein Drittel der Saison 2014/2015 sind bereits absolviert. Die Länderspielpause nutzt liga3-online.de, um ein erstes Zwischenfazit zu der bisherigen Saison der 20 Drittligisten zu ziehen. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf Borussia Dortmund II: Neun sieglose Spiele in Serie haben Spuren hinterlassen. Der BVB II rutschte nach starkem Saisonbeginn von Platz fünf auf Rang 19 ab. Gerade mal zehn Punkte hat die Dortmunder U23 nach 13 Spieltagen auf dem Konto. Um das angestrebte Ziel, den Klassenerhalt zu erreichen, ist das viel zu wenig. Zudem stellen die Schwarzgelben mit gerade einmal 13 eigenen Treffern eine der harmlosesten Angriffsreihen der Liga.
Das lief gut:
Vor exakt drei Wochen zeigte die Zweitvertretung der Borussia eindrucksvoll, woran es ihr in der aktuellen Krise nicht mangelt: Willenskraft. Im Mittwochsspiel beim MSV Duisburg lagen die Schwarzgelben bereit mit 0:2 zurück. Bei einer Serie von bereits sechs sieglosen Spielen wäre so mancher Verein in seine Einzelteile zerfallen und hätte sich angesichts des starken Gegners seinem Schicksal ergeben. Nicht der BVB II. Mit Leidenschaft kämpfte sich die Elf von David Wagner in die Partie und erzielte den 1:2-Anschlusstreffer und hatte in der Schlussphase sogar die Möglichkeit zum Ausgleich. Ähnlich entschlossen trat die Mannschaft im Heimspiel drei Tage später gegen die Stuttgarter Kickers auf. In Unterzahl und mit 0:1 in Rückstand erkämpfte sich das Team kurz vor Schluss einen Punkt gegen den Tabellenzweiten.
Das lief nicht gut:
Ein gravierendes Problem der „Amateure“ im bisherigen Saisonverlauf ist das Umschaltspiel. Durch katastrophale Abspielfehler, die zu Gegentoren führen, bringt sich die Dortmunder Reserve immer wieder selbst auf die Verliererstraße. Häufig führen vermeintlich harmlose Situationen, die weit weg vom eigenen Gehäuse stattfinden, zu Gegentreffern. Ob in Bielefeld (nach eigener Ecke) oder bei der Partie gegen Fortuna Köln (nach einem Einwurf): Die Verteidigung lässt sich nach Ballverlusten viel zu leicht überrumpeln. Im Kopf scheinen die Borussen stets einen Tick langsamer als der Gegner zu sein. Gegenpressing findet kaum statt. Die Außenverteidiger Narey, Bandowski oder Güll sind meist zu weit aufgerückt und dem defensiven Mittelfeld gelingt es nicht, die Räume zuzustellen. Meist genügt ein steiler Pass in die Spitze und der Gegner steht mit mindestens einem Spieler frei vor Torwart Alomerovic, der oft, aber eben nicht immer den Einschlag verhindern kann.
Der stärkste Spieler:
Dass trotz dürftiger Resultate die Klatschen ausblieben, ist vor allem Torwart Zlatan Alomerovic zu verdanken. Obwohl er in 13 Partien bereits 21-Mal hinter sich greifen musste, liegt die derzeitige Krise am wenigsten am Keeper des BVB II. Mit seiner Ruhe bewahrt der Rückhalt, der häufig von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wird, die Schwarzgelben in einigen Begegnungen vor Schlimmerem. Alomerovic, der zudem die Nummer drei des Profi-Kaders bildet, bringt konstant gute Leistungen und kann noch ein ganz wichtiger Trumpf im Kampf gegen den Abstieg werden.
Der schwächste Spieler:
Zwar blieben in den letzten Wochen einige Spieler hinter den Erwartungen zurück, doch dürften sich die Verantwortlichen vor allem von Stürmer Tim Väyrynen mehr erhofft haben. Der Finne kam Anfang des Jahres für 400.000 Euro vom FC Honka – mit der Empfehlung als Torschützenkönig. Nach einer Eingewöhnungszeit sollte Väyrynen in dieser Saison eigentlich voll durchstarten und der U23 mit Toren helfen. Doch stattdessen kommt er über die Reservistenrolle nicht hinaus. Oft darf er erst in den Schlussminuten als letzte „Patrone“ ran. In den Begegnungen gegen Köln und Chemnitz, in denen er über 90 Minuten auf dem Platz stand, wirkte er wie ein Fremdkörper im Dortmunder Spiel. Für einen Spieler, der bereits in der finnischen Nationalmannschaft debütierte und der – für Drittliga-Verhältnisse – eine beachtliche Ablöse gekostet hat, ist das eindeutig zu wenig.
Fazit:
Will die Zweitvertretung der Borussia in diesem Jahr die Klasse erneut halten, muss unbedingt eine Steigerung her. Die Torhüterposition ausgenommen, ziehen sich die Probleme derzeit durch alle Mannschaftsteile: In der Abwehr agiert der BVB II zu unkonzentriert, das Mittefeld produziert zu viele Ballverluste im Spielaufbau und die Offensive hat bei mickrigen vier Toren aus den letzten neun Spielen ihr Pulver offenbar verschossen. Dass in der Truppe durchaus Qualität steckt, zeigte sie zu Saisonbeginn, als sie Rot-Weiß Erfurt mit einem 2:1-Sieg ihre bislang einzige Heimniederlage zufügten und Regensburg zuhause mit 5:1 abgeschossen haben. Trainer und Mannschaft verfügen zudem über genug Erfahrung, um mit der derzeitigen Situation umgehen zu können.
Prognose:
Wenn die Spieler es schaffen, aus den vergangenen Wochen die richtigen Schlüsse zu ziehen und sie den Abstiegskampf annehmen, dann kann die Mannschaft die Klasse halten. Potenzial steckt in diesem Team jedenfalls genug. Man verfügt in Alomerovic über einen starken Rückhalt, der wichtige Punkte für die Schwarzgelben retten kann. Auch der torgefährliche Angreifer Tammo Harder ist ein Plus im Abstiegskampf. Außerdem kehren in Maruoka und Gyau, der jedoch wegen einer Knieverletzung wohl erst im nächsten Jahr wieder eingreifen kann, starke Alternativen in die U 23 zurück, sobald sich die Verletzungsprobleme in der ersten Mannschaft gelöst haben. Unsere Prognose: Es wird knapp reichen mit dem Klassenerhalt!
FOTO: ef-pixx.de