Zwischenfazit Regensburg: Viele Punkte einfach verschenkt
Ein Drittel der Saison 2013/2014 ist bereits absolviert. Grund genug, die 20 Drittligisten in einem Zwischenfazit unter die Lupe zu nehmen. Heute: Der SSV Jahn Regensburg. Nach 12 Spieltagen stehen die Zweitligaabsteiger mit 13 Punkten auf dem 16. Tabellenplatz. In Regensburg herrscht schon ein wenig Ernüchterung vor, hatte man sich „eigentlich etwas mehr erwartet“ (Sportchef Christian Keller). Die Saison gleicht einer Achterbahn, überzeugende Leistungen folgen auf Katastrophenspiele – und andersrum. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die bisherigen Saison vom SSV Jahn einmal genauer an.
Das lief bisher gut
Die Offensive des Jahn funktioniert grundsätzlich. Mit Aias Aosman, Jim-Patrick Müller und Abdenour Amachaibou ist das offensive Mittelfeld qualitativ sehr gut besetzt, zu dritt spielen sie zeitweise die gegnerischen Abwehrreihen schwindelig und erspielen sich glänzende Chancen – die nur leider nicht gemacht werden (siehe Absatz unten). Auch an Einsatz und Willen mangelt es dem Team von Thomas Stratos nicht, in keinem Spiel haben sie sich vorzeitig aufgegeben, egal bei welchem Spielstand – davon zeugen viele Last-Minute-Tore.
Das lief bisher nicht gut
An zwei Dingen muss in Regensburg ganz dringend gearbeitet werden: Zum einen die Chancenauswertung, zum anderen die Konstanz im Defensivverhalten. Der SSV hat mit die meisten Chancen aller Drittligisten, doch zu viele werden einfach liegen gelassen. Wacker Burghausen hätte beispielsweise mit 5:0 aus dem Stadion gefegt werden müssen, doch mehrere Spieler scheiterten freistehend am Keeper, am Aluminium – und an sich selbst. Beim Jahn bewahrheitete es sich schon oft in dieser Saison: „Wer seine Chancen nicht macht…“. Denn defensiv ist die Jahnelf einfach zu unkonstant. An manchen Tagen ist sie immer für ein Gegentor gut, mit 22 Treffern hat sie die zweitschlechteste Verteidigung der Liga. Individuelle Fehler im Spielaufbau, eine enorme Schwäche bei Standards – schon drei Mal hagelte es vier oder mehr Gegentore. Doch dass die Defensive nicht nur Kreis-, sondern auch Weltklasse kann, hat sie ja gezeigt: Schon vier Mal stand hinten die Null, die Abwehrreihe war teils schier unüberwindbar. Diese Leistungen müssen die Spieler endlich konstant halten, die individuellen Fehler müssen abgestellt werden.
Bewertung der Neuzugänge
Die Neuzugänge beim SSV Jahn haben zum Großteil eingeschlagen, allen voran Aias Aosman. Der 20-jährige kam von der U21 des 1. FC Köln und belebt zusammen mit seinem kongenialen Kollegen Amachaibou die Offensive der Regensburger, mit drei Toren und zwei Torvorlagen gehört er zu den gefährlichsten Mittelfeldspielern der 3. Liga. Mit Fabian Trettenbach entwickelte sich ein zweiter Neuzugang zu einer echten positiven Überraschung, aus der eigenen Jugend gekommen hielt er die Außenverteidigung dicht und spielte trotz seiner erst 21 Jahren ohne Scheu nach vorne mit viel Spielwitz und einer gewissen Portion Frechheit. Leider verletzte sich Trettenbach nach nur drei Saisonspielen – seitdem sind die Außen nicht mehr stabil. Mit Dimitrios Anastasopoulos, der vor der Saison als „Königs-Transfer“ bezeichnet wurde, hat der SSV Jahn stand heute einen Fehleinkauf getätigt. Nach seiner Verletzung vor dem ersten Saisonspiel konnte Anastasopoulos nicht zeigen, was er versprach und erwies sich zeitweise sogar in der zweiten Mannschaft als nicht hilfreich.
Bester bisheriger Spieler
Mit Aias Aosman ist ein Neuzugang nicht mehr aus der Offensive der Oberpfälzer wegzudenken. Der Deutsch-Syrer ist technisch äußerst stark, hat eine ausgezeichnete Spielübersicht und kann den tödlichen Pass spielen – noch dazu arbeitet er akribisch nach hinten und ist überaus mannschaftsdienlich. Drei Tore und zwei Vorlagen sprechen da eine deutliche Sprache. Ohne Aosman läuft die Offensive des Jahn nicht, das haben auch die Auswechslungen in dieser Saison gezeigt: verlässt die Nummer 10 den Platz, dann ist der Jahn harmlos.
Schwächster bisheriger Spieler
Den schwächsten Spieler an sich gibt es nicht, nimmt man die Neuzugänge aus, die die Erwartung bisher in keiner Weise erfüllen konnten (Anastasopoulos, Dressler). Viele haben in der Saison schon Höhen und Tiefen erlebt. Erstaunlich ist nur, dass ausgerechnet den Spielern, auf die in der Vergangenheit stets Verlass war (u. a. Sebastian Nachreiner, Patrick Wiegers oder Oliver Hein) plötzlich individuelle Fehler unterlaufen, die wichtige Punkte gekostet haben.
Fazit
Dass der SSV Jahn Regensburg nicht den sofortigen Wiederaufstieg schaffen wird, war angesichts der mangelnden finanziellen Mittel und der neuen, unerfahrenen Mannschaft klar. Dass aber nur der 16. Platz zu Buche steht, ist enttäuschend und war so nicht zu erwarten. Die Qualität für einen einstelligen Tabellenplatz ist vorhanden, das hat der Jahn schon unter Beweis gestellt. Mehr Punkte wurden einfach leichtfertig verschenkt, aus den letzten vier Partien hätten leistungsgerecht drei Siege folgen müssen (Burghausen, Halle, Stuttgart) – doch nur ein Zähler stand am Ende auf dem Konto.
Ausblick
Abstiegskampf oder das ruhige Mittelfeld? Die Frage darauf hat viele Variablen. Wenn die individuellen Fehler abgestellt werden können, wenn die Verletzten in den Kader zurückkehren (und dort bleiben!) und wenn die Jahnelf konstant ihre Leistung bringt – wie es in den letzten beiden Spielen der Fall war – und dann vielleicht noch ein wenig Glück dazu kommt, kann jedes Team in der Liga geschlagen werden. In dem Fall reicht es zur Winterpause locker für einen Platz um Rang zehn. Wenn die Defensive aber wieder das Schwimmen anfängt und die Leistungen weiter schwanken, wird der Jahn das untere Mittelfeld nicht mehr so schnell verlassen können. In ernste Abstiegsgefahr wird Regensburg aber nicht kommen, dafür ist die Qualität schlicht zu hoch. Es gibt drei, vier Vereine, die auf jeden Fall unter dem SSV Jahn stehen werden. Enttäuschend wäre es dennoch!
FOTO: Regensburg1889.de